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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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brachen auf. TKKG schoben
ihre Tretmühlen. Anna ging mit Gaby voran, gefolgt von Karl und Klößchen. Für
mehr als paariges Nebeneinander waren die Gehsteige zu schmal. Denn schließlich
waren die fünf nicht die einzigen Passanten.
    Tim ging als Letzter. Da er
immer hellwach ist, nie träumt, sondern seine Umgebung mit allen Sinnen
wahrnimmt — fiel ihm jetzt etwas auf.
    Vom Parkplatz fuhr ein
Kleinwagen ab, ein kirschroter Fiat, chauffiert von einer — offenbar
rothaarigen — Frau.
    Genaueres sah Tim nicht. Doch
er bemerkte, dass die Rothaarige zu Anna blickte, statt auf die Fahrbahn zu
achten. Nur ganz knapp kam der Wagen an einer Lichtpeitsche vorbei, hätte fast
den rechten Außenspiegel eingebüßt. Dann beschleunigte das Fahrzeug und
verschwand hinter der Kurve.
    Muss nichts bedeuten, dachte
der TKKG-Häuptling. Anna ist ein Eyecatcher (Blickfang). Männer müssen
an sich halten — sonst pfeifen sie ihr nach. Aber auch Frauen achten auf Anna.
Wahrscheinlich nicht wegen Bewunderung, sondern mehr wegen Neides. Deshalb sind
ja Schönheiten in der Damenriege meistens viel unbeliebter als zottige
Radieschen. Naja, mich würde interessieren, wie die Rothaarige von vorn aussieht.
Wenn nichts passiert, behalte ich’s für mich.
    Zehn Minuten später sah Tim den
roten Fiat zum zweiten Mal.
    Er parkte in der Laubhaimer
Straße am Bordsteinrand.
    Anna und TKKG hätten an ihm
vorbei gemusst. Aber als sie sich auf etwa 150 Meter genähert hatten, fuhr der
Wagen weiter. Dabei bedrängte er einen Radfahrer, einen jungen Mann. Offenbar
fluchend wich der nach links aus, zeigte dem davon fahrenden Kfz dann den
Finger.
    Hm! Aha!, dachte Tim. Die
Rotmähnige hat auf uns gewartet. Jetzt fährt sie voraus. Vielleicht wird’s noch
spannend.
    Anna und Gaby waren in ihr
Gespräch vertieft. Karl und Klößchen trotteten schweigend. Tim behielt den
Überblick.
    Kein roter Fiat auf dem zweiten
Teil der Strecke.
    In der Schlenker Straße gibt es
einen begrünten Mittelstreifen, der die Fahrbahn teilt, einige Gärten und keine
zu hohen Häuser. Der KDR-Markt war erst vor kurzem auf einem ehemaligen
Fußballplatz errichtet worden. Der Verein hatte sich aufgelöst, weil sich die
Tritt-Ball-Fans dieses Stadtteils nur noch für die Bundesliga interessierten.
Der Verein hatte erhebliche Schulden seit Väters Zeiten und deshalb seinen
Grund und Boden an die KDR-Markt-Kette verscherbelt.
    KDR waren groß eingestiegen,
hatten baulich geklotzt. Hinter dem großen Einkaufszentrum lag ein Kundenparkplatz,
der erst um 19 Uhr mit einer Schranke dicht gemacht wird. Tagsüber ist er
gerammelt voll, aber weil auch ständig Kunden hinausfahren, findet man immer
eine freie Parkbox.
    „Wenn ihr bitte hier auf mich
wartet“, sagte Anna vor dem Eingang. „Ich nehm’ mir einen Einkaufswagen.“
    Die standen — ineinander
geschoben — in langer Reihe vor dem Eingang. Nach dem bekannten System hingen
sie mit Münzschloss und Kette zusammen.
    Anna suchte in ihrer bauchigen
Umhängetasche erst nach der Geldbörse, dann nach einer passenden Münze, war
aber nur mit Papiergeld ausgerüstet.
    Klößchen, der Kapitalist,
sprang ein und lieh ihr das Geldstück für den Wagen.
    TKKG warteten. Kunden kamen und
gingen. Klößchen erwog, sich rasch mit Schokolade einzudecken, verzichtete dann
aber mit einer Miene wie Heldenmut.
    Gaby lehnte sich an Tims
Schulter, obwohl sie nicht müde war. Karl polierte seine Nickelbrille. Der
TKKG-Häuptling spähte umher. Gaby bemerkte das.
    „Suchst du wen?“
    „Ich habe vorhin was
beobachtet. Eine rothaarige Frau in einem kleinen roten Fiat.“
    „Und?“
    „Hab sie zweimal gesehn. Auf
dem Alten Markt und in der Laubheimer Straße. Ich glaube, der Rotschopf
interessiert sich für Anna.“
    Seine Freunde strafften sich,
waren augenblicklich hellwach.
    „Vielleicht schon wieder eine von
Benito Mugani bezahlte Ganovin“, überlegte Gaby.

    „Die Neupott-Darstellerin
kann’s nicht sein“, sagte Karl. „Anna hat die als hellblond beschrieben.
Allerdings — es gibt ja Perücken.“
    „Falls wieder ein Anschlag
erfolgen soll“, erklärte Tim, „muss die Täterin neu sein. Ein Unfall kommt im
Moment nicht infrage, denn Anna ist ja ohne ihren Wagen unterwegs und...“
    Er sprach nicht weiter. Wie auf
Kommando wandten sich alle Gesichter zum Eingang. Aber nicht nur TKKG blickten
erschrocken in den Supermarkt, auch Kunden blieben stehen, luchsten und
lauschten.
    Zu sehen war im Moment noch
nichts, jedenfalls nicht die

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