Sturm auf mein Herz
letzter Sekunde gepackt und festgehalten hätte. Gleichzeitig schlang sie den freien Arm um seine Taille, um wieder ins Gleichgewicht zu geraten.
Im ersten Moment war es wieder wie auf dem Motorrad, ihr Arm fest um seine Taille geschlungen. Doch es gab einen Unterschied. Diesmal stand er, hatte ihr das Gesicht zugewandt, und ihr ganzer Körper war an seinen gepresst.
Dieser Unterschied brachte sie total aus der Fassung. Röte breitete sich auf ihren Wangen aus.
»Ich hätte Squeeze schon nicht fallen lassen«, sagte er milde, angesichts der verräterischen Röte ihrer Wangen.
Shelley sagte das erste Wort, das ihr in den Sinn kam.
»Stups.«
»Stups? Na, ein Stups war das nicht gerade«, bemerkte er und zog sie unmerklich ein wenig fester an sich, »aber ich beschwere mich nicht.«
Seine Lippen näherten sich den ihren.
»Sie verstehen nicht«, stieß sie atemlos hervor, da sie genau wusste, dass sie seinem wunderschönen Mund, der mit jeder Sekunde, mit jedem Atemzug näher kam, nicht würde widerstehen können. »Stups war hinter Squeeze her!«
Seine Lippen verzogen sich zu einem trägen Lächeln. »Klingt lustig.«
»Was?«
»Dass Stups hinter Squeeze her sein soll. So was wie schubs mich, dann drück ich dich. Richtig sexy.«
Sie stieß einen erstickten Laut aus, eine Mischung aus Verzweiflung und Lachen.
»Stups ist meine Katze«, erklärte sie.
»Ach so, deshalb.«
»Was meinen Sie damit?«
»Das muss es sein, außer du hast einen dritten Fuß, der sich an mich ranmacht.«
Shelley riss die Augen auf. Dann blickte sie zu Boden. »Das ist Stups.«
»Kratz würde besser passen.«
»Wenn Sie mich loslassen, dann -«
»Bemüh dich nicht«, raunte er und senkte erneut den Kopf. »Ich hab nichts gegen Krallen.«
Sein Kuss war wie sein Lächeln, träge und sinnlich, ein Erforschen der gemeinsamen Möglichkeiten ihrer beiden Münder. Sie kam sich vor wie ein rubinroter Schmetterling im sanften Griff einer gefährlichen Raubkatze. Ein erregter Schauder durchlief sie.
Sie erwiderte den Kuss ebenso sanft, ebenso gründlich, wie er gegeben wurde. Es war lange her, seit sie einem Mann erlaubt hatte, sie so intim zu küssen.
Und eine Ewigkeit, seit ihr ein Kuss auch nur halb so sehr gefallen hatte.
Ein warmer, geschmeidiger Körper drängte sich zwischen ihre Füße. Stups versuchte auf eine andere Weise, an den lebendigen Kissenbezug heranzukommen. Der vertraute Druck des Katzenkörpers an ihren Beinen erinnerte Shelley an das, was sie war, wer sie war und was sie vom Leben wollte.
Beiläufige Küsse von Fremden gehörten nicht dazu.
Das plötzliche Versteifen ihres Körpers war ein unmissverständliches Signal. Widerwillig beendete er den Kuss und gab sie frei.
»Cain, ich -«
»Ich weiß«, unterbrach er sie heiser. »Du küsst keine Fremden. Ich bin kein Fremder, Shelley.«
»Aber -«
»Ich weiß, dass du schöne und wilde Dinge liebst, zivilisierte und unzivilisierte. Ich weiß, du bist intelligent, unabhängig und einfühlsam. Ich weiß, dass du auf deinen eigenen Füßen stehst, dennoch bist du bereit, für einen Jungen da zu sein, den du kaum kennst und der gerade eine sehr schwere Zeit hinter sich hat.«
Ihr Mund öffnete sich, doch sie brachte kein Wort heraus.
Er lächelte. »Ich weiß, dass du heißer bist als meine Träume, süßer, lebendiger. Und du bist anmutig wie ein rubinroter Schmetterling, der zitternd auf den goldenen Tatzen einer Dschungelkatze verweilt.«
»Cain«, flüsterte sie.
Seine Lippen strichen über die ihren.
»Bin ich ein Fremder, Shelley?«
»N-nein.« Dann, beinahe ängstlich: »Aber ich kenne dich nicht.«
»Das wird sich bald ändern.«
Stups stupste Cains Knie an. Ziemlich nachdrücklich.
Er lugte hinunter. Überrascht riss er die Augen auf, als er sah, wie riesig die gefleckte Katze war.
»Mein Gott, das Vieh ist ja so groß wie ein Luchs!«
»Fast. Coon-Katzen und Himalajakatzen sind die größten Hauskatzen, die es gibt.«
»Hauskatzen?«
Er beäugte Stups skeptisch, der den tanzenden Kissenbezug mit unverhohlener Gier beobachtete.
»Bist du sicher, dass das eine Hauskatze ist?«, fragte er trocken.
»Katzen sind immer Katzen, egal wo sie leben.«
Stups richtete sich hoch auf die Hinterbeine und tatzte spielerisch nach dem Kissenbezug.
Shelley hielt ihn nach wie vor über dem Kopf, doch ihr Arm begann zu zittern. Squeeze war alles andere als ein Leichtgewicht.
»Du erlaubst«, sagte Cain. Er nahm ihr das Kissen aus der Hand und hievte es
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