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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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offen.
    Lorn schreitet durch die rechte Doppeltür, wobei er sich bemüht, nicht zu steif zu gehen, denn der Säbel steckt unter der Hose im Stiefel. Er wünschte, er hätte den brystanischen Säbel dabei, doch dieser wird erst in zwei Tagen fertig sein. Wenn er jedoch vorsichtig ist, wird niemand den Unterschied bemerken. Den Dyjani-Dolch hat er sorgsam hinter dem breiten blauen Ledergürtel versteckt.
    Der geflieste Eingangsbereich bietet drei Torbögen zur Auswahl. Hinter dem mittleren Bogen halten sich die meisten Gäste im Silberkelch auf: Kaufleute und Händler in blauer Kleidung, ausschließlich Männer. Links befindet sich ein fast leerer Raum, nur ein bärtiger Händler mittleren Alters sitzt dort mit einer Frau, die ebenfalls Blau trägt, vielleicht seine Gemahlin oder Base.
    Der muskulöse Wächter mit dem Schlagstock in der Hand deutet nur mit dem Kopf nach rechts und kümmert sich nicht weiter um Lorn. Lorn betrachtet zuerst prüfend den beinahe leeren Seitenraum, wo drei junge Buchhalter an einem Tisch in der Mitte sitzen und ein grauhaariger Buchhalter und eine Frau in Gelb in einer Ecke. Dann bewegt er sich langsam auf einen Zweiertisch gleich hinter dem Bogen zu, der so steht, dass sein Gesicht vom gedämpften Licht der Öllampen unbehelligt bleibt und von wo aus er die Händler in dem großen mittleren Raum und die Neuankömmlinge im Flur beobachten kann.
    Die Schankmaid – in grauer statt wie sonst üblich in gelber Kleidung und bestimmt nicht einmal so alt wie Myryan – blickt auf ihn herab. »Dasselbe wie gestern Abend?«
    Lorn nickt und sie wendet sich ab. Niemand, auf den auch nur annähernd Shevelts Beschreibung passt, befindet sich in der Schenke. Genauso ist es Lorn bei seinen letzten zehn Besuchen ergangen, die er dem Kelch während der vergangenen zwei Achttage abstattete. Seine anderen Untersuchungen und Beobachtungen haben glücklicherweise mehr Früchte getragen.
    Eine Frau, die das gelbe Kleid einer Unterhaltungskünstlerin trägt, springt plötzlich auf und rafft das zerrissene Kleid über ihrer Brust, anschließend schüttet sie dem Mann an ihrem Tisch den Inhalt ihres Humpens ins Gesicht. Der Mann springt auf, setzt sich jedoch sogleich wieder, als der Hüne vom Eingang sich mit dem Schlagstock – nahezu fünf Ellen schweigsame Muskeln – vor ihm aufbaut.
    Lautes Gelächter dröhnt aus dem Mittelraum und der Händler setzt sich kleinlaut wieder hin.
    »… hat’s dir gezeigt, was, Fysl, … Wosyl bekommt ein Silberstück für ihr Kleid und noch mehr, wenn du nicht auf deine Börse aufpasst.«
    Die Schankmaid kommt zurück zu Lorn, der sich zurücklehnt und zusieht, wie sie das Kelchglas mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch stellt. Er drückt ihr drei Kupferstücke in die Hand, worauf sie lächelnd an ihre Arbeit zurückgeht.
    Lorn hebt den Kelch an die Lippen, doch er nippt nur an dem billigen roten Gesöff, das hier als Tafelwein verkauft wird. Seine Augen erblicken einen weiteren Händler im Flur, aber der Mann ist sehr schlank und steuert zielsicher nach links, wo er sich zu dem wartenden Pärchen setzt.
    »He, du … dich hab ich doch schon mal gesehen … du bist doch der zweite Buchhalter von dem roten Miststück«, ruft der braunhaarige, rundgesichtige Buchhalter vom anderen Tisch.
    »Ryalor, meinst du?«
    »Ryalor, genau. Glaubst du, dass es da wirklich noch einen Mann im Haus gibt?« Das Mondgesicht lacht. »Sie und zwei Buchhalter – sonst bekommt man niemanden zu sehen.«
    »Und was ist mit all den Händlern, Bercatl?«, fragt der Mann, der links von dem Rundgesicht sitzt. »Viele sogar, sie würden nicht handeln, wenn kein Geld da wäre.«
    Lorn zuckt die Schultern und wartet, bis die Männer am anderen Tisch sich beruhigt haben. »Habe ihren Partner nur einmal gesehen. Er spricht nicht viel, aber sie hört auf ihn. Viel mehr weiß ich auch nicht.«
    Der rundgesichtige Buchhalter fragt: »Ist das dein Ernst?«
    Lorn nickt. »Er hat gesagt, dass ich nichts verraten soll, aber es kann ja nicht schaden, wenn die Leute wissen, dass es ihn wirklich gibt. Er ist sehr viel unterwegs.«
    Die anderen beiden nicken ihrem Gefährten zu. »Siehst du. Hab’s dir doch gesagt, Bercatl. Deshalb sind sie so gut im Geschäft. Sie ist hier in Sicherheit und er kümmert sich um die Geschäfte mit den Außenhäfen.«
    »… kann doch nicht …«
    »… Eileyt behauptet auch, dass das Haus größer ist, als alle ahnen …«
    »… weil er für sie arbeitet …«
    »Wer sonst könnte

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