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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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musste.
    »O ja, sehr viel sogar. Er bekommt eine Familie. Eine richtige Familie.«
    Wieder schaute sie sich in dem großen Ladenraum um, und wieder hatte sie das Gefühl, überhaupt nicht hierher zu gehören. Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie, das unangenehme Gefühl abzuschütteln.
    »Brauchst du den kleinen Lieferwagen heute noch?«, fragte sie mit dünner, angespannter Stimme.
    »Nö.« Brian ging einen Schritt auf sie zu. »Scherz beiseite, Shelley, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut. Ich bringe den Lieferwagen morgen zurück.«
    »Kann ich irgendwas tun?«
    Sie blickte die Holzskulptur an. »Ja. Du könntest die hier für mich zum Lieferwagen raustragen.«
    »Wo fährst du hin?«
    »Da ist eine Rebellenlilie, die ich vergolden muss.«
    »Remington, he? Wird auch Zeit.«
    Aber das war Brians einziger Kommentar, während er »I Love You, Too« zum Firmenlieferwagen hinaustrug.
    Shelley schnallte die Skulptur in einem der zahlreichen gepolsterten Kompartments des Lieferwagens fest. Dann stieg sie ein und lenkte den Wagen in Richtung Heimat, wobei sie überlegte, was wohl kommen würde, wenn sie mit Cains Penthouse fertig war.
    Was soll ich dann tun? Ich kann nicht mit einem Wanderer leben, aber ohne ihn wohl auch nicht, fürchte ich.
    Ihr blieb nur eine einzige Hoffnung.
    Sobald Cain sieht, wie schön ich sein Zuhause gestaltet habe, wie warm und einladend und einfach perfekt für ihn, wird er einsehen, dass er nicht länger in der Weltgeschichte herumwandern muss. Alles, was er braucht, hat er hier.
    Das sagte sie sich immer wieder, fast verzweifelt, während sie sich ans Lenkrad klammerte, bis ihr die Finger wehtaten. Ja, das war es, was sie innigst ersehnte.
    Und wenn nicht?
    Das war die große Frage.
    Zwei Rauchfahnen über den fernen Bergen lenkten ihre Aufmerksamkeit ab.
    Smog?, dachte sie zerstreut.
    Ein genauerer Blick überzeugte sie davon, dass die dunklen Rauchfahnen nicht vom Smog kamen. Es war ein windiger Herbsttag, klar und hell und rein gefegt von den warmen, saisonalen Santa-Ana-Winden. Die Luft war trocken und heiß wie in einem Backofen und so aufgeladen, dass es fast knisterte.
    Feuer, dachte sie. Und zwar mindestens zwei.
    Mit dem kritischen Auge eines Veteranen, der schon viele Feuerwarnungen erlebt hatte, beobachtete Shelley die Rauchwolken. Eine davon war fast weiß, was bedeutete, dass die Feuerwehr bereits dort war und Wasser auf die Flammen goss. Dadurch wurde der zinngraue Rauch perlgrau. Die zweite Rauchwolke war noch dunkel und unberührt, eine trockene, schwarze Masse, die auf die Berge zuwaberte.
    Sie behielt die dunkle Rauchsäule im Auge, als sie den Freeway erreicht hatte. Als sie etwas später wieder auf eine Landstraße abbog, zeigte sich weißer Rauch in der rußschwarzen Masse und verwandelte die Wolke vor ihren Augen in ein helles Grau. Das Feuer war offenbar von den Helfern erreicht worden.
    Sirenengeheul und lautes Hupen ertönten hinter ihr. Sie fuhr an den Straßenrand und ließ einen Feuerwehrlaster vorbei. Zwei weitere folgten in kurzem Abstand. Ein dritter war ein wenig zurückgefallen.
    Sie wartete geduldig, bis auch dieser vorbei war. Als Besitzerin eines von trockenem Buschwerk umgebenen Hanghauses hatte sie nichts als Hochachtung vor den staatlichen, gemeindlichen und städtischen Firefighters, die den Deckel auf dem leicht entzündlichen, trockenen Land Südkaliforniens hielten.
    In neunundneunzig Prozent aller Fälle gelang den Firefighters das Unmögliche, nämlich die Ausbreitung der Flammen zu verhindern, so dass zumeist nur ein paar Quadratkilometer abbrannten. Das verbleibende eine Prozent war ein Vorbote der Hölle. Über dreihundert Meter hohe Flammenwände, Rauch, der den Tag zur Nacht machte, glühende Aschebrocken, die auf dem Rücken des heißen Windes in alle Richtungen stoben und die Saat der Vernichtung legten.
    Dann kamen die Sierra Duces, dickbäuchige Flugzeuge, die von waghalsigen Verrückten gesteuert wurden. Die Flugzeuge tauchten ins Inferno ab, hinein in den dicken, schwarzen Rauch, tief genug, um das Land sehen zu können und das Feuer, das es verschlang. Wenn sie dort waren, wo es am schlimmsten wütete, wenn sie im Sog der Flammen wie wild geschüttelt wurden, öffneten sie die Schleusen und entließen ihren kastanienbraunen Inhalt.
    Unten am Boden, an den Flanken des Feuers, kämpften inzwischen Hunderte von Feuerwehrmännern mit Schaufeln, Hacken, Bulldozern und Flüchen, um die Flammenwand zum Halten zu

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