Stundenlohn für flotte Gangster
Sie sich hier nie wieder blicken. Das ist ein
Lokalverbot. Kapiert, Armleuchter?!“
Lorder rutschte vom Barschemel
und legte einen Geldschein neben sein Champagnerglas. Auf dem Weg zum Ausgang
musste er um Mugani herumgehen.
Der rührte sich nicht,
vermittelte äußerlich die Ruhe eines Denkmals. Aber unter der Oberfläche
brodelte Wut. Tim sah’s an seinen Augen. Das irre Funkeln des Killers, dachte
der TKKG-Häuptling. Ja, hallo! Das hat nichts mit Temperament zu tun. Der
Psycho rastet aus.
Gilli, der Barkeeper,
beobachtete seinen Chef.
Mugani quälte sich ein Lächeln
ins Geeicht.
„Du willst doch deine Schwester
vom Bahnhof abholen, Sergio! Zisch los! Ich vertrete dich solange.“
„Klar doch, Chef.“
Gilli war schon bei der Tür zum
Hintergrund-nur-für-Angestellte. Und streifte dabei die Jacke ab.
Dort rechts war der Tresen
geöffnet: Ein Durchlass für den Fall, dass der Barmann allein bediente und an
den Tischen serviert werden musste.
Mugani trat hinter die Bar.
Gilli war verschwunden und auch Dr. Lorder nicht mehr zu sehen. Der
Schniegel-Django blickte zu Tim und Gaby her, aber die waren in den
gegenseitigen Anblick versunken und hatten scheinbar nichts mitgekriegt.
Tim hielt die Hand seiner
Freundin und spürte, wie kalt ihre Finger waren. Aufregung. Klar doch! Ein
Durchschnitts-Gast hätte jetzt weiter gebechert und die Auseinandersetzung
vergessen.
Aber Tim und Gaby wussten:
Mugani hatte seinen stämmigen Knuffi von der Leine gelassen. Gilli war jetzt
auf Verfolgung und würde Lorder eins draufhauen. Vermutlich hinterrücks.
Eilige Angelegenheit!, dachte
Tim. Aber nur keine Hast zeigen!
Er küsste Gaby auf die Wange.
„Du! Ich schlappe mal zum
Empfang. Vielleicht hat dein Vater dort angerufen. Außerdem“, grinsend senkte
er die Stimme, „muss ich mal.“
„Ich bestell noch ‘nen Drink.“
„Für mich auch.“
Tim stieg vom Hocker und
tigerte zur Tür.
Mugani, der mitgehört hatte,
war schon zu Gaby unterwegs.
Im Hinausgehen hörte Tim, wie
er fragte, ob’s das Gleiche sein solle.
Jetzt aber Tempo!
Tim sauste durch die Halle und
hinaus.
Es dunkelte. Der Himmel hatte
sich mit Wolken bedeckt. Eine frühe Juli-Nacht.
Vor dem Hotel brannten
Laternen. Eine Auffahrt und ein Rasen in Dreieck-Form grenzten zur Straße ab.
Der Parkplatz für Gäste und Restaurant-Besucher lag rechts hinter einer
Schranke, für die man bei der Ausfahrt einen Parkschein brauchte. Der Platz
fasste sicherlich an die 100 Wagen, war umfriedet und grenzte rückseitig an den
Altsiedler-Park. Angeblich war die Auto-Abstell-Anlage auch bewacht. Aber damit
meinte man wohl, dass der Eingangs-Portier ab und zu einen Blick hinüber warf,
wenn jemand rausfuhr. Ein Autoknacker hätte leichtes Spiel gehabt — zumindest
in den hinteren Reihen.
Tim war überzeugt, dass Dr.
Lorder seinen Wagen dort geparkt hatte. Und Gilli dachte sicherlich genauso.
Der uniformierte Portier stand
abseits vom Portal, stocherte nicht mehr in den Zähnen und unterhielt sich mit
einem Handwerker, der an einer Außenlichtleitung werkelte.
Tim lief zum Parkplatz.
Jenseits der Schranke verhielt er. Auch hier gab’s Laternen. Aber sie
beschienen nur den vorderen Teil.
Schritte hinten links. Tim lief
geduckt.
Gilli kam sicherlich durch
einen Nebenausgang, war vielleicht schon zwischen den Fahrzeugen.
Tim folgte dem Geräusch der
Schritte und spähte ins Dunkel. Dann sah er den Anwalt. Lorder stand neben
einem Porsche und wollte soeben aufschließen.
In dieser Sekunde näherte sich
die dunkle Gestalt von hinten. Lautlos und schnell. Zweifellos Gillis Konturen.
Aber er trug jetzt ein dunkles Sweatshirt mit Kapuze. Und eine dunkle
Strumpfmaske überm Gesicht, eine Sturmhaube.
Tim sauste los.
Hinter Lorder holte Gilli zum
Schlag aus.
„Vorsicht, Dr. Lorder!“,
brüllte Tim.
Indem der TKKG-Häuptling über
eine Motorhaube flankte, prallte er fast gegen die beiden. Lorder verharrte einen
Moment, bevor er sich umdrehte. Tim rammte eine harte Linke gegen den
maskierten Schädel. Gilli taumelte zum Porsche-Heck und fiel auf den Hintern.
Tim wollte nachsetzen. Aber Lorder verkannte die Situation, hatte den
Maskierten wohl gar nicht bemerkt — wegen verspäteter Kehrtwendung — und hielt
Tim für den Angreifer.
Jedenfalls bedankte er sich bei
seinem Retter mit einem gar nicht mal üblen Haken auf die Rippen.
Tim wurde gestoppt, schnappte
nach Luft, blockte den zweiten Schlag ab und keuchte: „Aufhören, Mann! Ich bin
auf Ihrer
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