Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
zusammengedrängt einige kleinere Anwesen. Die Häuser sind umgeben von einem Erdwall, der selbst vom Standpunkt der Kompanie, die sich noch etwa drei Meilen davon entfernt befindet, ziemlich hoch erscheint. Der weißliche Rauch aus den Kaminen wird vom Wind in eine waagerechte Linie geblasen, die sich von Nordosten nach Südwesten erstreckt.
    »Kalt wie ein Händlerherz, wenn es um Zölle geht, Ser«, bemerkt Dubrez, der links hinter Lorn reitet.
    »Oder eine Lanzenkämpferklinge im Winter?«, fragt Lorn.
    »Kälter als die eines guten Lanzenkämpfers, Ser.«
    Nytral stößt einen kurzen Lacher aus.
    Lorn nickt nur.
    Am Fuß des Hügels führt die Straße geradewegs nach Osten weiter, und die Kompanie reitet noch eine Meile, bevor sie auf den Erdwall zusteuert, der sich ungefähr in der Mitte des länglichen Tals befindet. Der Wall ist ziemlich hoch für eine so kleine Siedlung, er erhebt sich gut sechs Ellen über den Erdboden und fast neun Ellen über den kleinen Graben, der rings um den Schutzwall herumführt.
    »Ist wohl nicht einfach für die Barbaren, den zu überwinden«, bemerkt Lorn.
    »Hinaufzuklettern ist wahrscheinlich einfach, aber der alte Mann, der hier lebt, war früher Bogenschütze bei den Spiegelinfanteristen und hat alle seine Nachkommen ausgebildet.«
    »Die Barbaren lassen also ihre Pferde stehen, klettern auf den Wall und werden dann von ein paar Männern und Frauen mit Bögen überwältigt?«
    »Das weiß ich nicht so genau, Ser, aber die Barbaren treten meist in einer Stärke von etwa vierzig bis sechzig Mann auf, manchmal auch achtzig; davon verlieren sie vielleicht zwanzig bei so einem Angriff, aber die Ausbeute ist gering … ein paar Schafe vielleicht, eine Frau oder zwei oder auch ein kleines Mädchen, etwas Mehl und Mais und weniger Pferde, als sie bei einem solchen Angriff verlieren.«
    Ein Hirte steht vor dem offenen Tor an der Westseite des Erdwalls, offenbar dem einzigen Zugang zum Anwesen. Er deutet auf das Tor und Lorn und Nytral zügeln ihre Pferde vor dem Mann in Schaffelljacke und Lederhose.
    »Bringt Eure Männer nur herein, Ser«, ruft der Hirte.
    »Danke«, antwortet Lorn. Er reitet durch das schmale Holztor und entdeckt die riesigen Steinhaufen oben auf dem Erdwall und die Rutschbahnen, die diese Steine hinter die Tore befördern. Lorn schüttelt verwundert den Kopf über die Anstrengungen, die die Hirten zu ihrer Verteidigung unternehmen.
    Eine Schafherde steht zusammengedrängt im Pferch neben einem langen, niedrigen Stall mit Graswänden. Dieser Pferch befindet sich innerhalb des sicheren Erdwalls, der das gesamte Anwesen schützt. Der Mann, der sie herangewinkt hat, trägt eine wuchtige Mütze mit dicken Ohrenklappen, um die Lorn ihn ziemlich beneidet. Der Einheimische kommt zu Lorn, Nytral und der Fünften Kompanie herüber, die nun steht und wartet.
    »Seid gegrüßt, Sers!«, ruft der Hirte. »Zumindest habt Ihr einen sonnigen Tag erwischt, um Ramsende zu besuchen.«
    »Sei gegrüßt, Hirte«, erwidert Lorn.
    »Hab gehört, dass die Barbaren westlich von hier angegriffen haben …« Der weißbärtige Hirte wirft Lorn einen kurzen Blick zu, dann sieht er zu Boden.
    »Das stimmt«, muss Lorn zugeben. »Keiner der Siedler dort hat überlebt. Aber wir haben die Barbaren erwischt und sie getötet.«
    »Alle?«
    »Alle – und der Unteroffizier selbst hat sogar zwei von ihnen erwischt«, erzählt Nytral.
    Ein Schauder durchfährt den Hirten, man sieht es deutlich, obwohl er den schweren Mantel und die dicke Mütze trägt. »Dann werden ihre Brüder sie im Frühling blutig rächen.«
    »Blutrünstig sind sie immer«, bemerkt Nytral und ein barsches Lachen folgt den Worten. »Aber im nächsten Frühling werden nicht so viele kommen.«
    »Je weniger, desto besser für uns und für die Herden.«
    »Sie haben es auf die Tiere abgesehen?«
    »Das letzte Mal, als sie hier waren, haben wir fast zwanzig Barbaren getötet und wir sind alle heil davongekommen.« Der Hirte zuckt die Schultern. »Ist aber schon fünf Jahre her. Wahrscheinlich werden sie das bald vergessen haben.«
    »Ihr Erinnerungsvermögen reicht nicht sehr weit«, stimmt Nytral zu.
    Lorn wirft einen Blick auf die Lanzenkämpfer seiner Kompanie, er spürt, dass sie frieren und ungeduldig sind, dann sieht er dem Hirten schweigend ins Gesicht.
    Als dieser den langen, fragenden Blick des Unteroffiziers bemerkt, räuspert er sich einmal, dann ein zweites Mal, bevor er spricht. »Sers … wir wären ein armseliges Volk,

Weitere Kostenlose Bücher