Stunde der Wahrheit
ihr Körper vor Anstrengung erschlaffen und dann konnte sie sich überhaupt nicht mehr wehren.
»Das klingt ziemlich dramatisch, findest du nicht? Und es wäre nur halb so schlimm, wenn du nicht so einen Aufstand machen würdest.« Sie antwortete nicht, sondern sah sich nach dem kürzesten Weg zur Straße um. Dort waren Menschen und sie war sich ziemlich sicher, dass er sie nicht vor Augenzeugen verschleppen würde. Sie musste es nur noch schaffen, von ihm loszukommen.
»Also, wirst du jetzt brav sein?«, fragte er mit erhobenen Brauen. Als Antwort hob sie ihr Knie und versenkte es in seinem Schritt. Er stieß ein Grunzen aus, ließ sie los und beugte sich vornüber. Emma nutzte die Gelegenheit, nahm den langen Stoff ihres Kleides in die Hände und rannte davon. Ihre Absatzschuhe machten es ihr nicht gerade einfach, auf dem unebenen Boden voranzukommen, doch jeder Schritt brachte sie weiter weg von Eric – also in Sicherheit. Sie warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie groß der Abstand war … und sah, dass er direkt hinter ihr war. Emma taumelte vor Schreck, brachte sich aber mit dem nächsten Schritt wieder ins Gleichgewicht. Sie musste es nur schaffen, die Straße zu erreichen, dann …
»Hilfe«, schrie sie, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Die andere presste er auf ihren Mund, um ihren Schrei zu ersticken.
»Das wird definitiv noch ein Nachspiel haben«, murmelte er an ihr Ohr, während er ihre Hände fixierte. Er war so stark, dass er ihre Arme mit nur einer Hand festhalten konnte, doch sie wehrte sich auch mit den Füßen.
»Jetzt reicht’s aber«, knurrte er, legte einen Arm um ihren Hals und betastete mit der freien Hand ihren Rücken. Sie hörte auf zu strampeln und fragte sich, was er da tat. Dann spürte sie unterhalb des Nackens ein Drücken und die Welt wurde dunkel.
Kapitel 8
Langsam kam Emma zu sich. Sie öffnete die Augen und blinzelte in vorbeirauschende Lichter. Ihr Kopf war an eine Fensterscheibe gelehnt und brummte unangenehm. Sie fühlte sich, als hätte sie ausgelassen gefeiert und eine halbe Whiskeyflasche getrunken. Die Straßen- und Scheinwerferlichter der vorbeifahrenden Autos schmerzten in ihren Augen, was sie schnell das Gesicht abwenden ließ. Da fiel ihr Blick auf Eric, der auf dem Fahrersitz saß und ihr verschmitzt zulächelte.
»Ah, das Prinzesschen ist aufgewacht. Hast du gut geschlafen?« Verwirrt schaute sie von Eric zur Straße, dann wieder zu ihm. Dabei rieb sie sich den Nacken.
»Ww …was ist passiert?« Er bog in eine dunkle Gasse und sagte:
»Du hast eine ziemliche Szene gemacht, da musste ich zu unschöneren Mitteln greifen. Glaub mir, normalerweise werde ich Frauen gegenüber nicht handgreiflich, aber du hast mir keine andere Wahl gelassen.« Zuerst verstand sie nicht, dann, ganz langsam, kehrten die Erinnerungen zurück.
»Du … du hast mich KO geschlagen!«, rief sie und rüttelte an ihrer Beifahrertür. Sie war verschlossen.
»Nun wollen wir mal nicht übertreiben. Ich habe eine Druckpunkttechnik angewandt, nichts weiter.«
»Nichts weiter?«, rief sie hysterisch. »Du hast mich entführt, Eric!« Er rollte mit den Augen und brachte den Wagen zum Stehen.
»Jetzt mach nicht so einen Aufstand, Schätzchen. Wenn du mich hättest ausreden lassen, hätte ich dir auch erklärt, worum es hier überhaupt geht. Aber …«
»Lass mich raus. Lass mich sofort raus«, verlangte sie. Sie musste sich sehr zusammennehmen, um das Zittern in ihrer Stimme zu kontrollieren.
»Und wieder lässt die mich nicht ausreden«, sagte Eric zu sich selbst und warf resigniert die Hände in die Luft. Als sie auf ihn einschlagen wollte, zwang er ihre Arme gelangweilt nieder und drückte sie in den Sitz.
»Du machst es mir nicht gerade leicht, dich zu beschützen, weißt du das? Glaubst du, ich entführe gerne hilflose Frauen?« Von wegen beschützen! Er hatte sie gewaltsam entführt!
»Wenn wir gleich aussteigen, möchte ich, dass du dich benimmst«, sagte er und beugte sich bedrohlich zu ihr herüber. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass ihr sein Minze artiger Atem entgegenschlug. »Es sei denn, ich soll dich wieder ‚KO schlagen‘?« Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Daraufhin ließ er sie los, brachte den Motor zum Stehen und stieg aus. Er kam um den Wagen herum und öffnete ihre Beifahrertür. Emma stieg langsam aus und scannte die Umgebung nach einer Fluchtmöglichkeit ab, doch außer dunklen Schatten sah sie rein gar
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