Stupid Crazy Love Story

eigentlich vor, es wegzuwerfen, weil ich keine Erinnerungsstücke an den Abend mit Max haben wollte. Aber jetzt, wenn ich es so ansehe – die feine Stickerei, den handgefärbten Stoff, den schönen Schnitt –, will ich es doch behalten. Oder vielleicht lasse ich es auch in ein Minikleid ändern, um es in New York mit High Heels zu tragen.
    Ich betrachte mich im Spiegel. Ich trage wieder meinen üblichen Schlabberlook aus Jeans und T-Shirt. Meine Haare sind in einem straffen Pferdeschwanz gebändigt, mein Gesicht ist von Lilys Make-up sauber geschrubbt. Dieses Spiegelbild hat mich schon immer angeschaut, solange ich zurückdenken kann. Aber ist das wirklich das Ich, das ich der Welt zeigen will? Das kann ich besser. Es schadet ja nicht, sich ein bisschen Mühe zu geben. Heute Abend kommen vielleicht nur Will und Juan vorbei, aber hey, ich habe meinen Schulabschluss in der Tasche, ich habe gerade eine Wahnsinnsrede gehalten und in zwei Monaten bin ich in New York. Das Leben fängt gerade erst an und ich laufe rum, als würde ich bald in Rente gehen.
    Ich ziehe mir das Haargummi vom Pferdeschwanz und wühle meine Locken auf. Dann nehme ich das kurze schwarze Stretchkleid, das Will mir einmal geschenkt hat und seitdem ungetragen in meinem Schrank hängt. Ich ziehe Jeans und T-Shirt aus und schlängle mich in das Kleid. Es liegt genau an den richtigen Stellen eng an. Ich hätte schon längst auf Will hören sollen. Dann lege ich noch einen Gürtel um, ziehe meine Flipflops an und trage ein wenig Lipgloss auf. Schon besser. Viel besser. Ich drehe mich vor dem Spiegel. Wenn ich will, kann ich richtig sexy aussehen. Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen?
    In dem Moment vibriert mein Handy. Es ist eine SMS von Charlie, der mich zu seiner Party einlädt. Ich mache mir noch nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich dort besonders wohlfühlen würde, mit Max und Lily als Traumpaar des Abends. Nein danke.
    Von Max keine Nachricht. Was habe ich auch erwartet? Eine SMS, in der er mir seine unsterbliche Liebe gesteht? Wahrscheinlich hat er genau in diesem Moment Sex mit Lily.
    Es klopft an der Tür und Mom steckt den Kopf herein. Bewundernd sieht sie mich an. »Du siehst so schön aus, Kylie, geh raus und amüsier dich. Du musst heute Abend nicht zu Hause bleiben.«
    Â»Ich dachte, ich hätte Hausarrest?«
    Â»Tja, ich denke, das ist nicht mehr wirklich nötig.«
    Mom setzt sich auf mein Bett und legt mir die Hände auf die Wangen, wie sie es immer getan hat, als ich noch klein war. »Kylie, es tut mir leid, dass ich dir so viel Druck gemacht habe.« Das scheint die Einleitung zu einem ernsten Gespräch zu sein, einem Gespräch, wie wir es sonst nie führen. Normalerweise würde ich mich ja darüber freuen, aber heute bin ich absolut nicht mehr dazu in der Lage. Ich will jetzt nur noch relaxen und abschalten.
    Â»Es war nicht fair von mir, dir jeden Tag die Verantwortung für deinen Bruder aufzutragen. Ich hätte mir etwas anderes überlegen müssen, damit du mehr Freizeit hast«, erklärt Mom. Sie ist offenbar entschlossen, die Sache durchzuziehen.
    Â»Sei nicht so hart mit dir, Mom. Wirklich. Ich bin gern mit Jake zusammen.«
    Â»Ich denke, du hättest mehr Zeit mit anderen verbringen sollen, was ich leider nicht genug gefördert habe.«
    Â»Aber das ist doch genauso mein Fehler gewesen. Ich habe die ganze Hausarbeit als Ausrede genommen, um mich verstecken zu können.«
    Â»Ich hoffe, das wirst du in New York nicht mehr tun.«
    Â»Das hoffe ich auch.«
    Mom zieht mich zu sich heran und umarmt mich. »Du machst uns so stolz, Kyles. Das hast du schon immer getan. Und ich weiß, dass du es immer tun wirst.«
    Da klingelt es zum Glück an der Haustür. Wenn ich noch eine Sekunde länger so mit Mom dagesessen hätte, hätte ich noch richtig angefangen zu heulen.
    Â»Ich gehe schon«, sage ich und löse mich von Mom. »Das ist Will.«
    Ich laufe aus dem Zimmer und wische mir mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht.
    Als ich die Haustür aufreiße, steht da – Max. Oh Gott. Mein Herz springt in meiner Brust, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich bekomme keine Luft mehr.
    Max lächelt, sodass sich Grübchen auf seinen Wangen bilden. Augenblicklich verliebe ich mich wieder in ihn. Was ist nur los mit mir? Ich