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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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auf seiner Tunika strahlen ein schwaches goldenes Licht aus.
    Trotz der in Silber gefassten Lampen, die den Raum gleichmäßig erleuchten und die helle Holztäfelung und die hellbraunen, in Leder gebundenen Bücher im eingebauten Bücherschrank in warmes Licht tauchen, wirkt der Raum kalt. Lorn lässt sich auf dem einzigen harten Holzstuhl mit der geraden Lehne nieder. Er sieht seinen Vater an und wartet.
    »Ich habe mit Lektor Hyrist’elth und Lektor Chyenfel’elth gesprochen …« Kien’elth zieht die Augenbrauen hoch, als warte er auf Lorns Antwort.
    »Ja, Ser.«
    »Sie haben festgestellt, dass zwar dein Wissen und deine Gelehrsamkeit herausragend sind; aber die Liebe zur Arbeit der Magi’i, die notwendig ist für einen wirklich erfolgreichen Magier, hat sich in dir nicht verfestigt.« Kien’elth betrachtet seinen Sohn eindringlich. »Wir haben darüber schon gesprochen, Lorn, und ich habe die ganze Zeit über gehofft, dass du die Handhabe deiner Studien und dein Verhalten gegenüber den Lektoren ändern würdest.«
    »Ser … ich habe sehr viel gelernt und selbst die Lektoren haben angedeutet, dass meine Leistungen hervorragend sind.« Lorn setzt einen etwas verwirrten Gesichtsausdruck auf. »Habe ich mein Studium nicht mit genügend Fleiß und Begeisterung vorangetrieben?«
    »Herausragende Leistungen im Studium allein reichen für einen Magier nicht aus, Lorn. Begeisterung für das Studieren allein auch nicht. Man muss sich stets vor Augen halten, dass es die Magi’i sind, durch die sich Cyador von den Barbaren oder den Hamoranern unterscheidet – und die Rationalen Sterne von den Schwarzen Engeln. Ohne Verständnis dafür, dass das Chaos das Taufbecken des Lebens ist und der Keim des Wohlstandes, ist eine Feuerlanze nur wenig mehr als eine blitzende, scharfe barbarische Klinge und ein Feuerwagen nicht mehr als ein etwas kraftvollerer, achtspänniger Wagen.«
    »Das habe ich immer verstanden und auch akzeptiert, Vater«, äußert Lorn wahrheitsgemäß.
    »Ja … das hast du. Aber du hast nicht verstanden, dass etwas Größeres dahinter steht als nur persönliche Fähigkeiten.« Der ältere Mann lächelt traurig. »Auch hast du in deinem Herzen nicht begriffen, dass Gold nur das Spielgeld in einem Kinderspiel ist und ganz Cyador auf der Tatsache beruht, dass die Magi’i das Chaos und die Schwarze Ordnung im Gleichgewicht halten.«
    Lorn unterdrückt ein Stirnrunzeln. Während seines Studiums und der praktischen Arbeit als höherer Magierschüler ist er mit dem Gleichgewicht zwischen Chaos und kalter, tödlicher Ordnung schon in Berührung gekommen, aber dies ist das erste Mal, dass sein Vater solch ein Gleichgewicht überhaupt erwähnt – oder auch nur andeutet, dass er Lorns verdeckte Händlermachenschaften beobachtet hat.
    »Ich habe meinen Freund Hauptmann-Kommandant Luss’alt dazu bewegen können, dich probehalber in die Offiziersakademie aufzunehmen. Luss’alt ist unter Major-Kommandant Rynst’alt für sämtliche Operationen der Spiegellanzenkämpfer in ganz Cyador verantwortlich. Wie du sicher auch weißt, findet die Ausbildung zum Lanzenkämpfer weit weg von Cyad statt.« Kien’elth hält inne.
    Lorn denkt über beides nach, die Worte und die Pause. Er weiß, dass sein Vater mit Rynst’alt besser bekannt ist, als man es aufgrund seiner Stellung innerhalb der Magi’i erwarten kann. Lorn weiß auch, dass er vieles einfach nicht verstehen kann. Schon begriffen hat er hingegen, dass sein Vater es für wichtig hält, dass Lorn erkennt, dass man ihm einen Gefallen tut und dass Rynst’alt seine Hand nicht im Spiel hat. »Ja, Ser.«
    »Hochlektor Chyenfel’elth und Lektor Hyrist’elth sind höchst beeindruckt von deinem Talent, aber nicht von deinem Verhalten.« Der ältere Mann gestikuliert, als möchte er damit jedes Wort, das Lorn einwenden könnte, fortwischen. »Ja, du verhältst dich äußerst respektvoll. Ja, du lernst alles, was man von dir verlangt, und noch mehr. Ja, du beherrschst das Chaos besser als die meisten Schüler der vierten Stufe und sogar besser als so mancher Magi’i der dritten Stufe. Und in dir steckt noch mehr als das, selbst wenn du keine weitere Ausbildung mehr erhältst. Aber …« Kien’elth zieht das Wort in die Länge. »Jetzt ist nicht die beste Zeit für einen überaus begabten Magier, der nicht zur bedingungslosen Verherrlichung des Magiertums bereit ist.«
    »Dann ist Vernt also in Sicherheit?«, erkundigt sich Lorn, der die Gefahr erkennt, in der er sich

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