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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ein Glas mit uns …«
    »Wir würden den Alafraan gern mit Euch teilen«, fügt Zandrey etwas gemäßigter hinzu. »So etwas gibt es nicht alle Tage, und wenn ich von der nächsten Patrouille zurückkomme, ist er womöglich schon sauer.«
    »Ihr könntet ihn ja uns überlassen«, schlägt Jostyn vor. »Wird uns wärmen in der kältesten Zeit des Winters, die uns noch bevorsteht.«
    »Nicht die kälteste Zeit des Winters«, verbessert Eghyr. »Die längste, aber nicht die kälteste.«
    Lorn legt den Bericht mit der Schrift nach unten auf die Tischplatte und zieht einen Stuhl an den Tisch, an dem die drei Männer sitzen.
    »Lorn wird sein erstes Glas mehr genießen als wir unser fünftes«, lacht Zandrey und gießt ein Kelchglas, das plötzlich auf dem Tisch steht, halb voll und reicht es dem Unteroffizier.
    »Danke.« Lorn nimmt das Glas mit einem Lächeln entgegen, prostet den anderen drei zu und nimmt einen sehr kleinen Schluck. Der bernsteinfarbene Wein fühlt sich wärmer an, als er wirklich ist, und schmeckt ein wenig nach Birnapfel und Trilia … und noch nach etwas anderem, was Lorn jedoch nicht zu benennen vermag. »Schmeckt gut.«
    »Viel besser als das Zeug, das wir sonst vorgesetzt bekommen«, meint Eghyr, »dank Zandrey.«
    »Mein Onkel ist Winzer in Escadr.«
    »Wenn er diesen Wein gemacht hat, muss er wirklich etwas von seinem Handwerk verstehen.« Lorn hat noch nie von Escadr gehört, obwohl er eigentlich dachte, fast jede Stadt in Cyador zu kennen.
    »Er ist ein guter Winzer, auch wenn noch niemand von Escadr gehört hat. Das ist eine winzig kleine Stadt südöstlich von Biehl – nicht allzu weit weg von dem zerklüfteten Teil der Grashügel im Nordwesten«, erklärt Zandrey. »Das muss ich dauernd erklären, weil niemand den Ort kennt.«
    »Er hat es schon erzählt, als wir die erste Flasche aufgemacht haben«, wirft Eghyr scherzhaft ein.
    Lorn nickt und nimmt einen zweiten, noch kleineren Schluck. Der Alafraan schmeckt wirklich gut, viel zu gut für einen Außenposten der Lanzenkämpfer am Fuße der Grashügel.
    »Die Lanzenkämpfer in der Stadt wissen einen Alafraan gar nicht zu schätzen«, brummt Jostyn und streicht zärtlich über sein Glas. »Die wissen gar nicht, was es heißt, Patrouillen durch die Grashügel zu reiten oder die weißen Mauern des Verwunschenen Waldes abzusuchen nach riesigen Wasserechsen oder Katzen, die so groß sind, dass sie über die Sperren springen und Rinder und Schafe reißen.«
    »Ihr habt doch noch gar keine Patrouille im Verwunschenen Wald bestritten.« Eghyr lacht kalt.
    »Sasym schon. Er kannte beides.«
    »Das stimmt wahrscheinlich, aber mit einer Lanze konnte er nun mal nicht umgehen, deshalb …« Zandrey bricht den Satz mit einem Schulterzucken ab.
    »Wenn man nur ein Jahr hier verbracht hat, wird man nie mehr ein Stadtlanzenkämpfer sein«, meint Jostyn und nickt in Lorns Richtung. »Alle in Cyad … sind nur Stadtlanzenkämpfer.«
    »Nicht alle«, bemerkt Eghyr. »Hauptmann-Kommandant Luss’alt und Major-Kommandant Rynst’alt haben in jedem Außenposten der Grashügel und des Verwunschenen Waldes gedient.«
    Lorn fragt nicht, woher Eghyr das weiß, sondern beschließt in Gegenwart des blonden Hauptmanns äußerst vorsichtig zu sein.
    »Vielleicht sind sie deshalb dort, wo sie jetzt sind«, meint Zandrey.
    Eghyr wirft einen kurzen Blick auf den stämmigen Zandrey.
    Zandreys braune Augen bleiben völlig ausdruckslos, als er das Glas für den nächsten Schluck Alafraan hebt, ein Schluck, der viel größer erscheint, als er wirklich ist.
    »Das ist das große Geheimnis, müsst Ihr wissen«, fügt Jostyn beinahe lallend hinzu. »Die meisten Lanzenoffiziere kommen aus der Stadt … haben nie wirklich lange an den Grenzen gedient, haben noch nie einen Barbaren in Schwertlänge vor sich gehabt …«
    Lorn nickt, aber Augen und Aufmerksamkeit sind auf Eghyr und Zandrey gerichtet.

 
XXIX
     
    K aiserin Ryenyel steckt die Silberklammern in das dicke, dunkelrote Haar, das für die Oberschicht von Cyad vielleicht ein wenig zu dick und zu widerspenstig ist, um als edel zu gelten. Die Kaiserin betrachtet noch einmal ihr sommersprossiges Gesicht im schimmernden Cupridiumspiegel, der in Silber gerahmt auf dem glatten Marmorfrisiertisch steht, dann erhebt sie sich. Der halbhohe Spiegel zeigt eine Figur, die eine Spur zu füllig ist, um noch als kaiserlich schlank bezeichnet werden zu können.
    Sie dreht sich um und schreitet aus dem Ankleidezimmer in den Salon, wo der

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