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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Jakaafra?
    Lorn schüttelt den Kopf, dann überquert er den Weg und schreitet über die weißen Steine auf der anderen Seite des Dritten Hafenweges hinunter zum Fuß des Hanges, wo der Platz der Händler liegt. Selbst in der Kälte des Spätnachmittags sind noch einige wenige der grün und weiß gestreiften Planen über den spärlichen Karren aufgespannt. Lorn umgeht die Karren und steuert auf das große, weiße Gebäude in der nordwestlichen Ecke des Platzes zu; beinahe geräuschlos setzen seine Stiefel auf den harten, weißen Pflastersteinen auf.
    Als er durch den viereckigen, offen stehenden Toreingang das Gebäude der Klanlosen Händler betritt und den Wind hinter sich lässt, fühlt Lorn, wie sein Gesicht langsam wieder auftaut. Der Platz draußen wirkt fast verlassen, aber im Innern des Gebäudes wimmelt es nur so von blau gekleideten Menschen und manchmal sieht man auch Rot, Grün, oder Weiß. Niemand kümmert sich um den Buchhalter Lorn, ein Stirnrunzeln hier und da ist alles, was ihm gilt. Lorn läuft die breite Treppe in der Mitte des hinteren Teils der überdachten Halle hinauf, die zu beiden Seiten von Balkonen flankiert wird.
    Ryalths Handelskontor ist nicht viel mehr als eine kleine Kammer mit zwei Türen, die weit offen stehen, am Ende des Ganges im dritten Stockwerk. Es liegt so weit hinten im nordöstlichen Teil des Gebäudes, dass nur das Geländer des Balkons von ihrer Tür aus zu sehen ist. Die rothaarige Frau sitzt hinter einem Schreibtisch mit Schubläden, einem uralten Möbel aus schäbigem, nachgedunkeltem Weißeichenholz, und schreibt in ein Buch.
    Lorn tritt ein, er räuspert sich und fragt mit einem Lächeln auf den Lippen: »Händlerin?«
    »Ja?« Ryalth blickt auf und ihr Mund geht auf und zu.
    Lorn tritt so weit vor, dass seine Hosen die Kante des Schreibtisches berühren. »Ich wollte Euch sehen, verehrte Händlerin.« Sein Lächeln wirkt gleichzeitig zögernd und arglos.
    »Ihr solltet nicht hier sein – nicht um diese Tageszeit. Die Zeiten für die Buchhalter sind entweder früh am Morgen oder kurz bevor wir schließen«, murmelt Ryalth, dann fügt sie lauter hinzu: »Ich wünschte, Ihr kämt zu einer passenderen Zeit, junger Ser.«
    »Das wird nicht mehr gehen«, flüstert Lorn. »Ich werde Cyad morgen oder übermorgen verlassen müssen, wie es scheint, und ich kann nichts daran ändern. Wenn sie es mir einmal eröffnet haben, werde ich nicht mehr kommen können.« Er wirft den Kopf zurück und spricht in normaler Lautstärke weiter. »Entschuldigt, verehrte Händlerin, aber ich war gerade in der Nähe und dachte, ich würde mir nicht zu viel anmaßen. Entschuldigt vielmals.«
    »Du gehst? Einfach so?«, flüstert Ryalth. »Warum?«
    »Weil ich den oberen Magi’i nicht ergeben genug bin. Entweder gehe ich weg oder ich werde bei der Chaos-Übertragung durch einen tragischen Unfall ums Leben kommen.« Lorn spricht leise. »Ich mag dich … und ich wollte es dich wissen lassen. Hätte ich so lange gewartet, bis es offiziell ist, hätte ich es dir nicht mehr selbst sagen können.«
    Ryalth schüttelt traurig den Kopf.
    Er drückt ihr eine Börse in die Hand. »Fürs Geschäft. Ich werde zurückkommen, ganz gleich wie, und das kann ich nicht mitnehmen. Ohne dich würde ich es nicht besitzen. Nimm du das Geld an dich und gib es aus, wenn du es brauchst.« Er schenkt ihr ein warmes Lächeln.
    »Eine Börse? Einfach so? Und du erwartest von mir, dass ich auf dich warte? Als könnte man mich kaufen und bezahlen wie … wie Baumwolle?«
    »Nein.« Lorn sieht ihr in die Augen. »Ich mag dich, weit über unsere Gemeinsamkeiten hinaus.« Er schluckt und zuckt die Achseln. »Ich kann nicht viel von dir verlangen … niemand weiß, was geschehen wird. Aber vielleicht wartest du … für nur kurze Zeit.«
    »Ich kann gar nicht anders. Dann … dann werden wir weitersehen.« Ryalth lacht leise und ein wenig bitter. »Aber du musst das Buch mitnehmen und darin lesen … alles.«
    »Bist du auch ganz sicher? Es könnte Jahre dauern, bis ich wiederkomme.«
    »Dann … ist es sogar noch wichtiger. Lies es.« Halb würgt sie die Worte heraus, halb haucht sie sie.
    »Das werde ich.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.« Er streckt den Arm aus und drückt ihre Hand. Schnell zieht er den Arm zurück, als er im Flur Schritte hört.
    »Ich schätze Euer Interesse, aber es gibt nichts, wofür ich Euch brauchen könnte, nicht im nächsten Achttag«, sagt Ryalth geschäftig; ihre Augen glänzen.
    »Ich verstehe.

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