Stupid Crazy Love Story

getroffen. Sonia hat wirklich krasse Augenbrauen.
    Â»Okay, dann lass uns mal anfangen«, sagt Kylie geschäftsmäßig.
    Sie holt Stift und Notizbuch hervor. Ich nichts. Das hier ist ihre Sache.
    Â»Also, welches Buch hat dich am meisten beeindruckt?«, fragt Kylie. Ich kann ihr ansehen, dass sie nicht besonders viel von mir erwartet.
    Â»Hm, vielleicht Der Fänger im Roggen«, sage ich, ohne nachzudenken. Es ist das Erste, was mir einfällt.
    Kylie lächelt und beißt sich auf die Unterlippe, so als müsste sie ein Lachen unterdrücken.
    Â»Was?«, frage ich.
    Â»Ich hatte mir schon gedacht, dass du so etwas in der Art sagen würdest.«
    Das Grinsen auf ihrem Gesicht gefällt mir gar nicht, genauso wenig wie der herablassende Ton, mit dem sie das sagt. Sie glaubt, mich zu kennen. Dabei hat sie überhaupt keine Ahnung.
    Â»Und ich dachte mir auch schon, dass du so etwas in der Art sagen würdest«, antworte ich und sehe ihr dabei in die Augen. »Es stimmt eigentlich auch gar nicht. Ich habe es nur gesagt, damit wir hier schnell fertig sind. Es war das erste, was mir in den Sinn gekommen ist.«
    Â»Wenn wir diese Hausaufgabe machen, dann bitte auch richtig. Ich meine, schließlich sind wir ja schon mal hier.«
    Sie hat recht. Warum verstecke ich mich? Weil ich nicht über Bücher rede. Das tue ich nie. Ich rede über Sport und so. Das ist es, was mich ausmacht. Was die Leute von mir erwarten. Es interessiert doch niemanden, wie ich T. S. Eliot finde. Obwohl ich ihn in Wirklichkeit sehr mag. Ich rede eben nur nicht gern darüber.
    Â»Nenn mir ein anderes Buch«, sagt Kylie. »Versuch, mich zu beeindrucken«, fügt sie hinzu.
    Ts. Soll sie doch versuchen, mich zu beeindrucken. Als wenn ich ihr irgendetwas beweisen müsste. Und doch sitze ich hier und denke darüber nach, was ich sagen könnte. Okay, gut. Spielen wir also dieses Spiel.
    Â»â€ºDer Tod bleibt immer gleich, doch jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod.‹ Von wem ist das?«, sage ich. »Na los, versuch doch mal, mich zu beeindrucken.«
    Kylie sagt für ungefähr eine Minute überhaupt nichts. Ich habe sie vollkommen aus dem Konzept gebracht. Sie sieht so schockiert aus, dass ich lachen muss.
    Â»Was ist?«, fragt sie.
    Â»Du hast absolut keinen blassen Schimmer und das ist irgendwie witzig.«
    Â»Was ist daran witzig?«
    Â»Keine Ahnung. Du weißt in Englisch doch sonst immer auf alles die Antwort und ich hätte gedacht, dass du das Zitat kennst.«
    Â»Tja, tue ich aber nicht.«
    Kylie ist es anscheinend nicht gewohnt, so überrumpelt zu werden. Sie ist es vielmehr gewohnt, die intelligenteste Person im Raum zu sein. Und sie findet das gerade ganz offensichtlich überhaupt nicht lustig.
    Â»Vielleicht bin ich ja doch nicht so vorhersehbar, wie du dachtest«, sage ich.
    Â»Okay, das war blöd, was ich gesagt hab«, gibt sie zu.
    Â»Ja, ein bisschen.«
    Â»Also, was war das für ein Zitat?«
    Â»Es ist aus Uhr ohne Zeiger von Carson McCullers.«
    Â»Wow, da hab ich mich echt durchgekämpft. Ich fand das Buch ziemlich deprimierend.«
    Â»Mir hat es gefallen. Ich fand, es ist … irgendwie voller Zuversicht. Auf eine seltsame Weise.«
    Â»Echt? Warum?«
    Â»Ich weiß nicht … Ich glaube, weil es darum geht, wie man die dunklen Seiten des Lebens bewältigen kann. Weil es um die Dinge geht, über die niemand gern spricht. Die Lügen, die wir uns selbst erzählen, um über die Runden zu kommen.« Damit kenne ich mich aus. Aber das werde ich Kylie nicht erzählen. Sie muss ja nicht alles über mich wissen. Also füge ich stattdessen einfach nur hinzu: »Ja. Wahrscheinlich hast du recht, es ist deprimierend. Aber weißt du, was? Wir werden mit unserem Leben klarkommen müssen. Denn keiner von uns kommt da lebendig wieder raus.«
    Â»Das ist ja ausgesprochen tiefgründig. Hast du das von Taylor Lautner geklaut?«
    Â»Um ehrlich zu sein, von Clint Eastwood. Du traust mir aber auch gar nichts zu. Taylor Lautner?«
    Kylie lacht. »Du hast recht. Das wäre zu tiefgründig für Taylor Lautner. Aber ich kapiere es immer noch nicht. Wo steckt da die Zuversicht?«
    Â»In der Vorstellung, dass es auch im Tod noch Würde geben kann. Dass, wenn du dein Leben richtig lebst, das Sterben vielleicht gar nicht so schlimm ist. Ich finde das irgendwie beruhigend. Es hat mir ein