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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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unbestimmbarem Alter, der Lorn kurz zunickt und dann an ihm vorbeigeht. Als Gepäck trägt er nur einen kleinen Beutel aus weißem Schimmertuch bei sich. Die sieben Passagiere aus dem Hinterabteil tragen ausnahmslos Braun oder Grau, nur eine Frau ist in das Gelb der Unterhaltungskünstler gekleidet.
    Alle Passagiere verschwinden schon bald in den Straßen von Syadtar.
    Lorn und der Händler warten, während zwei Fahrer und zwei Gepäckträger vorsichtig Kisten und Körbe entladen, was von einem jungen Buchhalter überwacht wird.
    Dann erscheinen zwei andere Fahrer – einer ist kahlköpfig, der andere grau meliert. Letzterer geht um den Feuerwagen herum und überprüft jedes der sechs Räder sowie die Befestigungen und die Anordnung der Chaos-Zellen hinter dem rückwärtigen Abteil.
    »Vorderabteil. Passagiere nach Westen! Passagiere nach Westen!«, verkündet der kahlköpfige Fahrer. »Vorderabteil.«
    Lorn bückt sich und hebt seine zwei Taschen auf, vorsichtig, damit der Säbel der Tasche keinen Schaden zufügt. Während er auf die offene Wagentür zugeht, trägt der Wind Stimmen von der zweiten Haltestelle zu ihm herüber.
    »… verstehe nicht, ‚warum die umsonst erster Klasse fahren dürfen …«
    »Weil die Hälfte von ihnen nicht so lange lebt, dass sie die Pension auskosten könnten, Vorkin. Ihre Frauen können sie nicht mitnehmen, wenn sie überhaupt eine finden, und sie sind nie zu Hause. Deshalb. Willst du etwa so leben?«
    »Trotzdem … war doch nicht so schlecht für deinen Onkel.«
    »Du warst nicht dabei.«
    »Habe genug gesehen …«
    »Psst!«
    Ein Lächeln umspielt kurz Lorns Lippen und verschwindet wieder.
    Hinter ihm dirigiert der Händler den Träger zum Laderaum des Feuerwagens, der das kleinere Vorderabteil vom größeren Hinterabteil trennt.
    Lorn beugt sich nach vorne, um seine Taschen unter die dünn gepolsterte, gewölbte Sitzbank zu stellen und sie ganz nach hinten zu drücken. Dann nimmt er den Säbel samt Scheide vom Gürtel. Er lehnt ihn gegen die äußere Wand des Abteils und entscheidet sich für den hinteren Platz am Fenster auf der linken Seite, sodass er in Fahrtrichtung sitzt.
    Durch die mit Cupridium verzierte Weißeichenwand hinter seinem Kopf spürt er, wie die restlichen Waren und Kisten aufgeladen werden, und fühlt das Zuschlagen der Laderaumtüren, als diese geschlossen werden.
    Der Händler späht ins Abteil und lächelt erleichtert. »Ist ja richtig Platz hier, Hauptmann. Bis Coermat jedenfalls.« Er sucht sich den Platz auf der gegenüberliegenden rechten Seite aus, als wollte er so weit wie möglich vom Lanzenkämpferoffizier entfernt sitzen, und streckt seine dicken Beine aus. »Diesmal wird es wahrscheinlich nicht so arg.« Er beendet den Satz mit einem Gähnen.
    »Mir ist es auch lieber, wenn wir nicht so eng aufeinander hocken«, stimmt Lorn freundlich zu.
    »Türen schließen, Sers.« Der kahle Fahrer wirft noch einen Blick ins Abteil, bevor er die Tür zuschlägt.
    »Verzeiht, Hauptmann, aber ich musste noch die Abrechnung machen vor der Abfahrt und es war nicht mehr viel Öl in der Lampe.« Der Händler nickt höflich, lehnt den Kopf zurück und schließt die Augen.
    Der Feuerwagen fährt sanft an und gewinnt langsam an Fahrt. Lorn betrachtet die weißen Sonnensteingebäude von Syadtar, die vor dem Fenster vorbeirauschen.
    Nach Syadtar wird er nicht zurückkehren. Das ist gewiss.

 
XLIII
     
    D er Feuerwagen rumpelt durch die Abenddämmerung nach Chulbyn, einem Ort, der lediglich als Umsteige- und Umschlagbahnhof dient für Passagiere und eilige Fracht, die von der Großen Nordstraße zur Großen Oststraße gelangen wollen. Obwohl die Chaos-Zellen, die den Hinterradantrieb mit Energie versorgen, hinter dem zweiten Abteil liegen, kann Lorn das Schwinden der Chaos-Energie deutlich spüren. Diese Fahrt wird die letzte für das Fahrzeug sein, dann müssen die Zellen ersetzt werden durch neu aufgeladene Zellen, die von Zeit zu Zeit aus Cyad an die Kleinbahnhöfe geliefert werden.
    Ein älterer Buchhalter, der Lorn gegenübersitzt, schnarcht vor sich hin, während der Stitheth-Händler in der anderen Ecke des vorderen Abteils ruhig schläft.
    Der Feuerwagen schlingert ein wenig, als wären die Räder an ein Hindernis geraten, das sie erst zermalmen müssen, bevor das leichte Rumpeln der normalen Fahrt wieder einsetzt. Kurz verstummt das Schnarchen des Buchhalters. Aber nur für wenige Sekunden.
    Die Feuerwagen auf der Großen Nordstraße sind kleiner als jene auf

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