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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Symbole des Nordens und der Freiheit.«
    Die Gänse waren eine moderne Skulptur, die ein Künstler aus Maine geschnitzt hatte. Sie gehörten zu ihren Winterkunstwerken, anmutige, elegante Vögel, die sowohl authentisch als auch abstrakt wirkten. Die Spannung zwischen dem, was real war und was nicht, verlieh den Vögeln eine enorme Kraft.
    Rasch zog sie ein Pekingglas hervor, das aus dem achtzehnten Jahrhundert stammte, und stellte es neben die Gänse. Als Nächstes kam eine koreanische Kiri-Kommode für Cains Schlafzimmer, dann zwei chinesische Fellkisten aus dem siebzehnten Jahrhundert.
    »Ja, die brauche ich«, sagte sie, die Schrankfächer überfliegend, »und das da und dies hier und ...«
    Schnell leerten sich die Fächer. Kurze Zeit später lag ein makelloses, rasiermesserscharfes Samuraischwert neben dem Pekingglas, dazu eine reich verzierte aztekische Waffe, genannt Atlatl.
    »Und jetzt... ja, die Teppiche. Und die Maske. Und das ...« Sie lachte kopfschüttelnd. »Wieso geb ich’s nicht einfach zu und räume den Schrank total aus?«
    Navajoteppiche, Walknochenmasken, Zedernholz-Schnitzfiguren, die einen Bären beim Lachsfischen zeigten, und Killerwale. Ein über hundert Jahre altes Messingteleskop. Ein vierhundert Jahre altes Pferd aus der Tang-Dynastie, das so lebendig wirkte, dass sie versucht war, es an einer Lampe festzubinden, damit es nicht davongaloppierte.
    Als die Schrankfächer leer waren, ging sie zu einem weiteren Schrank, in dem sie Ölgemälde und Aquarelle aufbewahrte. Unter den Ölgemälden befanden sich eine Reihe von kalifornischen Landschaften, die um die Jahrhundertwende von amerikanischen Impressionisten gemalt worden waren. Farben, so sinnlich und verlockend wie eine frische Brise.
    Es gab außerdem mehrere Bilder von Wasservögeln und Raubvögeln, gemalt von einem indianischen Künstler, der eine Zeit lang in Frankreich gelebt und gearbeitet hatte. Man sah sofort, dass die Bilder von einem Jäger gemalt worden waren, der um die Erbarmungslosigkeit von Leben und Tod wusste, gleichzeitig jedoch das Auge eines Künstlers für Abstraktion besaß, das ihn die Vögel in wenigen flüssigen Strichen und gedämpften Farben wiedergeben ließ.
    Das nächste Objekt war ein Wagnis, da sie sich nicht ganz sicher war, ob ihm das Bild gefallen würde. Es handelte sich um ein Pastell von Charles Maurin, eine Tänzerin. Umflattert von ihrem zarten, fließenden Kleid, wirkte das Mädchen wie ein Schmetterling mit endlosen, hauchzarten Flügeln, eine unschuldige Verführerin, eingefangen in zarten, zerfließenden Farben.
    Nachdem auch dieser Schrank leer war, war Shelley immer noch nicht zufrieden. Sie ging zu den verschiedenen Schaukästen in ihrem Wohnzimmer und holte die Stücke heraus, die Cain am besten gefallen hatten. Die Tatsache, dass sie an diesen am meisten hing, konnte sie nicht abhalten.
    Die Objekte hatten ihm gefallen. Er würde sie bekommen.
    Vorsichtig holte sie die balinesische Tänzerin hervor, die Schachfiguren aus Elfenbein und die Eskimofrau. Andere, kleinere Gegenstände folgten. Bald waren die Schaukästen ebenso leer wie ihre Schränke.
    »Macht doch nichts«, sagte sie zu Stups, die argwöhnisch um die Gegenstände am Boden herumschlich. »Ich kann sie ja wieder mit Sachen aus dem Laden auffüllen.«
    Falls notwendig.
    Aber das wollte sie nicht laut sagen, nicht einmal zu sich selbst.
    Behutsam hob sie das letzte Stück aus dem Schaukasten. Es war der milde verblüffte Opaljaguar mit dem rubinroten Schmetterling auf der großen goldenen Tatze.
    »Ich würde liebend gerne den Heiligen Georg über Cains Bett hängen«, sagte sie zu der Katze, »aber Billy hat ihn gerade.«
    Stups beachtete ihr Frauchen nicht. Der Jaguar war viel interessanter.
    »Das Universum, ja genau! Das wäre perfekt.«
    Sie rannte hinunter in ihr Arbeitszimmer, wo der Drache einst gehangen hatte. Nun hing dort das Gemälde, auf das sie beim Einkaufen von Billys Geburtstagsgeschenken gestoßen war.
    Einen Moment blieb sie vor dem Gemälde stehen und ließ das funkelnde Universum aus wirbelnden Sternen und fremdartigen Gesichtern - endlose Welten, geheimnisvolle, unerforschte Landschaften auf sich wirken. Das Gemälde sprach sie direkt an. Es schien etwas sagen zu wollen über die Zeit und den Raum und die winzigen, hartnäckigen Energiepartikelchen, die man Leben nannte.
    Cain war wie magisch von dem Bild angezogen gewesen, ebenso wie zuvor von dem Jaguar mit dem Schmetterling. Nachdem er es schweigend eine

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