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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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bedeutete Sicherheit, Stille und Frieden vor den gierigen, egoistischen Ansprüchen anderer Menschen. Allein zu sein bedeutete Reinheit, Freiheit. Danach sehnte sie sich.
    Das war der Grund, warum sie es über die natürliche Liebe, die sie von ihrem Vater, einem Goldschmied, geerbt hatte, hinaus so sehr genoss, mit Metall und Edelsteinen zu arbeiten. Es waren harte, glänzende, nicht poröse Substanzen, die unempfindlich gegen Flecken waren. Sie zogen keinen Schmutz an, sie verrotteten nicht, wurden nicht schlecht. Sie waren sauber, stark, unverletzbar. Solche Eigenschaften liebte Tam. Nach ihnen sehnte sie sich.
    Janos hatte das erraten. Er hatte den Finger direkt darauf gelegt. Und trotzdem war er derjenige, den sie geschickt hatten, um sie an diesen Wichser Georg Luksch auszuliefern. Er war mit der Aufgabe betraut, sie zurück in die Gosse zu stoßen.
    Dieses Schwein. Rachels Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Sie würde ihn pulverisieren, ihn ausweiden, ihn in eine eiserne Jungfrau stecken. Sie hackte seine Nummer ins Telefon.
    Trotz der späten Stunde nahm er unverzüglich ab. »Miss Steele?«
    »Komm mir bloß nicht mit ›Miss Steele‹, du stinkende Kröte«, zischte sie auf Italienisch.
    »Miss Steele.« Die samtige Belustigung in seiner Stimme machte sie fuchsteufelswild. »Es freut mich, schon so bald wieder von Ihnen zu hören … «
    »Halt die Schnauze«, blaffte sie. »Wenn du mir oder meiner Tochter noch einmal in die Quere kommst, bringe ich dich um.«
    Am anderen Ende entstand eine nachdenkliche Pause. »Versuch bitte, dich zu beruhigen«, sagte er in sanftem Italienisch. »Lass uns irgendwo treffen und die Sache bereden wie zwei vernünftige … «
    »Fahr zur Hölle«, zischte sie. »Du machst mich krank.«
    Tam legte auf und brach in Tränen aus.

9
    Sie rannte fieberhaft durchs Haus. Keine Zeit für Tränen oder Zweifel. Sie hatte dieses Szenario Hunderte Male im Kopf durchgespielt, und jetzt funktionierte sie so automatisch wie ein Uhrwerk.
    Als Erstes der große Koffer, der immer gepackt bereitstand und jeden Sonntagabend, sobald Rachel im Bett war, überprüft und inventarisiert wurde, um sicherzustellen, dass Rachels sich konstant veränderndes Überlebensrüstzeug auf dem neuesten Stand war: Nasensauger, Aerosolgerät, Kortisontropfen, Notfallantibiotikum, Tylenolsirup, Allergiesalbe, Feuchttücher, Seifen und antiallergische Hygieneartikel, zusätzliche Kleidung, Windeln und Unterwäsche und ein paar wenige essenzielle Dinge für Tam selbst, die sie in die Ecken stopfte. Sie schleppte den Koffer in die Diele.
    Dann ab in die Küche, um ein paar kindgerechte Snacks einzupacken: Cracker, Karottenstifte, Joghurts, Käsestäbchen, Fruchtsaft in Tüten. Aus dem Safe in der Vorratskammer nahm sie alles Geld, die Inhaberobligationen und ihren Stapel Pässe. Sie blätterte sie mit dem Daumen durch, nahm ihre bevorzugten heraus und packte den Rest in eine Tüte, die sie ebenfalls mitnahm. Auf Zehenspitzen schlich sie ins Schlafzimmer, wo sie als emotionale Überlebensgrundlage die pinkfarbene Flauschdecke, den Sveti-Teddy mit den Locken und den ramponierten blauen Schnuller einsammelte.
    Dieser Dreckskerl. Wegen diesem hinterlistigen Abschaum würde Rachel ihre geliebte Sveti niemals wiedersehen. Alarmiert stellte Tam fest, dass ihr Tränen übers Gesicht strömten. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr sie das, was sie sich hier aufgebaut hatte, mochte. Ihr komfortables Haus, in dem sie sich fast sicher fühlte. Ihr atemberaubend schöner Ausblick auf den Pazifik. Ihr Strand in der abgelegenen Bucht, die für niemanden sonst zugänglich war, außer mit einem Boot. Die magischen Sonnenuntergänge, die sie von den Fenstern in der Küche, dem Wohnzimmer, ihrem Atelier und den Schlafzimmern aus sehen konnte. Ihre fabelhaft ausgestattete Werkstatt, die beste, die sie je gehabt hatte. Ihre Arbeit, die sie so sehr liebte.
    Und ihre Freunde. Auch wenn sie ihr auf den Wecker fielen, tat es weh, dieses Gefühl loszulassen, beinahe irgendwo dazuzugehören. Eine Gruppe von Menschen, die sie mehr oder weniger als das kannten, was sie war, und sie dennoch akzeptierten – das würde sie in ihrem ganzen Leben niemals wiederfinden. Es tat ihr umso mehr für Rachel leid. All diese Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen – verloren.
    Der Teufel sollte Janos holen . Aber Tam hatte keine Zeit für das hier. Sie wusste, wann sie ausmanövriert war. Die arme kleine Rachel, die für ihr seelisches Gleichgewicht so

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