Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
sie heiser. »Wer hat dich gefesselt?«
    »Ich lasse dich köpfen, wenn du nicht sogleich…!«
    »Nein!« Exell schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Nataika. Du warst es selbst, oder?« Sie nickte verstehend. »Du selbst hast dir die Fesseln angelegt, weil du wußtest, was mit uns allen geschehen würde.«
    »Schneide mich los! Du wirst auf der Stelle… Aaaah!«
    Von einem Tobsuchtsanfall geschüttelt, bäumte sich der gefesselte Körper auf, wand sich und warf sich gegen das Seil, woraufhin die Schlinge um Nataikas Gelenk sich noch enger zusammenzog.
    Exell stand hilflos vor ihr. Alles in ihr drängte darauf, dieser Frau, die sie so sehr bewunderte, zu helfen. Doch sie durfte es nicht. Nataika hatte sich die Stricke zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz der ihr anvertrauten Kriegerinnen angelegt, als ihr Geist noch frei genug gewesen war, die Zeichen zu deuten.
    Exell war verzweifelt. Sie konnte den Anblick der Rasenden nicht länger ertragen und rannte zurück aufs Deck. Überall begegnete ihr Kampf, überall Irrsinn. Die Sturmbrecher besaß keine Mannschaft mehr, die die Segel richten oder das Steuerruder halten konnte. Und doch schien sie auf geheimnisvolle Weise ihren Südkurs beizubehalten. Das konnte nicht allein Moules Werk sein, die zwar die Winde und Strömungen zu beeinflussen vermochte, aber nicht das Schiff zu steuern.
    »Moule!« schrie Exell.
    Eine Amazone kam mit bloßen Händen auf sie zu. Aus blutunterlaufenen Augen stierte sie sie an, um sich dann mit einem Schrei auf sie zu stürzen.
    Geschickt wich Exell ihr aus und ließ sie ins Leere laufen. Sie kümmerte sich nicht um sie, sah in Gedanken wieder Nataika vor sich liegen, und glaubte plötzlich zu wissen, wie sie wenigstens die Kriegerinnen vor sich selbst retten konnte.
    »Moule! Du hattest recht, Moule! Wir können den Stein nicht von Bord schaffen, selbst wenn wir wollten! Wir brauchten zwanzig oder mehr Hände dazu, aber wir sind allein!«
    Sie sah sich um.
    »Moule! Hörst du nicht, Moule? Es gibt eine Möglichkeit, lebend den Frostpalast zu erreichen! Aber dazu müssen wir sie alle fesseln! Sie alle und danach auch uns! Bei Fronja! Wo steckst du?«
    Das Schreien erschöpfte sie. Der Splitter in ihrer Schulter schickte eine Woge von Schmerz durch ihren Körper. Exell ließ sich mit dem Rücken gegen den Hauptmast fallen, schloß für kurze Zeit die Augen und fürchtete, wieder dem Schwindel und der Schwäche anheim fallen zu müssen.
    Es geschah nicht, und plötzlich wurde ihr klar, was sie jetzt vor dem schützte, was von dem Gesteinsbrocken unter Deck ausging.
    »Der Splitter!« flüsterte sie. »Es steckt auch in mir. Der Splitter und der Stein sind vom gleichen Ursprung!«
    Das Entsetzen schüttelte ihren Körper. Sie wollte fortlaufen, irgendwohin, nur weit, weit weg. Doch sie wußte, wohin sie auch floh, der Splitter saß in ihr. Und es schien nur einen Weg zu geben, sich von ihm zu befreien.
    Langsam hob Exell die Rechte, setzte die Spitze der Klinge an die von einer dicken Blutkruste überzogene Wunde und spannte die Muskeln an zu jenem Stoß, der sie von ihren Qualen befreien sollte.
    Sie brachte es nicht fertig. Ihr Arm war wie gelähmt. Wie von einer fremden Macht gelenkt, öffneten sich ihre Finger. Das Schwert fiel auf die Planken.
    Exell sank zu Boden. Dunkelheit umfing sie wie eine Erlösung. Doch auch diese sollte ihr noch nicht gegönnt sein.
    Starke Arme zogen sie in die Höhe, und wieder war es Moule, in deren Augen sie blickte, als ihre Sinne sich klärten. Die Hexe blutete aus einer Wunde am Hinterkopf.
    »Wir sind verflucht«, flüsterte Exell. Sie bückte sich und hob ihre Klinge auf, reichte sie der Hexe. »Du mußt mich… töten, Moule.«
    Heftig schüttelte Moule den Kopf.
    »Dein Geist ist verwirrt, Exell. Behalte deine Schwerter. Du wirst sie brauchen.«
    Exell wollte ihr so vieles auf einmal sagen, doch keinen Laut brachte sie mehr hervor. Sie sah, was Moule gemeint hatte, als die Hexe zum Bug hinüber deutete.
    »Sie rotten sich gegen uns zusammen, Exell. Du und ich, wir beide sind nun die einzigen, die noch klar erkennen können, was um sie herum vorgeht Hebe dir die Fragen nach dem Warum für später auf. Es ist jetzt nur wichtig, daß wir überleben, bis Hilfe kommt oder der Hexenstern erreicht ist.«
    »Wir… sollen gegen unsere eigenen Kriegerinnen kämpfen?«
    Moule brauchte nicht mehr zu antworten. Noch immer schritt die grauenvolle Veränderung fort, die mit den Amazonen an Bord der

Weitere Kostenlose Bücher