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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Kaiser schon auf sie wartet. Gekleidet in der silbernen Audienzrobe, steht er vor dem langen weißen Diwan.
    Seine Augen blicken verlangend von ihr zum Diwan.
    Sie lacht. »Ich bezweifle, dass uns noch Zeit bleibt für dergleichen, mein Lieber, aber ich danke dir für diesen netten Blick, der mehr sagt als jedes Wort.«
    Eine leichte Röte steigt dem Kaiser ins Gesicht, die aber sofort wieder verblasst. »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, Ryenyel.«
    »Das wäre auch mein Wunsch.« Sie hält inne. »Du siehst höchst eindrucksvoll aus, mein Lieber. Wie immer. Welche Audienz erwartet uns heute Nachmittag?«
    Der leichte Wind, der die lauwarme Frühlingsluft in den Palast des Lichts hineinweht, flüstert leise durch das halb geöffnete Fenster und verbreitet dabei den Duft blühender Trilia und Aramyden. Kaiser Toziel starrt an seiner Gemahlin vorbei durch die getönten Scheiben des Fensters, das zum Viertel der Magi’i hinunterzeigt. Seine Augen heften sich auf die infolge von Chaos und Alter weiß gewordenen Granitgebäude und er schüttelt kaum merklich den Kopf. »Ich muss … wir müssen noch einmal die Handelsbedingungen für Hamor und Austra durchgehen und über die Piratenhändler aus Hydlen und Lydiar sprechen. Ich habe Chyenfel nach Einzelheiten über diesen … Vorfall … befragt, aber die Begebenheit scheint sich in Luft aufzulösen, sobald ich danach frage.« Toziel lacht bitter.
    »Ich nehme an, dass Rynst und Chyenfel noch immer über den Vorfall mit der Feuerlanze brüten und damit beschäftigt sind herauszufinden, wer die Hand ist«, murmelt die Kaiserin leise und küsst ihren Gemahl sanft auf die linke Wange.
    »Vielleicht wurde dieses Feuer auch von einem abtrünnigen Magier gelegt und die Magi’i halten es geheim.« Toziel unterdrückt ein Lachen. »Komm … und lausche mit mir den neuesten versteckten Anspielungen und Drohungen.«
    »Nach all den Jahren unserer Ehe sollte man meinen, Chyenfel wüsste, welche bescheidene Rolle ich spiele oder wer die Hand sein könnte …« Da wird die Kaiserin von ihrem Gemahl unterbrochen.
    »Vielleicht weiß er es, aber du solltest den Namen lieber nicht nennen, meine Liebe. Chyenfel kann mithilfe seines Chaos-Glases sehen, wer wo nicht ist, und er liest von den Lippen ab, was übrigens auch andere können.«
    »Ich bezweifle, dass er es so genau weiß, Liebster. Er spricht niemals über die Chaos-Gläser und was er damit sieht, und er täte es mit Sicherheit, könnte er es wagen.« Ein durchtriebenes Lächeln erheitert Ryenyels Gesicht.
    »Es ist nur zu seinen und zu unseren Gunsten, wenn er nicht laut ausspricht, was das Glas zeigt.« Toziel geht zur Tür, die zu dem geheimen Flur führt, der die kaiserlichen Gemächer mit dem Audienzsaal verbindet, und hält sie für die Kaiserin auf.
    »Oh, wie ritterlich …« Sie lächelt warm und herzlich.
    »Ich bin nur der Kaiser. Chyenfel und Rynst sind die Ritter, und sie streben mit aller Kraft danach, Cyador vor inneren und äußeren Feinden zu schützen.«
    »Chyenfel wird die Fakten sehr vorsichtig vortragen …« Ein Lächeln umspielt Ryenyels üppige Lippen. »Dann wird Rynst ein paar freundliche, aber vielsagende Fragen stellen, und Bluoyal wird nur verständnislos in die Runde blicken, als würden alle blanken Unsinn reden.«
    Toziel lächelt seine Gemahlin an. »Deshalb begleitest du mich und aus diesem Grund muss auch die Hand im Dunkeln bleiben, denn ich brauche euch beide.«
    Ihre Füße scheinen über dem polierten weißen Stein des Flurs zu schweben, als sie geräuschlos zum Audienzsaal gehen. Vor ihnen marschieren zwei Palastwachen und hinter ihnen noch weiteres Paar. Alle vier Wächter tragen kleine Feuerlanzen und, da sie nicht zu den Spiegellanzenkämpfern gehören, grüne Uniformen mit silbernen Tressen.
    Die Tür öffnet sich lautlos, als der Kaiser und seine Gemahlin den Kleinen Audienzsaal erreichen. Toziel nimmt würdevoll auf dem reich verzierten, mit Malachiten und Silber überladenen Thron Platz, während Ryenyel sich auf den silbernen Stuhl schräg dahinter setzt. Der Marmorboden des Audienzsaales blitzt und blinkt im Licht, das durch die hohen ovalen Fenster hereinstrahlt.
    Die drei Berater warten bereits: der grauhaarige Rynst, Major-Kommandant der Spiegellanzenkämpfer, der fast zerbrechlich wirkende, aber dennoch starrsinnige, sonnenäugige Chyenfel, Hochlektor und Erster Magier, und der schwerfällige Bluoyal, Erster Händler, mit den hervortretenden Augen.
    Toziel nickt, dann

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