Sturm der Barbaren
Isahl.«
Dubrez wirft einen Blick auf den toten Barbaren beim Haus, dem Lorn den Kopf verbrannt hat. »Wir müssen fast sechzig Mann getötet haben … Aber sie werden zurückkommen, in einem Achttag, vielleicht auch erst in einer Jahreszeit – wer weiß –, und dann werden wir mit noch weniger Chaos in unseren Lanzen auskommen müssen.«
»Vielleicht …«, räumt Lorn ein. »Könnt ihr einige von den barbarischen Pferden für die Siedler einfangen? Die Leute können nicht hier bleiben und wir müssen zurück. Hier können wir ohnehin nichts mehr tun.«
»Stimmt, Ser.« Dubrez lächelt grimmig. »Sechs gute Pferde sollten zu finden sein.« Er dreht sich um. »Stynnet! Du und Forlgyt, ihr sucht sechs gutmütige Pferde. Die Siedler kommen mit uns. Wir reiten zurück nach Isahl, sagt der Hauptmann.«
»Ja, Ser.«
Dubrez nickt Lorn zu und reitet zum Stall, die Tiere müssen befreit werden, damit sie nicht verhungern, bis sich wieder jemand um sie kümmern kann – oder bis sie geschlachtet werden von der nächsten Barbarenbande.
»… sechzig und zwanzig davon hat er selbst getötet …«
Lorn kann sich nur an etwa zehn Mann erinnern, die er getötet hat, aber welchen Sinn hätte es, dagegen zu protestieren? Er hat es schon lange aufgegeben, die Barbaren zu zählen, die durch seine Hand gestorben sind. Er betrachtet noch einmal das Anwesen, denn er muss sich die Einzelheiten für den Bericht merken, den er nach seiner Rückkehr zu verfassen hat.
Das Mädchen, das Lorn gerettet hat, schaudert, als sein Blick den ihren kreuzt. Dann beginnt sie zu zittern.
Der Lanzenkämpferhauptmann bringt ein kühles Lächeln zustande und lässt den Blick weiterschweifen über den Hof und zurück zu Dubrez. »Lass es mich wissen, wenn die Männer bereit sind.«
»Ja, Ser.«
Lorn holt die Wasserflasche heraus und nimmt einen kräftigen, langen Schluck. Er versucht die Kopfschmerzen zu vergessen, das immer wieder auftretende Doppeltsehen und die unsichtbaren Hammerschläge auf seinen Schädel.
XXXV
Z wei Männer stehen auf dem schattigen Ostbalkon im dritten Stockwerk des Lichtpalastes, dem Balkon, der sich in der Nähe des kleineren Audienzsaales befindet, den Kaiser Toziel für Unterredungen bevorzugt. Aber an diesem heißesten Sommernachmittag seit vielen Achttagen reichen der Schatten und der Hauch einer kühlen Meeresbrise nicht aus, um den Schweiß auf ihren Stirnen zu kühlen. Die Brise lässt langsam nach und die Luft ist so regungslos, dass das Hafenbecken im Süden und selbst das Westmeer weit draußen nur blau schimmern und keine einzige Schaumkrone hervorbringen. Windstille und Hitze verhindern, dass die Triliablüten im Garten ihren Duft bis in die oberen Stockwerke des Palastes verbreiten.
Eine der Doppeltüren, die zum Balkon hinausführt, ist nur angelehnt, sodass die zwei Männer hören können, wenn die Glocke sie zurückruft. Im Flur, etwa zehn Ellen von der Tür mit den zehn achteckigen Glasscheiben entfernt, stehen zwei Spiegellanzenkämpfer, beide sind mit einem Degen und einer kurzen Feuerlanze bewaffnet.
»Ihr habt keine große Begeisterung gezeigt für das Vorhaben des Ersten Magiers, den Verwunschenen Wald zu unterwerfen«, bemerkt Luss’alt, der Hauptmann-Kommandant der Spiegellanzenkämpfer, der rangmäßig an zweiter Stelle hinter Rynst’alt steht.
»Nein, das habe ich nicht, und Ihr solltet es auch nicht tun«, antwortet Kharl’elth, der Zweite Magier, ein rothaariger Mann, gekleidet in weißes Schimmertuch. Seine grünen Augen weisen nur eine Spur von Gold auf. »Der Erste Magier plant eine Zukunft, die es niemals geben wird. Er will die Chaos-Türme, die den Verwunschenen Wald umgeben, in die Nebel der Zeit stürzen … und dann darauf vertrauen, dass die drei verbleibenden Chaos-Türme aus dem Viertel der Magi’i uns am Leben erhalten.«
»Das haben sie bereits über viele Generationen hinweg getan«, erklärt Luss bedächtig. »Rynst sagte, der Plan beinhalte, den Verwunschenen Wald gefangen zu nehmen. Dann hätten wir mehr Spiegellanzenkämpfer zur Verfügung, um gegen die Barbaren vorzugehen.«
»Mit weniger Ladung für die Feuerlanzen und weniger Feuerwagen, um den Nachschub zu sichern.« Kharl schüttelt den Kopf. »Der Verwunschene Wald hat sich nicht verändert. Einige der großen Bestien entkommen. Sie töten ein paar Bauern und etwas Vieh. Um diese wenigen Toten in Zukunft zu verhindern, will Chyenfel Jahre von Chaos-Ladungen für die Feuerlanzen und Feuerwagen
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