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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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aus der Ferne, und das bedeutet, dass sie über die Magi’i Bescheid weiß und nicht entdeckt werden will. Außerdem hätte es für dich keine andere Möglichkeit gegeben zu erfahren, wie du Myryan helfen kannst.« Hilflos hebt Lorn die Hand. »Niemand sonst hätte so etwas getan.«
    »Du hast mir geholfen … als niemand anderer sich um mich scherte. Und du hilfst mir immer noch. Wie hätte ich dir für das alles jemals danken können? Also habe ich Myryan ein wenig unter die Arme gegriffen.« Die rothaarige Händlerin starrt auf den alten blauen Wollteppich, in den ein Handelsschiff mit gesetzten Segeln gewebt und der am Rand mit scheinbar ineinander geschlungenen dünnen Schnüren eingefasst ist.
    »Das Schiff deines Vaters?« Lorn zeigt auf den Teppich, der teilweise von dem niedrigen Tisch verdeckt wird.
    »Niemand wollte einen Teppich, auf dem ein gesunkenes Handelsschiff abgebildet ist. Ich konnte ihn nicht wegwerfen.«
    »Und deshalb investierst du in alle möglichen Frachten auf vielen verschiedenen Schiffen?«
    Sie nickt. »Die Gewinne sind niedriger, aber die anderen Häuser nehmen unser Gold, denn das senkt ihr Risiko. Ich wähle sehr sorgfältig aus. Bis jetzt haben wir nur eine Ladung verloren.«
    »Du bist eine sehr vorsichtige Frau.«
    »Außer bei dir.«
    Lorn weiß nicht genau, was er darauf antworten soll. »Ich glaube, ich bin ein Risiko für dich.«
    »Nicht annähernd so groß, wie ich anfangs vermutete, und du hast schon viele Münzen verdient.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    »Das Cuprit war ein voller Erfolg«, sagt Ryalth. »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ich weiß nicht.« Lorn lächelt verschmitzt. »Ich hatte so ein Gefühl.«
    »Hast du vielleicht noch mehr solche ›Gefühle‹?«
    »Apfelwein«, schlägt er vor. »Oder etwas Ähnliches. Oder Wein überhaupt.«
    »Weil der Kaffee knapp wird?«
    »Nein, in ein paar Jahren wird es nichts mehr von diesen Dingen geben, ich fühle es.« Er zuckt die Achseln. »Die Leute werden etwas anderes trinken, ich weiß nur noch nicht, was.«
    »Darüber muss ich nachdenken.«
    Da kommt ihm noch ein Gedanke. »Eisen … noch nicht gleich, aber in ein paar Jahren.«
    »Es wird hier kaum verwendet.«
    »Aber in anderen Ländern.«
    Ryalth runzelt die Stirn. »Ich kenne einige Händler, die an der hamorischen Börse handeln.«
    »Das ist alles, was mir im Augenblick dazu einfällt.« Er streckt sich und wirft einen Blick hinaus, wo die Sonne schon über den Häusern am westlichen Hang steht.
    »Du hast mich noch immer nicht deinen Eltern vorgestellt«, wechselt Ryalth mit einem scherzhaften Schmollmund das Thema.
    Lorn erkennt, dass diese Bemerkung nicht ganz so scherzhaft gemeint ist.
    »Du würdest ihnen gehörige Angst einjagen.«
    Diese Antwort veranlasst Ryalth zu einem Stirnrunzeln.
    »Das stimmt wirklich. Sie würden unweigerlich erkennen müssen, wie sehr ich dich mag und wie gut du in deinem Beruf bist. Weder vor Mutter noch vor Vater ließe es sich verbergen – nicht vor einem Magi’i.«
    »Dein Ziel ist es, Major-Kommandant zu werden, nicht wahr? Zumindest willst du es versuchen.«
    »Das ist anderen vor mir auch schon gelungen«, antwortet Lorn leichtfertig.
    »Nur, dass du auch mich willst. Oder willst du mich nur, weil ich dir helfen kann?«
    »Ich wollte dich von Anfang an, und ich habe niemals daran gedacht, dich zu benutzen, um Major-Kommandant zu werden … oder etwas anderes.« Er runzelt die Stirn. »Am Anfang wollte ich mit deiner Hilfe ein bisschen Geld verdienen. Das gebe ich zu, aber das hat sich schon bald geändert.«
    »Dann hast du mir die Geldkassette geschenkt, weil du Schuldgefühle hattest?«
    »Schuldgefühle … und weil ich dich liebe.«
    »Ich glaube nicht, dass irgendjemand dich wirklich kennt.« Ryalth schüttelt den Kopf. »Jedes Mal, wenn ich dich treffe, und mit jeder Schriftrolle, die du mir sendest … entdecke ich etwas Neues an dir. Du bist wie ein Edelstein, so raffiniert geschliffen, dass der Glanz den Blick auf den Stein selbst versperrt.«
    »Willst du den Stein sehen?«
    Die rothaarige Händlerin nickt langsam.
    Lorn steht auf und geht um den niedrigen Tisch herum, er nimmt sie in die Arme, küsst sie und hebt sie hoch. Er trägt sie ins Schlafgemach, wo er sie auf die dunkelblaue Tagesdecke legt. Er schmiegt sich an sie, hält sie fest und flüstert ihr etwas ins Ohr.
    Sie hört ihm zu und erstarrt, die Augen weiten sich, als er noch zwei Sätze hinzufügt.
    Dann küsst Ryalth ihn zärtlich auf

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