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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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von uns überleben würde. Vielleicht versinkt die Insel im Meer. Vielleicht… Ach, was reden wir noch! Tun wir, was sie gesagt hat!«
    »Ich glaube, ich weiß es«, sagte Matta. »Die Insel wird nicht untergehen. Wir werden sterben - am Hexenstern.«
    »Dann sterben wir für die Zaem!«
    Als die Sonne sich im Westen dem Horizont zuneigte und als blutrote Scheibe am Himmel stand, als vom vor Anker gegangenen Amazonenschiff drei Ballons aufstiegen, um die Inselweiber an Bord zu holen, hatten sich alle zwanzig Stammesangehörigen beim Feuer an der Küste versammelt. Allein Ranky fehlte.
    Es war unheimlich still, und immer wieder richteten sich die Blicke der Eingeborenen auf die Hügel. Doch dann erscholl ein Brüllen, das die Lüfte erzittern und das Blut der Inselweiber stocken ließ. Und es war, als erbebte das Land unter ihren Füßen unter den mächtigen Schritten eines Titanen.
    »Dhogur!« flüsterten die Weiber, und sie drängten sich enger zusammen. »Ranky, hat es wahrgemacht. Dhogur ist erweckt!«
    Sie machten den Amazonen in den Ballons Zeichen; sich zu beeilen, als sie diese die Köpfe heben und zögern sahen.
    »Kommt schon her! Holt uns, hört ihr nicht!«
    »Was brüllt da?« schrie eine der Kriegerinnen, noch zwanzig, dreißig Fuß hoch über den Köpfen der Wartenden. Die Hände der Inselweiber streckten sich dem Ballon entgegen, doch all ihr Bemühen, ihn zu erreichen, mußte vergebens sein. »Wenn das eine Falle für uns sein soll…«
    »Landet schnell und nehmt uns auf!« brüllte Kasch außer sich. »Wir sind längst wieder in der Luft, wenn Dhogur über die Hügel kommt! Blitz und Donner! Andernfalls bleibt keine von uns am Leben! Fragt nicht, landet!«
    Vielleicht war es die Angst in Kaschs Stimme, vielleicht die namenlose Furcht in den Blicken der anderen, die die Amazonen ihre Ballons niedergehen und gerade so hoch über dem Felsstrand in der Schwebe halten ließ, daß die Inselweiber eine nach der anderen hastig in die Körbe klettern konnten. Sie behinderten sich dabei gegenseitig, denn wieder erscholl das Brüllen und zitterte der Boden, und nun trieb ihnen die Angst fast den Verstand aus den Schädeln. Die Körbe schwankten so heftig unter dem Ansturm, daß einige Inselweiber den Halt daran verloren und sich immer und immer wieder aufraffen mußten, um endlich ihre schweren Leiber über den Rand eines Korbes zu bringen und sich hineinfallen zu lassen.
    »Wo ist Ranky?« rief Matta. »Beim Herrn der Tiefe! Wo bleibt die Wahnsinnige?«
    Zwei der Ballons gewannen bereits wieder schnell an Höhe und nahmen Kurs auf das wartende Schiff. Allein der dritte, in dem sich Kasch und Matta befanden, verharrte noch über dem Ufer.
    Dann endlich, als die Geduld der Kriegerinnen erschöpft war und auch dieser letzte Ballon zu steigen begann, erschien die Stammesführerin zwischen den Felsen und erreichte mit einem mächtigen Satz die Korbunterseite, wo sie sich festkrallte. Kasch und Matta beugten sich weit hinaus und zogen, bereits in großer Höhe, Ranky mit einiger Mühe in den Korb.
    Völlig entkräftet ließ Ranky sich in ihre Arme fallen. Ihre Felle klebten schweißnaß an ihrem Körper. Ihr Atem ging heftig und stoßweise. Ihre Augen brannten.
    »Warum?« fragte Kasch. »Warum hast du es getan?«
    Ranky gab keine Antwort. Schnell wieder bei Kräften, machte sie sich von den Gefährtinnen los und starrte zur Insel hinüber. Eine der Amazonen stieß einen erstickten Schrei aus und deutete mit zitterndem Arm auf das tief unter ihnen liegende Eiland hinab.
    Dort, auf den Hügeln, die das einzige tiefe Tal umgaben, stand Dhogur. Feuer war in seinen Augen, und Feuer schlug in gewaltigen Lohen aus seinem weit aufgerissenen Maul. Gute dreißig Fuß groß mochte der Drache sein, noch einmal so lang der heftig peitschende Schwanz, der Bäume entwurzelte und Felsen zertrümmerte.
    Dhogur brüllte den Amazonen und Inselweibern noch einmal seinen Zorn nach, spie ein letztes Mal sein Feuer in ihre Richtung, um sich dann abzuwenden und mit gewaltigen Schritten, die sich tief ins karge Land eingruben, davonzumarschieren.
    »Er… geht nach Süden!« entfuhr es Matta. Sie riß den Mund weit auf und starrte Ranky an. »Mächtiger Donner! Jetzt begreife ich. Du hast ihn zu den Klippen geschickt, wo…«
    Ranky legte ihr schnell die Hand auf den Mund.
    »Schweig! Sei still! Seid alle still!«
    Die Amazonen wurden darob noch mißtrauischer.
    »Sollte das doch eine Falle sein«, knurrte eine von ihnen,

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