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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schuhen, die
offenbar entsorgt werden sollten, und zwei Blumentöpfen mit vertrockneter Erde
und verdorrten Zimmerblumen.
    „Nichts.“
    Er öffnete das Handschuhfach.
Es enthielt Sonnenbrille, eine leere Parfumflasche, Diät-Kaugummi, eine
Schachtel mit Tabletten gegen Sodbrennen und einen Stadtplan.
    „Wieder nichts. Pleite!“
    „Ich vermute“, sagte Gaby, „sie
heißt wirklich Tanja Trücklich. Überlegt mal! Sie verlangt ausdrücklich die
Polizei. Wären Führerschein und Scheckkarte gestohlen, ginge sie ein großes
Risiko ein. Einer der Beamten könnte es wissen. Sicherlich — von den zahllosen
Verbrechen in unserer Riesenstadt hat jeder nur das im Kopf, was seinen
Dienstbereich unmittelbar betrifft. Trotzdem!“
    Tim nickte. „Deiner Überlegung
ist nichts hinzuzufügen, Pfote.“
    „Schöne Postkarte“, sagte
Klößchen.
    „Was?“
    „Die dort. Vor deiner Nase. Etwas
darüber.“
    Tim hatte die Postkarte nicht
bemerkt. Sie steckte oberhalb des Innenspiegels am Autohimmel. Es war die
Ansichtskarte von einer griechischen Insel — eine Verheißung vom Paradies: mit
blauem Meer, Sonne, üppiger Vegetation, Sirtaki (griechischer Tanz) und
rotem Wein.
    Tim drehte sie um.
    „Datum vom 22. Juni dieses
Jahres. Liebe Tanja! Ein Jammer, dass du nicht hier bist. Ich liebe diese
Insel. Habe auch schon einen griechischen Fischer kennen gelernt. Er hat braune
Augen. Leider riechen seine Hemden nach Kabeljau — oder so ähnlich. Aber ich
riläkse. Deine Freundin Hildegard — Relaxen (entspannen) hat sie
geschrieben wie man’s spricht. Und adressiert ist die Grußkarte an Tanja
Trücklich, Bernstoffer Straße 104 — hier in unserer Stadt. Was wir wissen
wollten! Klößchen, deine Entdeckung ist super.“

    „Ich achte eben auf alles“,
erklärte sein Freund bescheiden.
    Tim, der sich hinters Lenkrad
gesetzt hatte, glitt hervor. Dabei zeigte sich, dass der Kleinwagen zu eng für
ihn war. Außerdem hatte die Trücklich zwar stämmige, aber eher kurze Beine —
und deshalb den Sitz ziemlich weit nach vorn gezogen.
    Tim musste sich winden.
Ungewollt verschob er die Fußmatte.
    Als er sie gerade rückte, fand
er das Geld.
    Es steckte in einem Umschlag,
der unter der Gummimatte lag.
    Die Jungs pfiffen durch die
Zähne, als Tim das Geldbündel herausnahm. Gabys Kornblumenaugen wurden weit und
sie pustete gegen den Pony.
    „Sieh einer an!“ Tim begann zu
zählen. „Sie trägt ihr Vermögen nicht bei sich, sondern versteckt es hier. Ist
garantiert kein legales Geld, sondern der Lohn für kriminelle Aufträge. So ein
Kuvert habe ich heute schon mal gesehen. Hellbraun, großformatig und längs
geknickt. Genauso war Flappes Kohle im toten Briefkasten verpackt.“
    „Wie viel ist es?“, fragte
Karl.
    „...28, 29, 30 — alles
Hunderter. Also 3000.“ Tim schob die Banknoten zurück in den Umschlag. „Netter
Stundenlohn. Wenn wir mal unterstellen, dass die Trücklich es für den Anschlag
auf Anna gekriegt hat.“
    „Auf unsere Lehrerin wird
wirklich aus allen Rohren geschossen“, sagte Gaby. „Verleumderische Anrufe bei
Kollegen und Nachbarn. Provozierte Autounfälle. Jetzt wird sie gebrandmarkt als
Diebin. Muganis Vernichtungswille ist unfassbar. Der Kerl will Anna in den
Wahnsinn treiben.“
    „Hat aber nicht mit uns
gerechnet.“ Tim legte den Umschlag zurück. „Karl, bester Autoknacker unter 16 —
schließ wieder ab.“
    Der Computer-Freak war gerade
damit fertig, als ein älterer Mann seinen Einkaufswagen heran schob — zu einem grünen
Ford mit Aufklebern am Heck. Ein stechender Blick aus stahlgrauen Augen
erfasste die Szene.
    „Was macht ihr denn hier?
Gehört ihr zu dem Wagen?“
    Verdammt!, dachte Tim. Denn
Karl hielt das Lederetui mit den Nachschlüsseln, Sperrhaken, Dietrichen und Drähten
noch in der Hand. Diese geradezu feinmechanischen Instrumente sah man zwar
nicht. Aber die Stilrichtung des Etui-Inhalts ließ sich erahnen, jedenfalls war
das Behältnis kein Geigenkasten.
    Karl war clever genug, es nicht
eilig wegzustecken, sondern spielte damit herum.
    „Nein!“, antwortete Tim auf die
Frage. „Aber nächste Woche kriege ich meinen Führerschein. Und dann wird mir
mein Onkel einen kleinen Fiat schenken. Einen wie diesen hier. Gebraucht,
natürlich. Leider nicht in Rot, sondern in einem Schlammgrau — wie die
italienische Poebene im November bei Regen.“
    „Aufbrechen wollt ihr den Wagen
jedenfalls nicht?“ Der stechende Blick ließ an ein Florett denken.
    „Wir sind keine

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