Stupid Crazy Love Story
Geschichte zu erzählen. Vorsichtig schaut er zu Kylie, um zu sehen, ob es ihr gut geht. Ich bin mir da nicht so sicher.
»Alle sagten, es wäre ein Wunder, dass Javier überlebt hat. Er muss wirklich einen Schutzengel gehabt haben. Aber es hat ihn zerstört. Er fühlte sich für den Tod von den beiden verantwortlich. Und vor allem fühlte er sich schuldig, weil er überlebt hatte.«
Kylie starrt Manuel fassungslos an. Dann legt Manuel einen Arm um sie. Schweigend sitzen die beiden da. Ich weià nicht, was ich tun soll. Ich fühle mich total fehl am Platz. Ich will nicht alles noch schlimmer machen, aber ich weià auch nicht, wie ich helfen kann, also halte ich einfach den Mund und warte auf ein Zeichen von Kylie.
Was sie wohl gerade durchmacht? Es muss sich anfühlen wie ein Schlag in die Magengrube. Wahrscheinlich ist das hier ähnlich schlimm für sie wie die Krebserkrankung meines Vaters für mich, nur dass Krebs ein langsamer Prozess ist. Vielleicht hätten wir doch besser nicht mit hierherkommen sollen.
»Und dann ist er weggezogen?«, fragt Kylie.
»Ja. Irgendwann fing Javier an, davon zu reden, in die USA auszuwandern. Und es schien ihm auch besser zu gehen, nachdem er den Entschluss gefasst hatte. Eines Abends kam er zu mir, da hatte er schon alles gepackt. Er wollte nach San Diego. Und wenn er einen Job gefunden hatte, wollte er seine Mutter nachholen. Ich versprach ihm, mich solange um Lola zu kümmern. Im Grunde hatte es Lola noch schwerer getroffen als Javier. Sie hatte ihren Mann und ihren Sohn verloren. Und jetzt lieà sie auch noch ihr einzig verbliebener Sohn hier zurück. Sie saà nur noch in ihrem Haus und strickte. Einmal die Woche habe ich sie zum Abendessen eingeladen. So habe ich von dir und deiner Mutter und deinem Bruder erfahren. Von Javier hatte ich schon lange nichts mehr gehört. Er rief mich nicht mehr zurück und schlieÃlich akzeptierte ich, dass er die Vergangenheit einfach vergessen wollte. Trotzdem habe ich ihn nie vergessen.«
Manuel hält inne und sieht kurz weg. Vielleicht hat er Angst, Kylie mit seiner Erzählung nur noch mehr aufzuregen. Aber Kylie ist ruhig und gefasst.
»Das ist ganz schön viel zu verdauen, nicht wahr?«, fragt Manuel.
»Ja. Aber ich bin heilfroh, dass ich es jetzt weiÃ. Vielen Dank. Das hilft mir tatsächlich, ihn besser zu verstehen. Es erklärt ⦠eine Menge. Und irgendwie bin ich auch erleichtert. Wenigstens gibt es einen Grund für sein Verhalten. Vielleicht ändert sich unser Verhältnis ja noch. Ich hatte ihn ehrlich gesagt schon abgeschrieben.«
»Tja, dann bin ich froh, es dir erzählt zu haben.«
»Ich glaube, ich geh mal raus, ein bisschen frische Luft schnappen. Ich bin gleich wieder da, in einer Viertelstunde oder so«, sagt Kylie.
»Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst, ich bin hier«, verspricht Manuel. »Und wir können auch später noch weiterreden, wenn du magst.«
Kylie steht auf und ich folge ihr.
»Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme?«, frage ich. »Nein.«
Wir verlassen das Haus und gehen im hellen Abendlicht die StraÃe entlang.
»Magst du reden?«, frage ich Kylie.
»Es ist okay, wenn du mich einfach nur begleitest. Du musst nicht so tun, als würde dich mein kaputtes Leben interessieren.«
»Es interessiert mich aber.«
Und ich meine es tatsächlich so, was seltsam ist, denn normalerweise interessiert mich wirklich nicht besonders viel. Ich halte mich gerne aus den Sachen raus. Zu viel Ballast kann ich nicht gebrauchen. Aber Kylies Geschichte fasziniert mich. Vielleicht ist es auch Kylie selbst. Ich will mehr über ihre Familie erfahren. Und über sie.
Kylie läuft bergauf, an einer Reihe von Bungalows in warmen Erdtönen vorbei. Ãberall sitzen die Leute im Garten und feiern. Eine Weile laufen wir schweigend nebeneinanderher, während ich die ganze Zeit überlege, was ich sagen könnte, ohne dass es absolut bescheuert klingt. Letztendlich sage ich gar nichts. GroÃartig.
Ich versuche, mit Kylie Schritt zu halten, während sie immer schneller wird. Als wir oben auf dem Berg ankommen, lässt sie sich auf den Rasen fallen. Bewegungslos liegt sie da. Ich lege mich neben sie, wobei ich aufpasse, sie nicht zu berühren. Normalerweise wäre mir so etwas egal, aber irgendwie hat Kylie diese Wirkung auf mich.
»Ich dachte immer, dass er sich wegen Jake
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