Stundenlohn für flotte Gangster
ck.“
„Ich kann nicht hinsehen“,
flüsterte Gaby und wandte der Szene den Rücken zu, drehte sich aber gleich
wieder um.
Der Filialleiter blickte in
Annas geöffnete Tasche. Die besaß zwar einen Reißverschluss, aber der war nicht
geschlossen gewesen. Darüber hing eine Lederklappe. Als Diebstahlssicherung war
die nichts wert.
Aber Anna wurde ja nicht
bestohlen, dachte Tim, sondern man hat ihr was reingeschmuggelt.
Soeben zog der Filialleiter ein
großes, schwarzledernes Portemonnaie heraus.
„Das ist es!“, kreischte Tanja
Trücklich.
„Aber ich habe es nicht
gestohlen“, rief Anna, der endlich ein Licht aufging. „Das... das hat man mir
reingesteckt.“ Selbst in wohlwollenden Ohren klang das sehr unglaubwürdig.
„Wer denn?“, fragte die
Trücklich mit jetzt eiskalter, ruhiger Stimme. „Ich vielleicht, was? Sie
Person! Ich kenn’ Sie ja gar nicht.“
„Ich muss Sie jetzt unbedingt
in mein Büro bitten“, meldete sich der Filialleiter. „Sie beide. Vielleicht
gibt es eine Möglichkeit, den... Vorfall gütlich zu regeln und...“
„Nein!“, erklärte die
Trücklich. „Ich erstatte Anzeige. Die Polizei muss her.“
Anna hatte sich umgedreht. Ihr
Blick suchte TKKG. Die Lehrerin suchte sie draußen und war verblüfft, als sie
Tim und Gaby unter den Gaffern entdeckte.
Warnend legte Tim einen Finger
über die Lippen. Und jetzt war Anna wieder geistig auf Tageskurs. Sie blinzelte
kurz — ihre einzige Reaktion.
Der Einkaufswagen wurde
beiseite gestellt. Die beiden Frauen folgten dem Filialleiter in sein Büro.
An den Kassen lief endlich
alles weiter. Menschen, die sich nicht kannten, tauschten Bemerkungen aus und
dumme Kommentare.
„Komm, Pfote!“, sagte Tim. „Ich
hab ‘ne Idee.“
10. Autoknacker? Wir doch nicht!
Karl und Klößchen warteten mit
den Bikes und hatten das neuerliche Drama um Anna mitbekommen.
Ob die angeblich Bestohlene die
Verdächtige aus dem roten Fiat sei, fragte Karl.
„Garantiert!“, nickte Tim. „Als
sie im Wagen saß, habe ich sie zwar nur von hinten gesehen und von der
Kopfstütze wurde die halbe Frisur verdeckt. Aber die andere Hälfte stimmt mit
dem roten Lotterhaar der Trücklich überein. Und darauf gründet jetzt meine
Idee. Wir müssen den Fiat finden. Der steht natürlich auf dem Parkplatz. Tempo,
Amigos!“
Tim schnappte sein Bike und
lief voran. Durch die Einfahrt. Hinter den Supermarkt. Vorbei an geparkten Kfz.
Leere Einkaufswagen standen im Wege, zurückgelassen von bequemen Kunden, denen
der Weg nach vorn zu viel war. Allerdings mussten sie dadurch auf die
Pfand-Münze verzichten.
Der rote Fiat stand ganz hinten
in der letzten Reihe, dicht vor der kahlen Rückfront eines Gebäudes, das nicht
zu diesem Terrain (Baugelände) gehörte. Der Wagen war zweitürig, mit
Heckklappe.
„Das ist er“, sagte Tim. „Die
Trücklich hat uns beschattet, ist nach uns gekommen, hat hier geparkt und ist
durch den hinteren Eingang rein. Ein Profi!“
„Und nun?“, fragte Gaby.
Tim deutete durch die
Seitenscheibe in den Fond.
„Unter der Jacke liegt ein
City-Rucksack. Auf dem Boden der totale Saustall. Wahrscheinlich ist auch das
Handschuhfach voll gestopft.“
„Das alles willst du dir aus
der Nähe ansehen?“, fragte Karl ahnungsvoll und nahm bereits seinen Rucksack
ab.
Der TKKG-Häuptling nickte. „Wir
wissen den Namen. Tanja Trücklich mit ck. Führerschein und EC-Karte können
geklaut sein. Vielleicht finden wir im Wagen einen Hinweis auf die wahre Identität
der Rothaarigen.“
„Ich soll also den Wagen
knacken“, sagte Karl und zog das Etui mit den speziellen Instrumenten aus
seinem Rucksack.
„Behutsam öffnen.“ Tim grinste.
„Dann wieder abschließen. Nichts wird beschädigt. Nichts wird gestohlen. Wir
machen uns nur ein bisschen schlau im Dienste der guten Sache.“
„Ich gehe inzwischen
spazieren“, meinte Gaby. „Als Tochter eines Kriminalkommissars kann ich das
nicht gutheißen.“
„Ich nenne das Schmiere
stehen“, lachte Tim. „Bitte, pfeif, wenn jemand kommt.“
„Dazu gebe ich mich nicht her.“
Gaby blieb und sah zu. Karl
benötigte zwei Minuten. Dann öffnete er die Fahrertür.
Tim nahm als erstes den
City-Rucksack, musste aber enttäuscht feststellen, dass der nichts — rein gar
nichts — enthielt. In der Jacke steckte nur ein zerknülltes Taschentuch. Der
Krimskrams auf dem Boden hinter den Rücksitzen bestand aus zerfledderten
Journalen, Kartonresten, einer Plastiktüte mit drei Paar alten
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