Sturm der Barbaren

werden.« Er hofft, dass Ciesrt versteht, was er damit sagen will.
    »Das ist es, was ich an ihr so mag«, antwortet der junge Magier. »Sie weiß, was ich brauche, ohne dass ich ihr etwas erklären muss.«
    Lorn nickt. »Sie mag es, wenn es ruhig und friedvoll zugeht.«
    »Es ist so erholsam hier, wenn ich abends aus dem Viertel zurückkomme.« Ciesrt lächelt. »Das Eheleben ist viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.«
    »Von den Lanzenkämpfern wird erwartet, dass sie sich nicht vermählen, bevor sie nicht mindestens einige Jahre als Hauptmann gedient haben«, plaudert Lorn weiter. »Mit welcher Aufgabe bist du nun betraut … ich meine, welche Art von Arbeit?«
    »Adepten der dritten Stufe verrichten meist unterstützende Arbeiten: Chaos übertragen, Aufräumarbeiten nach größeren Projekten, solche Dinge. Ich bin hauptsächlich mit dem Laden von Chaos-Zellen beschäftigt und mit all den anderen Dingen, die man mir aufträgt.«
    »Es herrscht gerade eine aufregende Zeit für die Magier, hat Vernt mir erzählt, bei all den neuen Vorhaben.« Lorn lehnt sich nach vorn und will damit Interesse bekunden an dem, was Ciesrt ihm vielleicht gleich verraten wird.
    »Das stimmt. Große Pläne …« Ciesrt zuckt die Schultern.
    »Ich verstehe. Ich bin zum Verwunschenen Wald abkommandiert worden und habe gehört, dass euer Tun von einigem Nutzen sein könnte für uns arme Lanzenkämpfer dort.«
    »Vater ist ganz begeistert davon«, erzählt Ciesrt eifrig. »Ich kann natürlich keine Einzelheiten verraten, wie du verstehen wirst, aber sie arbeiten an einer neuartigen Sperre.« Er zuckt die Achseln. »Ich weiß nicht genau, wie sie funktionieren soll, aber … sie wird den Spiegellanzenkämpfern sicherlich dienlich sein.«
    »Wenn das stimmt, könnten wir mehr Lanzenkämpfer nach Norden schicken«, überlegt Lorn.
    »Wenn alles klappt, braucht man vielleicht überhaupt keine Lanzenkämpfer mehr an den Sperrenmauern, wie ich höre.«
    Lorn nickt. »Es gibt so viel anderes, was die Lanzenkämpfer dann anpacken könnten.«
    »Wie gefällt dir denn dein Lanzenkämpferdasein?«, fragt Ciesrt nach ein paar Sekunden des Schweigens.
    »Ich glaube, ich habe Talent dafür«, antwortet Lorn. »Zumindest ein Talent zum Überleben.«
    Lorn blickt auf und entdeckt Myryan, die im Durchgang steht und zuhört.
    Ciesrt beugt sich auf dem Sofa nach vorn, seine Augen sind gänzlich auf Lorn gerichtet; offenbar hat er Myryans Rückkehr nicht bemerkt.
    »Auch jetzt sprichst du nicht von Pflicht und Hingabe«, stellt Ciesrt fest.
    Lorn fährt sich übers sauber rasierte Kinn, bevor er antwortet. Er hat Ciesrts Anspielung bemerkt und weiß, dass Ciesrt und sein Vater, der Zweite Magier, über ihn gesprochen haben. »Es ist unser aller Pflicht, Cyador und den Weg des Lichts zu schützen«, sagt er langsam. »Und dem gilt meine ganze Hingabe. Du hast den Weg gefunden, der am besten zu dir passt, Ciesrt. Und ich habe meinen gefunden. Aber ich arbeite noch daran, wie ich auf diesem Weg am besten zurechtkomme.« Lorn lächelt sein Gegenüber offen an. »Es ist schwieriger, wenn man nicht da hineingeboren wurde, wo die eigenen Talente gefordert sind.«
    »Das sehe ich ein«, meint Ciesrt überheblich.
    »Und wie steht es mit dir? Wie gefällt es dir als Adept?«, dreht Lorn den Spieß freundlich um.
    »Mein Vater war bereits einer und sein Vater davor auch«, erklärt Ciesrt, »und dessen Vater vor ihm auch. So weit man zurückblickt, gab es in meiner Familie nur Magier und Heiler, der Stammbaum reicht zurück bis zum Erstgeborenen des Chaos. Vater hat ein Glas in seinem Arbeitszimmer stehen … es ist so alt …«
    Die bereits vertraute Kälte eines Spähglases durchdringt den Raum. Myryan und Lorn tauschen Blicke aus, aber beide schweigen und lassen Ciesrt, der die Kälte offenbar nicht spürt, weiterreden.
    »… stammt aus der Zeit vor Alyiakal, aber es ist zu alt und zerbrechlich, als dass man es noch benutzen könnte. Warum sollte ich bei diesem Erbe nicht Magier werden wollen?« Ciesrt lächelt. »Ich finde es lohnend. Mir gefällt es, Energie für die Feuerwagen und Feuerlanzen bereitstellen zu können, die ihr Lanzenkämpfer so notwendig braucht, um die Barbaren zu bekämpfen. Ich fühle mich nützlich, wenn ich durch mein Chaos bei der Herstellung von Cupridium mitwirken kann.« Der Magier schürzt die Lippen. »Zu den meisten Lanzenkämpfern würde ich wohl nicht so sprechen, ich würde mich nicht gut dabei fühlen, aber du entstammst