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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zaghaft und noch immer weht er abwechselnd kalt und lau. Die Straße bleibt weiterhin gefroren bis auf ein paar weiche Erhebungen, die direkt nach Süden zeigen und aus denen kleine Rinnsale aus der aufgeweichten Erde sickern.
    Weder Nytral noch Lorn sprechen ein Wort. Erst als die Kompanie das letzte der vier Häuser im Tal weit hinter sich gelassen hat, nehmen sie die Unterhaltung wieder auf.
    »Sie glauben, wir tun nichts«, bemerkt Lorn.
    »Die Lanzenkämpfer tun nie so viel, wie das Volk erwartet, Ser. Besonders hier draußen nicht. Das wäre vielleicht anders, wenn der Kaiser … wenn Seine Kaiserliche Hoheit ein Lanzenkämpfer gewesen wäre. Oder wenn wir mehr Soldaten hätten. Es gibt nie genug Lanzenkämpfer und hat es auch noch nie gegeben, glaube ich …«
    »Nein.« Lorn runzelt die Stirn. Nytrals Mutmaßungen verheißen nichts Gutes für die Zukunft des Unteroffiziers, für keinen von ihnen.
    »Am besten denkt man gar nicht dran.«
    »Das ist wahrscheinlich das Beste«, stimmt Lorn zu. »Es gibt nur eine bestimmte Anzahl von Feuerwagen und nur eine bestimmte Anzahl von Lanzenkämpfern, und es gibt nicht viel, was wir daran ändern können.«
    Dann reiten sie eine Zeit lang schweigend nebeneinander her.
    Die Hirten aus den anderen drei Anwesen zeigen sich nicht, als die Fünfte Kompanie an ihren Höfen vorbeireitet. Auch öffnet sich keines der Tore.
    Am Nachmittag nähert sich die Truppe dem östlichen Ende des Tals, in dem weit und breit keine Hirten oder Herden zu sehen sind – bis auf die innerhalb der Erddämme. Die Späher sind bereits außer Sichtweite hinter dem nächsten Hügel und die Reiterkolonne macht sich daran, die sanfte Anhöhe zu erklimmen.
    Lorn blickt auf, Hufschläge nähern sich donnernd. Die zwei Späher peitschen ihre Pferde den niedrigen Pass herunter, der hinausführt aus dem Vier-Häuser-Tal und hinein in die nächste Senke, das Tal des Ausgebrannten Hofes.
    »Verdammt!«, murmelt Nytral leise. »Verdammte Barbaren …«
    »Haaalt!« Lorn hebt den Arm, die Kompanie hinter ihm kommt zum Stehen.
    Während Lorn und Nytral auf die Späher warten, suchen ihre Augen die Straße, das braune Gras und die wenigen, vereinzelt wachsenden Büsche mit dem kümmerlichen grauen Winterlaub ab. Außer den Lanzenkämpfern bewegt sich nichts.
    »Sie greifen an, Sers! Sie reiten auf der anderen Seite hinauf und sind schon auf halbem Weg zur Hügelspitze.« Die Worte sprudeln aus dem jüngeren Späher nur so hervor, noch ehe er sein Pferd richtig zügeln kann.
    »Um die achtzig Mann. Vielleicht auch mehr«, fügt der Ältere der beiden hinzu.
    Lorn dreht sich im Sattel um. Hinter ihnen, weniger als hundert Ellen entfernt, befindet sich eine kleine Senke und westlich davon eine niedrige Anhöhe.
    Nytrals Blick folgt dem seines Unteroffiziers. »Das Beste, was wir jetzt tun können, Ser.«
    »Dann nichts wie hin.«
    »Kolonne zurück zur Anhöhe, Shofirg!«, befiehlt Nytral.
    »Zweite Einheit zurück zur Anhöhe, Dubrez!«, ruft Lorn der Zweiten Einheit zu, seine Stimme klingt etwas weniger durchdringend als Nytrals.
    Dubrez nickt und wiederholt: »Zweite Einheit zurück zur Anhöhe!«
    Lorn nimmt die Stute herum und die anderen folgen seinem Beispiel, bis die Fünfte Kompanie in einer langen, leicht gekrümmten Reihe den höchsten Punkt erreicht hat. Aber trotz der langen Verteidigungslinie werden ihnen die achtzig barbarischen Angreifer zahlenmäßig weit überlegen sein.
    »Dann lasst sie kommen«, ruft Lorn entschlossen.
    »Sollen wir nicht stehen bleiben, Ser?«, fragt Nytral leicht verwundert.
    »Nein … wir werden nicht angreifen, bis sie die Bodensenke dort erreicht haben.«
    »Das wird sie nicht aufhalten.«
    »Gibt es denn etwas, das sie aufhalten könnte?« Lorn zieht die Augenbrauen hoch und schiebt die einst weiße Kappe zurück.
    Nytral lacht, aber es klingt nicht sehr fröhlich.
    Im kalten Nachmittagswind erscheint nun eine Sekunde länger als die andere. Der Hang und die Straße, die aus dem Tal hinausführt, bleiben leer.
    »Sie waren schon auf dem Weg hinauf, Sers«, behauptet der jüngere Späher felsenfest, obwohl weder Nytral noch Lorn den Lanzenkämpfer angesehen haben. »Wirklich.«
    »Sie werden kommen«, sagt Nytral. »Zu dieser Jahreszeit kehren sie nicht um.«
    Lorns Blick wandert noch einmal die lange Reihe von Lanzenkämpfern entlang, dann überprüft er seine eigene Feuerlanze. Er fühlt das Chaos darin – rotes und goldenes Weiß. Seine Augen wandern von der Fünften

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