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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Dann werde ich mich danach wieder bei Euch erkundigen.«
    »Während der Buchhalterzeiten, so wie es sich geziemt«, fügt Ryalth hinzu.
    Lorn sieht ihre Tränen und fühlt, wie auch ihm das Wasser in die Augen steigt. Er schluckt. »Ja … Händlerin.«
    Dann dreht er sich um und mit hängenden Schultern – eine Geste, die nicht gespielt ist – wandert er niedergeschlagen den Flur entlang, hinaus auf den Platz, von dem aus man den ganzen weißen Hafen überblicken kann.
    Er verlässt den Platz und fühlt deutlich die Kälte des Chaos-Glases, mit dem sein Vater ihn beobachtet, aber Lorn hat bereits getan, was getan werden muss, und er bezweifelt, dass Kien’elth noch mehr wissen will.
    Er hofft es zumindest.

 
XIII
     
    S elbst die Kaiser des Landes des Ewigen Lichts verkörpern ein Paradox, von dem Cyador erfüllt und durchdrungen ist …
    Höchst paradox ist der Umgang mit der Erinnerung an Kaiser Alyiakal. Trotz seiner vielen Erfolge bei der Festlegung der immer noch gültigen Grenzen des modernen Cyadors und der Errichtung der ausgewogenen Machtstrukturen, die Cyador noch immer regieren, wurde er zu ›Dem, den man nie erwähnen darf‹ unter den Magi’i und den Spiegellanzenkämpfern von Cyad. Die Magi’i wollen ihn vergessen, weil er ein mächtigerer Magier als der Erste Magier war und weil er den – so wie er es nannte – engstirnigen Traditionen und der Inzucht innerhalb des Standes der Magi’i den Rücken kehrte. Er wurde Offizier bei den Spiegellanzenkämpfern und setzte seine magischen Fähigkeiten ein, um die Spiegellanzenkämpfer im Norden bei der Verwüstung von Cerlyn und der Errichtung der Cupritminen im Nordosten anzuführen. Dabei schloss er einen mehr als eine Generation überdauernden Frieden mit den Barbaren aus dem Norden und sicherte somit die Versorgung mit Cuprit, um daraus weiterhin Cupridium gewinnen zu können. Als er mithilfe derselben Lanzenkämpfer zum Kaiser gemacht wurde, bestand er darauf, dass die Chaos-Energie nicht mehr nur für Experimente verwendet wird, sondern zur Herstellung von Chaos-Zellen, um damit Steine zu behauen, welche zum Bau der Großen Straßen von Cyador verwendet werden, zur Fertigstellung des Palastes des Ewigen Lichts und zum verstärken und ausbauen des Großen Kanals … Doch trotz all dieser Taten, aufgrund derer man sein Andenken ehren sollte, blieb er paradoxerweise der Magier, von dem die Magi’i niemals sprechen.
    Die Spiegellanzenkämpfer vermeiden es, seinen Namen auszusprechen, denn er erinnert sie zu sehr an ihre eigenen Unzulänglichkeiten, was Waffen und Geschick angeht, und auch weil sein Erfolg dafür steht, dass es nicht ausreicht, nur ein Spiegellanzenkämpfer zu sein, um ein erfolgreicher und großer Inhaber des Malachit-Thrones zu werden. Die einfache Tatsache, dass es keinem Kommandanten der Lanzenkämpfer seither gelungen ist, solche Heldentaten zu vollbringen, verdeutlicht dies noch … und wiederum wird das Paradox weitergeführt: Der größte Spiegellanzenkämpfer in der Geschichte Cyadors wird als solcher totgeschwiegen.
    Selbst die Händler können das Bild von Alyiakal nicht leiden, denn sie besitzen keines der Talente, die er in sich vereinte, und deshalb streben sie nicht danach, einen der ihren, wahrhaftig einen der ihren, auf den Malachit-Thron zu setzen, obwohl es größtenteils seiner erfolgreichen Politik als Kaiser zuzuschreiben war, dass der Handel aufblühte …
     
    Paradox des Kaiserreichs
    Bern’elth, Erster Magier
    Cyad,157 N.G.

 
XIV
     
    L orn schlendert den überdachten oberen Säulengang des Hauses seiner Eltern entlang und versucht, die leichten Kopfschmerzen und das Prasseln des plötzlichen Winterregens zu vergessen; ein krasser Gegensatz zum Frost vom Vortag und auch zum trockenen Nachmittag. Sein Kopf scheint im Einklang mit dem gleichmäßigen Plätschern des Regens zu pulsieren und auch mit den großen Tropfen, die von den Dachziegeln auf Geländer und Wände klatschen.
    Schließlich bleibt Lorn vor der offenen Tür stehen, die zum Arbeitszimmer seines Vaters führt; er wartet einige Sekunden ab, ob dieser ihn bemerkt. Als keine Regung geschweige denn eine Einladung erfolgt, tritt Lorn ein. »Du hast mich gerufen, Vater?«
    In der Düsternis, die von den Öllampen zu beiden Seiten des bleichen Eichenschreibtisches erhellt wird, blickt Kien’elth von den Schriftrollen auf, die er gerade studiert. »Setz dich, Lorn.« Der silberhaarige Magier legt die Schriftrollen beiseite. Die gekreuzten Blitze

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