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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Chaos-Ladung wohl noch reichen? Er ist sehr sparsam damit umgegangen und er kann spüren, dass noch eine ansehnliche Menge übrig ist.
    Ein einziger zitternder Schrei hallt durch das Tal, worauf gut sechzig Angreifer jählings über den Hang davonstürmen. Nicht dahin zurück, wo sie hergekommen sind, sondern auf die Hügel am nördlichen Ende des Vier-Häuser-Tals zu. Plötzlich steht die Fünfte Kompanie ohne Gegner da, nur die gefallenen Barbaren liegen am Boden.
    Lorn atmet tief durch, der Schweiß auf Stirn und Nacken kühlt langsam ab. Rasch zählt er seine Männer. Sechs Spiegellanzenkämpfer liegen im braunen Gras, blutverschmiert die Winterjacken von einem guten halben Dutzend Soldaten. Er hofft, dass nicht alles Blut von den Lanzenkämpfern selbst stammt. Fast zehn barbarische Pferde stehen ohne Reiter da und mehr als zwanzig tote oder sterbende Widersacher liegen ausgestreckt oder zusammengekrümmt im zertrampelten braunen Gras.
    Der kalte Wind vermag den Gestank von Blut und Tod nicht wegzufegen, nicht vollständig jedenfalls, genauso wenig wie den Geruch nach feuchtem, totem Gras, aufgewühlt von mehr als hundert Pferden.
    Lorn lenkt sein Pferd zurück an die Stelle, wo der Barbar mit dem seltsamen Säbel gefallen ist. Er steigt ab und hebt die Klinge samt Scheide auf; beides schnallt er hinter seinen Sattel. Er steigt wieder auf und reitet zu Nytral, der die Kompanie bereits wieder Aufstellung nehmen lässt. Keiner hat gesehen, dass er das Schwert eingesteckt hat.
    »Truppenführer! Bericht erstatten!«, befiehlt Nytral. Shofirg und Dubrez reiten zu Lorn.
    Shofirgs Winterjacke weist quer über der linken Schulter einen Riss auf, Blut ist auf dem geölten, weißen Leder zu sehen. »Haben vier Lanzenkämpfer verloren, fünf sind verwundet. Acht Lanzen mit Chaos-Ladung übrig«, berichtet Shofirg.
    »Zwei Lanzenkämpfer tot, drei verwundet. Elf Lanzen übrig … aber mit nur noch wenig Ladung«, fügt Dubrez hinzu.
    »Bindet die Schwerter und Schilde auf die barbarischen Pferde. Ihr wisst, was ihr mit unseren Gefallenen zu tun habt.«
    »Ser …«, beide Truppenführer verneigen den Kopf, dann kehren sie zu ihren Einheiten zurück.
    »Kam das schon einmal vor?«, fragt Lorn kurze Zeit später. »Dass sich drei Mann gleichzeitig auf einen Lanzenkämpfer stürzen?«
    Nytral runzelt die Stirn. »Davon habe ich nichts gesehen, Ser.«
    »So war es aber«, versichert Lorn dem Haupttruppenführer. »Deshalb haben sich am Anfang des Angriffs auch Lücken aufgetan. Sie wissen, dass ein Lanzenkämpfer sich immer nur auf einen Mann konzentrieren kann.«
    »War auch nicht anders als sonst«, antwortet Nytral.
    »Kann schon sein, dass sie das schon länger machen.« Er hält inne und fügt dann hinzu: »Viel größere Bande heute als sonst. Viel größer.«
    »Wie viele sind es sonst, wenn sie angreifen?«
    »Meistens ein paar mehr, als eine Kompanie Männer hat.«
    »Diesmal waren es mehr als doppelt so viele«, bemerkt Lorn. »Wir reiten zurück. Wir haben ein Drittel unserer Männer verloren und nicht mehr viel Chaos-Ladung zur Verfügung.«
    »Sie werden zurückkommen … morgen … noch vor Sonnenuntergang«, sagt Nytral voraus. »Selbst wenn wir umkehren. Sie werden uns folgen.«
    »Mit noch mehr Männern?«, fragt Lorn.
    »Nein … ohne größere Wunden oder Trophäen können sie nicht nach Hause reiten. Sie sind einfach abgehauen … haben nichts erbeutet.«
    »Werden sie uns in einen Hinterhalt locken? Was glaubst du?«
    Nytral zupft sich nachdenklich am Kinn. »Nicht im herkömmlichen Sinn. Im Dämmerlicht vielleicht … irgendwo, wo wir nicht mit ihnen rechnen … und sie nicht sehen können … Aber sie werden sich nicht anschleichen … Späher töten sie für gewöhnlich nicht, aber verlassen kann man sich darauf natürlich nicht.«
    »Dann müssen wir also vorsichtig sein.« Lorn beschleicht langsam das Gefühl, dass bei den Barbaren nichts vorhersehbar ist, bis auf die Tatsache, dass sie Lanzenkämpfer töten wollen – und dass ihnen das trotz der Feuerlanzen auch gelingt. Der sehr gut erhaltene, antike Säbel, der, wie Lorn vermutet, aus Brysta stammt, wirft weitere Fragen auf. Sie laut auszusprechen wagt er nicht, aber wie können so gute Klingen, selbst wenn sie schon alt sind, zu den Barbaren gelangen, und warum hat kein höherer Offizier ihm gegenüber diese Tatsache erwähnt?

 
Lorn’alt, Isahl
     
    H AUPTMANN DER
    S PIEGELLANZENKÄMPFER

 
XXXIV
     
    I n der Hitze des Spätsommers, seinem

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