Stunde der Wahrheit
Lächeln und sagte:
»Kommt drauf an wie ...« Doch weiter kam er nicht, denn James packte ihn am Kragen, riss ihn herum und drückte Eric gegen das Gelände, welches bedrohlich zu wackeln begann.
»Mein Gott, James, lass ihn los!«, rief sie und sah die beiden schon in die Tiefe stürzen.
»Das ist alles nur deine Schuld, du verdammter Bastard. Du hast ihn hergebracht. Du konntest es einfach nicht ertragen, dass ich jemanden gefunden habe, oder?«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Gefunden? Wovon redete er? Anstatt zu antworten, holte Eric aus und traf James mit einem lauten Knacken am Kiefer. Dieser taumelte zurück, fing den Schwung aber mit einem Ausfallschritt ab und stürzte sich sofort wieder auf seinen Bruder. Als sie erneut dagegen krachten, wankte das Gerüst bedrohlicher.
»James, hör auf. Du bringst ihn noch um«, rief sie, doch er schenkte ihr keinerlei Beachtung. Von Emmas Geschrei wurden einige Gäste angelockt, die vorsichtig auf die Terrasse traten und dem Gerangel mit gemischtem Interesse folgten.
»Geht doch jemand endlich dazwischen«, schrie sie verzweifelt, doch niemand wollte in die Fronten der Hünen geraten.
»James!«, rief sie ein letztes Mal und packte ihn kurzerhand am Arm. Doch Eric schlug in diesem Moment nach seinem Gesicht und wirbelte ihn herum, so dass James Körper hart gegen ihren stieß. Emma torkelte zur Seite und hielt den Atem an, als ihr rechter Fuß plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen fand. Der Schock dauerte nur eine Sekunde, dann rutschte sie mit dem Bein unter das Geländer. Sie schrie auf, als sie die Straßenlichter unter sich aufblitzen sah und sah sich im Geiste schon am Boden zerschellen. Jemand rief ihren Namen, eine Frau, dann wurde sie von zwei kräftigen Händen unter den Achseln gepackt und hochgehoben. Als beide Beine wieder festen Boden unter den Füßen hatten, blickte sie dankbar auf, doch es war nicht James, der zu ihrer Rettung geeilt war, sondern Eric. Als er ihren verdutzten Gesichtsausdruck sah, ließ er Emma los und wischte sich die blutige Nase am Hemdärmel ab.
James, dessen Augen vor Entsetzen geweitet waren, lag auf dem Boden und rappelte sich gerade auf. Da kam Annabell herbeigeeilt und packte sie mit schreckensweiten Augen an den Schultern. Sie musste diejenige gewesen sein, die geschrien hatte, überlegte Emma. Ihre Chefin redete auf sie ein, doch Emma verstand kein einziges Wort. Sie hatte ein Rauschen im Ohr und ihr Blick war starr auf James gerichtet. So wie er sie fixierte, sah es aus, als würde er sich jeden Moment auf sie stürzen und fest in die Arme nehmen wollen.
Doch da spielte ihr verwirrtes Gehirn ihr wohl einen Streich, denn er starrte nur auf sie und Eric herab und machte dann auf dem Absatz kehrt, um die Terrasse zu verlassen. Seine Gäste sahen ihm verwirrt nach und auch Annabell, die Emmas Blick gefolgt war, schaute ihm fragend hinterher.
»Komm bloß von der Kante weg. Mir wird schon allein vom Hinsehen schwindelig«, sagte sie schließlich und zog Emma vom Rand der Terrasse fort. Doch Emmas Beine zitterten so stark, dass sie sich nicht länger auf den Absatzschuhen halten konnte und auf den Boden plumpste.
»Ich kann nicht«, sagte sie und schaute hilflos zu ihrer Chefin auf. Da half ihr Eric, den sie zwischenzeitlich ganz vergessen hatte, erneut auf die Beine. Als er sich vergewissert hatte, dass sie selbstständig stehen konnte, reichte er sie an Annabell weiter, als wäre sie eine Stoffpuppe. Emma drehte sich zu Eric um und betrachtete sein verunstaltetes Gesicht. Aus seiner Nase lief Blut, das in unregelmäßigen Abständen auf sein Hemd tropfte. Sein Gesicht war um Mund und Nase herum verschmiert und hier und da prangte eine Schramme. Er betrachtete sie einen Moment und fuhr sich dabei mit den Händen durchs Haar, dann sagte er:
»Vielleicht solltest du heute nicht zu Hause schlafen.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und rauschte an den Gästen vorbei. Annabell warf ihr daraufhin einen neugierigen Blick zu, den Emma aber mit einem Schulterzucken abtat. Tatsächlich fragte sie sich aber, was Eric damit meinte?
»Was war denn los?», fragte Annabell. Emma hob unschuldig die Schultern.
»Ich bin an die frische Luft gegangen und zufällig dazwischen geraten, als sie sich gestritten haben.« Sie hoffte, dass ihre Antwort genügen würde, aber natürlich gab Annabell so schnell nicht nach. »Gestritten? Worüber denn?«
»Hab ich nicht mitbekommen«, log sie. Annabell hatte sich mehr
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