Stupid Crazy Love Story
so abkapselt. Und dann dachte ich, es liegt vielleicht am Tod seiner Mutter«, fängt Kylie schlieÃlich an zu erzählen. »Aber jetzt verstehe ich, dass viel mehr dahintersteckt. Unglaublich, dass ich den weiten Weg nach Ensenada machen musste, um endlich mal was über meinen Dad zu erfahren. Ich meine, es wäre schon irgendwie nett gewesen, wenn er es mir selbst erzählt hätte.«
»Ja, mein Dad ist in so was auch nicht besonders gut.«
»Es heiÃt doch immer, wir würden alle werden wie unsere Eltern«, fährt Kylie fort. »Aber das will ich nicht. Ich meine, klar, ich liebe meine Eltern, aber ich glaube nicht, dass sie glücklich sind. Ich will mich auf gar keinen Fall so wie mein Dad von der ganzen Welt abschotten.«
»Für mich ist es wohl schon zu spät«, denke ich laut.
»Wie meinst du das?«
»Keine Ahnung. Ich bin echt nicht gut darin, mich anderen gegenüber zu öffnen. Da bin ich meinem Dad schon ziemlich ähnlich.«
»Wovon redest du eigentlich? Ich bin hier diejenige, die niemanden an sich heranlässt. Du kannst doch super mit Leuten umgehen und kommst sofort mit jedem ins Gespräch.«
»Ach, das ist doch alles bloà Small Talk. Ich will nicht, dass die ganze Welt über mich und meine Probleme Bescheid weiÃ. Charlie ist der Einzige, dem ich irgendwas Persönliches erzähle. Wir kennen uns schlieÃlich schon seit dem Kindergarten.«
»Na ja, mir erzählst du auch gerade von deinen Problemen.« Kylie schaut mich an.
Sie hat recht.
Wir wenden beide gleichzeitig den Blick ab. Irgendwie ist es zu intensiv, wenn wir uns so in die Augen sehen. Ich schaue hoch in den wolkenlosen Himmel und mache ein Foto mit meinem iPhone. Könnte ein gutes Hintergrundbild für irgendwas sein.
»Jedenfalls halte ich Dad jetzt nicht mehr für komplett daneben. Ich meine, er müsste natürlich dringend zur Psychotherapie gehen, aber zumindest weià ich jetzt, woher seine Macke kommt. Warum er so viel trinkt und immer so abwesend ist. Das ergibt jetzt alles irgendwie einen Sinn. Aber ich verstehe einfach nicht, warum meine Mutter oder meine GroÃmutter mir das nie erzählt haben. Himmel. Meine Familie ist so was von kaputt.«
»Willkommen im Klub. Ich kann dir gerne das geheime Handzeichen beibringen.«
Da lächelt Kylie. Sie dreht sich eine Locke um den Finger. » Kein Wunder, dass ich in Sachen Sozialverhalten so eine Vollidiotin bin.«
»Du bist überhaupt keine Vollidiotin.« Gestern habe ich das vielleicht noch gedacht, aber seit heute ist das anders.
»Glaubst du, wenn wir mal Kinder haben, bauen wir auch so einen Scheià wie unsere Eltern?«
»Keine Ahnung. Hoffentlich nicht.«
Eine Weile liegen wir einfach nur schweigend da.
»Danke, dass du ⦠na ja, dass du über diese ganze Sache keine Witze reiÃt«, sagt Kylie irgendwann.
»Ich finde es auch nicht wirklich lustig. Und ich schätze mal, du auch nicht.«
Kylie setzt sich auf und sieht mich an. Sie ist gerade so verletzlich â und wunderschön.
»Max Langston«, sagt sie und sieht mich weiter an.
Mir gefällt, wie sie meinen Namen ausspricht.
»Max Langston«, sagt sie noch einmal. Und dann fängt sie an zu lachen.
»Was ist?«
»Ausgerechnet mit dir sitze ich hier in Ensenada und kriege alles über die geheime Vergangenheit von meinem Dad heraus. Ausgerechnet mit Max Langston. Ich fasse es nicht. Ich meine, ist doch verrückt, oder? Wir kennen uns noch nicht mal.«
»Wir kennen uns inzwischen aber schon sehr viel besser.«
»Das lässt sich nicht leugnen, Max Langston.«
»Komm, lass uns wieder zurückgehen. Will ist bestimmt bald da.«
»Das klingt nach einem Plan.«
Ich springe auf, reiche Kylie die Hand und helfe ihr hoch.
23 Kylie:
»Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gegessen«, sage ich zu Max. »Ich fühle mich wie ein gestrandeter Wal.«
»Meine Rede, Schwester«, antwortet Max.
Ich muss lachen. »Ach ja? Bist du Snoop Dog oder was?«
»Wieso? Bin ich etwa zu weiÃ, um so zu reden?«
»Ãhm, ja. Sogar ich bin zu weiÃ, um so zu reden, und ich bin eine halbe Latina.«
»Kylie, ich muss dir was verraten â¦Â«
»Und das wäre?«
»Ich bin nur auÃen weiÃ. Aber unter meiner weiÃen Haut schlägt ein dunkles, verdammt cooles Rapperherz. Ich bin wie ein
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