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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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war auf Shelley gerichtet. Sie stand mit der Schlange, die sich in ihren Händen wand, entspannt in einem Sonnenstrahl, der schräg zum Fenster hereinfiel.
    »Reg dich ab, Brian«, sagte sie, ohne von der Schlange aufzublicken. »Dieses Exemplar ist zufällig ein harmloses Haustier.«
    »W-woher willst du das wissen?«, stammelte ihr Partner entsetzt.
    »Sie ist bei JoLynns Schrei nicht in Ohnmacht gefallen«, bemerkte Cain trocken.
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    Shelley versuchte mühsam, ein Lächeln zu unterdrücken. Als ihr dies nicht gelang, senkte sie den Kopf über die Schlange, um ihre Belustigung zu verbergen.
    »Ist schon gut, Brian«, brachte sie einen Moment später hervor. »Ehrlich. Es handelt sich hier um eine wunderhübsche, entspannte, satte, rosefarbene Boa Constrictor.«
    JoLynn stieß erneut einen schrillen Schrei aus.
    Cain legte ihr wie beiläufig die große Pranke über das makellos geschminkte Mündchen.
    Brian schluckte hart. »Eine Boa? Aber die fressen doch Menschen!«
    »Nur in billigen Spielfilmen über den Amazonas«, erwiderte sie. »Diese spezielle Spezies bevorzugt Trockenheit und Feldmäuse.«
    Geschickt wickelte sie sich die Schlange um den Arm, wobei sie deren Kopf sanft, aber entschlossen festhielt.
    Cain wurde klar, dass die Schlange ohne ihre Erlaubnis nirgendwohin verschwinden würde. Ebenso klar war, dass diese sich auf Shelleys Arm offensichtlich wohl fühlte.
    Die gezackte Zunge der Schlange schnellte wiederholt heraus und »schmeckte« Shelleys Haut mit dem ungewöhnlich ausgeprägten Geschmackssinn dieser Reptilien. Beruhigt durch die Wärme ihrer Haut und die selbstverständliche Art, in der Shelley mit ihr umging, wand sich die Schlange wie das brave Haustier, das sie war, um Shelleys Arm und machte es sich gemütlich.
    »Wo ist die bloß hergekommen?«, fragte Brian mit zittriger Stimme.
    »Erstes Zimmer Gang links, würde ich sagen«, erwiderte sie.
    »Und warum? Hat sie Hunger?«
    »Alles, was diese Schlange wollte, war was Warmes zum Kuscheln.«
    »Kluges Tierchen«, bemerkte Cain.
    Shelley ignorierte ihn.
    »Ich bin wärmer als ein Glaskäfig in einer dunklen Ecke«, erklärte sie Brian, »deshalb wickelt sich die Schlange nur zu gern um meinen Arm. Aber mehr will sie nicht.«
    »Vielleicht doch kein so kluges Tierchen«, meldete sich Cain wieder zu Wort.
    »Oder ein Einstein unter den Reptilien«, konterte Shelley.
    Langsam strich sie mit dem Finger über den kühlen Schlangenkörper. Er war glatt und samtig, muskulös und fest.
    »Ein ausgesprochen gesundes Tier«, kommentierte sie lobend. »Wem immer die Boa gehört, weiß, wie man mit Reptilien umgeht.«
    JoLynn versuchte dringend, etwas zu sagen.
    Misstrauisch nahm Cain die Hand von ihrem Mund.
    »Billy!«, keuchte JoLynn.
    Der kindliche Ausdruck mit den weit aufgerissenen Unschuldsaugen, den sie normalerweise zur Schau trug, war gänzlich verschwunden. Ihre Haut war unnatürlich bleich. Die einzige Farbe, die noch in ihrem Gesicht stand, waren zwei leuchtend rote Flecken auf ihren Wangenknochen.
    »Ich werde diesem gerissenen kleinen Hurensohn den Hals umdrehen! Ich habe ihm ausdrücklich befohlen, dieses abscheuliche Ding nicht in mein Haus zu bringen!«
    Shelley überlegte, was sie Taktvolles sagen könnte. Aber alles, was ihr einfiel, war, dass »Hurensohn« gar keine so unpassende Beschreibung für einen Sprössling von JoLynn war.
    Gar nicht taktvoll, dachte sie. Klappe halten, Shelley. Wenigstens einmal in deinem Leben.
    »Töte sie!«, befahl JoLynn, sich an Cain wendend. »Auf der Stelle!«
    Shelley wich zurück und schob den freien Arm schützend zwischen ihn und die Schlange.
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie. »Die Schlange tut niemandem etwas.«
    Die Haustür krachte auf und fiel ebenso krachend wieder zu.
    »Mutter, ich bin’s, Billy«, rief eine Jungenstimme. »War schön am Strand.«
    Während der Junge dies noch rief, stürmte er um die Ecke ins Wohnzimmer. Er trug eine Badehose und war mit Sand paniert wie ein Cordon Bleu.
    Das Erste, was er sah, war seine aschfahle Mutter.
    Das Zweite war sein Lieblingshaustier, das sich um den Arm einer fremden Frau geschlungen hatte.
    Seine Lippen formten ein Wort, das eigentlich nur für Erwachsene reserviert war.
    Cain räusperte sich rechtzeitig, um den Fluch des Jungen zu verhindern.
    »Er tut dir nichts«, sagte Billy und eilte zu der Gruppe. »Echt! Er ist ganz sanft und sauber und total brav.«
    »Muss ein Weibchen sein«, sagte Shelley und lächelte ihn an.
    »Nö.

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