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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ganze Weile betrachtet hatte, hatte er sich zu ihr umgewandt.
    Was siehst du in dem Bild, Shelley ?
    Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich es unbedingt haben musste, als ich es sah.
    Er hatte plötzlich gelächelt, ein seltsames Lächeln, aber kein Wort weiter gesagt.
    »Was hast du darin gesehen, Cain?«, flüsterte sie in den leeren Raum. »Was sahst du in diesem zeitlosen, grenzenlosen Himmel? Du hast mich angelächelt, wie ein Mann, der soeben alles bekommen hat, was er sich je wünschte.«
    Sie fand darauf keine Antwort. Die würde sie erst bekommen, wenn er nach Hause kam.
    Zu ihr.

19
    Es war bereits Mitternacht, als Shelley schließlich mit dem Vergolden von Cains Penthouse fertig war. Sie war hin- und hergerissen zwischen Stille und Nachdenklichkeit und überschwänglichem, himmelhoch jauchzendem Jubel. Sie hätte heulen können oder seufzen vor Zufriedenheit. Stattdessen durchschritt sie noch einmal die Räume. Überall wo sie hinsah, waren die Beweise ihrer Liebe für Cain. In jeder Farbe, jedem Stoff, in jedem individuellen, einzigartigen Möbelstück, in jedem sorgfältig ausgesuchten Kunstgegenstand.
    Es ist alles getan. Sein Heim ist so perfekt, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Komm nach Hause, mein Herz. Komm und bleib bei mir.
    Hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Angst stand sie inmitten des Zuhauses, das sie für ihn geschaffen hatte, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hörte nicht, wie die Haustür aufging und sich wieder schloss, hörte nicht Cains überraschtes Luftholen, als er sie sah.
    Dann schlossen sich seine Arme um sie, und sie klammerte sich an ihn, bis es wehtat. Seine Bartstoppeln an ihrer Wange fühlten sich herrlicher an als jede zarte Liebkosung, und sein scharfer, männlicher Geruch nach Wolle und Schweiß war süßer für sie als der Duft von Blumen im Mondschein.
    »Ich - ich hab ein Heim für dich gemacht«, flüsterte sie.
    »Ich weiß. Wenn ich dich in den Armen halte, dann bin ich wirklich zu Hause.«
    Seine Stimme zitterte ebenso wie die ihre. Eine Zeit lang hielten sie einander nur fest. Dann löste sie behutsam ihre Arme und lächelte zu ihm auf.
    »Komm mit. Ich will dir dein Heim zeigen.«
    »Ich sehe es.«
    Aber er sah nur sie an.
    Tiefe Enttäuschung durchzuckte Shelley. Sie wollte mit ihm teilen, wofür sie sich solche Mühe gegeben, worüber sie sich so viele Gedanken gemacht hatte.
    Ist ihm sein Zuhause denn vollkommen egal?, dachte sie verzweifelt.
    Doch als sie schon den Mund öffnete, um ihn wegen seines mangelnden Interesses zu rügen, sah sie ihn zum ersten Mal an, richtig an. Sein Gesicht war schmutzverkrustet, die Augen geschwollen, mit dunklen Ringen darunter, und seine Haut war blass und gespannt. Selbst seine Lippen waren bleich, beinahe blutleer. Sofort vergaß sie das vergoldete Heim und ihre Enttäuschung.
    »Ach, Schatz«, flüsterte sie. »Was hast du bloß mit dir angestellt?«
    Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Hab Tripel-Schichten gearbeitet.«
    »Wieso?«
    »Um schnell wieder bei dir zu sein.«
    »Ich - aber das hättest du nicht machen sollen.«
    »Ich wollte aber. Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass ich im Moment zu nichts mehr zu gebrauchen bin. Bin die erste Hälfte der Strecke geflogen und die zweite wach geblieben, um aufzupassen, dass Miller es auch schafft.«
    Cain küsste sie behutsam und strich dann mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht, ihre Schultern und ihre Arme, als wolle er sich davon überzeugen, dass er nicht träumte. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und erwiderte seinen Kuss.
    »Du bist wieder daheim«, sagte sie. »Das ist alles, was zählt. Komm. Ich werde dir den Rücken schrubben und dich dann ins Bett stecken.«
    »Bleib, und schlaf bei mir. Mehr wird leider nicht. Ich bin vollkommen fertig.« »Ich schlafe gern bei dir.«
    »Auch wenn wir nicht mehr machen können?«
    »Natürlich. Ich ... ich bin gern mit dir zusammen.«
    Er verwob seine Finger mit den ihren und folgte ihr durch den Gang. Links und rechts an den Wänden lockten ihn stumm Gemälde, eine Hand voll fließender Linien, die Vögel im Flug zeigten, Vögel beim Balzen, Vögel, die ihre Jungen aufzogen, ein Raubvogel, der sich in den unendlich klaren Himmel schwang.
    »Der Falke«, sagte er und verlangsamte seine Schritte.
    Ein Lächeln flog über ihr Gesicht. »Gefällt’s dir?«
    »Und wie«, sagte er, ein Gähnen unterdrückend. »Schade nur, dass es mir vor den Augen verschwimmt.«
    »Das kommt daher, dass du schon

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