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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Nacht lange gearbeitet.«
    Und die Nacht davor und die davor - all die leeren Nächte seit jenem Morgen, als Cain sie verlassen hatte, sie fluchend und weinend in der leeren Hülle des Zuhauses zurückließ, das sie für ihn geschaffen hatte.
    Wandersmann, immer nur die Ferne liebend. All die Seelenlandschaften, die ihn nicht mehr loslassen. Eine ganze Welt da draußen.
    Verstecke ich mich hier?
    Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen, konnte aber nicht. Er verfolgte sie ebenso hartnäckig wie Cains Abwesenheit.
    Hat er vielleicht Recht? Habe ich meine Kindheit noch immer nicht überwunden?
    Wie betäubt nahm sie wahr, dass Dave sie noch am Arm festhielt und stützte. Mit großer Willensanstrengung zwang sie sich, ruhig zu atmen, wieder Farbe in die Wangen zu bekommen.
    »Wie geht’s Squeeze?«, fragte sie mit dünner Stimme.
    »Prima«, antwortete Billy. »Danke für das riesige Aquarium.«
    »Er sieht besser da drin aus als die Fische. Streichei ihn für mich, ja? Und falls du mal nicht auf ihn aufpassen kannst, bring ihn mir, okay?«
    Er grinste. »Wird wohl nich’ nötig sein. Genevieve mag ihn, scheint’s.«
    Dave zauste seinem Sohn liebevoll den Haarschopf. »Das kommt, weil du ihr beigebracht hast, wie eine Schlange zu reden.«
    Billys Zunge schnellte wiederholt heraus, ähnlich einer Schlange. Doch er runzelte die Stirn, offenbar unzufrieden mit dem Ergebnis.
    »Keiner kann’s so gut wie du, Shelley«, griente er.
    Ihr Lächeln flackerte. Cain hatte gelacht, als sie »mit Schlangenzungen« geredet hatte, doch sein Blick war feurig geworden, als ihre Zunge neckend über ihn hinweggeglitten war.
    »Du kommst doch zur Hochzeit, oder?«, fragte Billy.
    Sie zögerte. Sie hatte die Einladung nur angenommen, weil sie geglaubt hatte, dass Cain in der Atacama sein würde.
    Aber das war er nicht.
    Er war hier.
    »Bitte«, drängte der Junge, »du hast’s versprochen.«
    »Billy«, sagte Dave ruhig. »Zwing sie nicht. Miss Wilde ist eine viel beschäftigte Frau.«
    »Aber sie hat’s versprochen.«
    Shelley blickte Dave an. Seine braunen Augen ruhten mitfühlend auf ihr. Sie fragte sich, was Cain seinem Stiefbruder wohl erzählt haben mochte.
    »Verabschiede dich, mein Sohn. Ich komme gleich nach.«
    Der Junge sah, dass es seinem Vater ernst war, und seufzte. Dann sagte er: »Tschüss, Shelley. Noch mal vielen Dank.«
    »Vergiss nicht, mich mal zu besuchen«, erwiderte sie.
    »Werd ich nicht.«
    Kurz bevor Billy die Ladentür hinter sich zuzog, rief er ihr noch über die Schulter zu: »Bis zur Hochzeit dann, Shelley!«, und trat eilends den Rückzug an.
    Dave schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Shelley - Miss Wilde.«
    »Shelley«, korrigierte sie ihn. »Da gibt’s nichts zu entschuldigen. Sie haben einen Sohn, um den Sie jeder beneiden kann.«
    Dave schaute kurz um sich, bevor er sie besorgt musterte.
    »Sie haben Cains Penthouse gestaltet, stimmt’s?«
    Sie nickte wortlos, weil sie nicht sprechen konnte.
    »Hab ich mir gedacht. Hab noch nie eine Wohnung gesehen, die die Persönlichkeit eines Mannes so sehr reflektiert. Und die einer Frau.«
    »Danke«, flüsterte sie.
    »Da war mehr als nur Begabung im Spiel. Diese Wohnung wurde mit Liebe gestaltet.«
    Ihre Augenlider flatterten schmerzlich; sie konnte es einfach nicht verhindern.
    »Wieso haben Sie meinen Bruder verlassen?«
    Ein paar Sekunden überlegte Shelley, die Antwort zu verweigern, aber die Versuchung war zu groß.
    Vielleicht weiß Dave ja etwas, das ich nicht weiß. Vielleicht kann er mir helfen, zu verstehen, warum ich plötzlich allein hin.
    »Hat Ihnen Cain das gesagt? Dass ich ihn verlassen habe?«
    »Nein. Er hat Sie überhaupt nicht erwähnt. Billy hat mir von Ihnen erzählt.«
    Ihre dunklen Wimpern senkten sich über ihre Augen in dem vergeblichen Versuch, ihren Schmerz zu verbergen.
    »Warum, Shelley?«
    »Fragen Sie Cain«, brachte sie mit erstickter Stimme heraus.
    Dave lachte kurz auf. »Ich will meinen Hochzeitstag noch erleben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Cain und ich waren schon gemeinsam an Orten, wo es verdammt hart zuging. Er hat mir beigebracht, Menschen einzuschätzen, auf welche Anzeichen man achten muss, wie man die Gewaltbereitschaft eines Menschen erkennen kann.«
    »Menschenkenntnis«, flüsterte sie.
    »Ja. Er hat davon genug für drei.«
    Sie wünschte, sie könnte ihm widersprechen. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie es nicht konnte.
    »Cain ist momentan wie eine scharf gemachte Bombe«, erklärte

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