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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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befindet. Doch all die möglichen Gefahren, die auf ihn lauern würden, falls er ein Schüler bleiben und dann als Magier zugelassen werden würde, kann er nicht einmal im Entferntesten erahnen; wenn man ihn überhaupt so weit kommen ließe. Dann versteht er, was sein Vater zuletzt gesagt hat, und nickt.
    »Er ist sicher. Er verfügt weder über ein außergewöhnliches Talent noch ist er übertrieben kritisch – und er wird noch viel lernen, denn er ist geduldig, wenn auch nicht so frühreif und brillant wie sein älterer Bruder.«
    »Ist es, weil die Türme versagen?«
    Kien’elth hebt die Augenbrauen. »Ich hätte wissen müssen, dass du das herausfindest.« Er hält inne und presst die Finger aneinander. »Es wäre nicht sonderlich klug, weder für mich noch für dich, dieses Thema weiter zu erörtern. Lass uns über etwas anderes sprechen. Du weißt vielleicht, dass die Barbaren vermehrt angreifen, und vermehrte Angriffe machen umfangreichere Chaos-Übertragungen für Feuerwagen und Feuerlanzen notwendig. Eine große Anzahl von Feuerlanzen muss bestückt und nach Norden und Westen transportiert werden. Auch müssen mehr Lanzenkämpfer eingezogen und ausgebildet werden und immer noch mehr Cupridiumklingen müssen geschmiedet werden.« Kien’elth lächelt, doch seine goldenen Augen wirken weiterhin besorgt und können dem Ausdruck des Mundes nicht entsprechen.
    Lorn versteht. Sein Vater lebt und arbeitet – wie alle Magi’i – an einem Ort, an dem die Wahrheit – oder auch die Falschheit – eines jeden einzelnen Wortes erkannt und auf die ein oder andere Weise gegen ihn oder zu seinen Gunsten verwendet werden kann, zumindest von den Fähigeren unter den Magi’i. Dieses Wissen bewirkt eine Vorsicht selbst an den Orten, die andere als sicher erachten würden.
    »Der Bedarf an zusätzlichen Lanzenkämpfern bedeutet auch, dass mehr junge Offiziere gebraucht werden, und das ist deine Chance.« Diesmal lächelt sein Vater übers ganze Gesicht. »Obwohl Luss’alt und ich … sagen wir … uns nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen haben, weiß ich doch, dass er junge, fähige Offiziere braucht und er hat von deinen Schwertkampfkünsten gehört. Er weiß nicht, wo du dich herumgetrieben hast … heute Nachmittag zum Beispiel. Ich würde aber an deiner Stelle einen solchen Besuch nicht wiederholen, solange du noch in Cyad bist, ganz gleich welchen Zauber diese Frau auch auf dich ausüben mag.«
    »Ja, Ser. Danke für den Hinweis. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Da bin ich sicher. Bei den Spiegellanzenkämpfern wird der Erfolg mehr an den Fähigkeiten gemessen als am Verhalten.« Kien’elth lacht. »Nicht nur … aber auch.«
    »Ich verstehe.« Lorn hat die Warnung vernommen. Die Spiegellanzenkämpfer unterscheiden sich nicht von den Magi’i, nur dass die meisten Lanzenkämpferoffiziere nicht wahrlesen können und deshalb aufgrund von Taten urteilen und nicht nach verborgenen Absichten, die erst durch Wahrlesen enthüllt werden.
    »Du wirst morgen nach Kynstaar aufbrechen. Ein Feuerwagen wird vor der Schule halten. Zweifelsohne stehen dir dort einige Schwierigkeiten bevor, aber … solche hast du auch vorher schon überwunden, und ich bin fest überzeugt, dass dir dies auch in Zukunft gelingen wird.«
    »Ja, Ser.« Lorn nickt.
    Kien’elth erhebt sich langsam. »Ich wünschte …« Er zuckt entschuldigend mit den Schultern.
    Lorn steht ebenfalls auf. »Ich weiß, Vater. Ich habe es ganz allein mir zuzuschreiben.«
    »Aber ich kann mir weiterhin etwas wünschen, mein Sohn.«
    Lorn senkt den Kopf.
    Nachdem er das Arbeitszimmer verlassen hat, geht Lorn langsam den Säulengang entlang; er bleibt stehen, um durch den Regenvorhang nach Süden zu blicken. Die Regenwolken ziehen sich langsam zurück über die grauen, stürmischen Wasser des Hafens, die sonst meist tiefblau leuchten, was von den weißen Pieren aus Sonnenstein noch unterstrichen wird. Heute sind die Piere jedoch grau wie der Himmel und das Wasser.
    Er steigt eine Etage hinunter und begibt sich in das rückwärtige Gebäude. Vor der Tür zum Gemach seiner älteren Schwester bleibt er stehen.
    »Du kannst hereinkommen, Lorn«, ruft Jerial.
    Er öffnet langsam die schwere Eichentür und schließt sie hinter sich.
    Wie gewöhnlich trägt Jerial eine eng anliegende Tunika, heute eine aus seidigem schwarzen Stoff, die ihre zierliche, aber mit allem Notwendigen ausgestattete Figur deutlich betont. Sie steht neben ihrem ordentlich aufgeräumten

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