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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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erblicken
    die Hügel von Angloria oder die Brandung in Wintergut,
    ich begrüße den Abend und die Nacht,
    stolzes Rot der fremden, untergehenden Sonne,
    und den steinigen Weg der Türme, den ich ging,
    Türme, die das Chaos des Lebens bergen
    und immerfort im Kampf mit der Ordnung liegen,
    denn ewig mögen sie unser Licht halten
    in die lange, kommende Nacht.
     
    Man sagt, die Welten verändern sich,
    Spiegelsilber wird zu schwerem Gold,
    die Jungen werden schließlich die Alten sein
    und die Geschichten erzählen.
     
    Lorn schüttelt den Kopf. Die Worte sind ihm bis auf wenige vertraut, sie bergen eine bestimmte Bedeutung in sich. Hatte ihn Ryalth nicht etwas gefragt, als sie ihm das Buch überreicht hatte? Wie waren die Erstgeborenen?
    Wird das Buch in seinen Händen ihm darüber Aufschluss geben können?
    Der Unteroffizier schließt langsam das uralte und gleichzeitig zeitlose Buch. Er wird noch mehr lesen. Mit der Zeit. Denn er wird noch Jahre in Isahl verbringen müssen. Jahre.

 
XXVII
     
    D er Himmel strahlt zwar leuchtend blau und die Sonne steht fast im Zenit, aber der eisige Wind aus Nordosten, der durch die Ohrenklappen seiner weißen Winterkappe fährt, kühlt Lorns Wangen und Ohren völlig aus. Eine dünne Schneedecke überzuckert den Straßenrand und das braune Gras, das sich bis zu der einsamen Hütte mit Stall südlich der Straße erstreckt. Die Straße ist hier nicht einmal breit genug für einen Karren.
    Die Hufen der Lanzenreiterpferde klappern auf dem festgefrorenen Lehm der Straße, die nach Nordosten führt, vorbei an dem Anwesen und auf eine Lücke zwischen zwei Hügeln zu. Hinter diesen Hügeln liegt laut
    Nytral und den Karten ein weiteres Tal, in dem drei Familien Schwarzwollschafe züchten und Ackerbau betreiben.
    Mithilfe seiner Chaos-Sinne kann Lorn den Gesprächen der Soldaten hinter sich lauschen.
    »… Winterpatrouillen …«
    »… immer nur reiten … letzten Achttag … erster Angriff im ganzen Winter …«
    »… vielleicht auch der letzte …«
    »… wie im letzten Winter … immer zwei Gruppen … drehen um und reiten weg.«
    »… lass das mal den Unteroffizier hören … oder den Sub-Major … lässt dich auf jeder Patrouille mitreiten, bis du hinüber bist.«
    »… Lanzenkämpfer kommen nicht hinüber ins Paradies … sie werden darunter begraben … Drext … sogar die Offiziere.«
    »Besonders die Offiziere.« Verhaltenes Gelächter geht durch die Reihen.
    Nytral, der neben Lorn reitet, dreht sich um und das Gemurmel verstummt sofort. Nur noch das leise Pfeifen des Windes, das Schnauben der Pferde und der dumpfe Hufschlag auf der gefrorenen Straße sind zu hören.
    Lorn lächelt Nytral an. »Die Offiziere sind schließlich diejenigen, die die Männer auf die Winterpatrouillen schicken.«
    »Ihr hört mehr als die meisten Offiziere, Ser. Das ist nicht immer gut.«
    »Solange ich mich auf dich verlassen kann und auf mein eigenes Urteilsvermögen, ist es besser, es zu wissen.«
    Nytral runzelt die Stirn.
    Einer der zwei Lanzenreiter, die als Späher ausgesandt worden sind, taucht wieder auf der Straße auf, die zwischen den Hügeln hindurchführt, aber er reitet in gemäßigtem Tempo auf die Fünfte Kompanie zu, was darauf hinweist, dass er nichts Außergewöhnliches zu berichten hat. Da dies erst die zweite Patrouille ist, auf der Lorn allein das Kommando führt, ist es dem Unteroffizier nur recht, wenn sich die barbarischen Angreifer zurückhalten.
    »Sieht gut aus, Ser«, bemerkt Nytral.
    »Ist mir sehr recht.«
    Der Späher lenkt sein Pferd neben Lorns und Nytral reitet auf die rechte Seite des Spähers.
    »Was hast du gesehen?«, fragt Lorn.
    »Die Straßen sind frei bis zu den Häusern im nächsten Tal, Sers«, berichtet der Lanzenkämpfer. »Keine Hufspuren auf der Straße oder im Gras. Die Hirten sind unterwegs, einer oder zwei von ihnen.«
    »Gut«, brummt Nytral. »Hast du Feuer gesehen … Kochfeuer?«
    »Aus fast allen Kaminen steigt Rauch auf. Habe gerochen, dass etwas gekocht wird.«
    Lorn und Nytral nicken beinahe gleichzeitig.
    Als die Kolonne in Zweierreihen den niedrigen Hügelgipfel erreicht, der das ganze nächste Tal überragt, kann Lorn die Senke genauer betrachten. Er versucht, sich die Einzelheiten einzuprägen, und hofft, dass ihm dies gelingt, denn er weiß: Je mehr er im Gedächtnis behalten kann, desto besser stehen seine Chancen auf Erfolg und Überleben in den kommenden Jahren. Auf einer kleinen Erhebung in der Mitte des Tals stehen dicht

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