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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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erkannt.« Nun lächelt sie und für einen Augenblick fällt der ernste Gesichtsausdruck der Heilerin von ihr ab. »Nach deiner letzten Schriftrolle habe ich gehofft, dass es nicht mehr lange dauern wird.«
    Lorn stellt die Taschen ab und umarmt sie, wieder ist er verwundert darüber, wie klein sie in Wirklichkeit ist, denn auf ihn wirkt sie immer viel größer.
    Nur ein paar Sekunden erwidert sie die Umarmung, dann befreit sie sich geschickt aus seinen Armen. »Du bist stärker geworden.«
    Lorn versteht die Anspielung. »Das hoffe ich doch. Ich habe versucht, das zu tun, was du mir gesagt hast.« Er hält inne. »Wo ist Myryan?«
    »Sie ist vermählt … Vater hat es dir geschrieben, soviel ich weiß …«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich wusste es. Ich … Myryan …« Lorn kann nur mit den Schultern zucken. »Was man nicht mit eigenen Augen sieht, kann man sich nur schwer vorstellen.«
    »Sie und Ciesrt haben ein eigenes Haus. Du kannst sie morgen früh besuchen. Nachmittags ist sie immer auf der Krankenstation.«
    Lorn verkneift sich ein Stirnrunzeln. Er versteht auch diese Botschaft.
    »Vater hat das Chaos-Glas benutzt, aber er und Mutter warten noch immer oben.«
    »Der Anstand«, meint Lorn nur trocken.
    »Immer«, antwortet Jerial darauf im gleichen Tonfall.
    Lorn hebt also die Taschen wieder auf und die zwei steigen die Stufen hinauf, gehen um den dekorativ gefliesten Wandschirm herum und durch den unteren Eingang. Seite an Seite erklimmen sie die Marmorstufen der großen Treppe. Nur die Dienstboten bewohnen das unterste Stockwerk, in dem sich kaum einmal ein Luftzug regt.
    Lorns Mutter – ihr einst mahagonifarbenes Haar ist nun beinahe weiß – steht ganz hinten in der Eingangshalle im ersten Stock. Neben ihr wartet Lorns Vater, gekleidet in weißes Schimmertuch; die Blitze des Chaos leuchten auf seiner Brust.
    »Schön, dich zu sehen.« Nyryah lächelt scheu, aber doch warm. Sie kommt ihrem Sohn allerdings nicht entgegen.
    »Schön, wieder zu Hause zu sein.« Lorn stellt die Taschen auf den Boden, geht zu seiner Mutter und umarmt sie steif. Ihre Umarmung ist fest, aber er vermisst die Stärke von früher.
    Lorn tritt zurück und Kien’elth verneigt den Kopf vor seinem Sohn, dem Hauptmann der Spiegellanzenkämpfer. »Willkommen zu Hause.«
    »Danke.«
    »Schön, dich zu sehen, Lorn. Du bist gewachsen … in mehrerlei Hinsicht.« Kien’elth’ Lächeln wirkt freundlich und gleichzeitig gezwungen.
    »Ich habe es versucht.« Lorn ist im Lächeln geübter als sein Vater. »Bei den Spiegellanzenkämpfern muss man arbeiten und gleichzeitig denken.«
    »Arbeiten mit Sicherheit. Du hast ein paar neue Muskeln bekommen«, bemerkt Nyryah.
    »Ich bin dürr wie eh und je«, protestiert Lorn.
    »Das bist du nicht«, entgegnet Jerial. »Mutter muss es wissen.«
    Lorn zuckt nur die Schultern.
    »Ich möchte gern ein paar Worte allein mit Lorn sprechen.« Kien’elth lächelt zuerst seinen Sohn an, dann seine älteste Tochter und schließlich seine Frau. »Nur ein paar Worte, dann könnt ihr ihn zurückhaben.«
    »Ich sehe nach dem Abendessen«, sagt Nyryah. »Sicher lassen sich irgendwo ein paar Törtchen oder eine Birnapfelpastete finden.«
    »Mutter …« Jerial lächelt, obwohl ihre Stimme leicht aufgebracht klingt.
    »Lorn ist zwar nun Lanzenkämpferhauptmann, ich glaube aber kaum, dass er deswegen seine Vorliebe für Süßigkeiten aufgegeben hat …«, meint Nyryah freundlich, doch bestimmt. »Da kommt er ganz nach seinem Vater.«
    Lorn kann nicht anders und muss seine Mutter anlächeln.
    Selbst Kien schüttelt amüsiert den Kopf, wenn auch kaum merklich.
    Lorn lässt die Taschen in der Eingangshalle stehen. Er schnallt den Säbel ab und legt ihn darüber, dann folgt er Kien’elth die Treppe hinauf zu seinem Arbeitszimmer, das im obersten Stockwerk liegt. Mit einem stillen Seufzer bemerkt Lorn den leicht schlurfenden Gang des Vaters und das dünner werdende weiße Haar.
    Der ältere Magier schließt die Tür des Arbeitszimmers, bevor er zum Stuhl hinter dem polierten Schreibtisch aus Weißeiche tritt. Schwerfällig lässt er sich in den Stuhl fallen.
    Lorn rückt mit seinem Stuhl nahe an den Schreibtisch heran, aber vorsichtig, damit seine Stiefel nicht an den hellen Stuhlbeinen wetzen.
    Er sitzt stumm da, während sein Vater ihn in der Düsternis des getäfelten Arbeitszimmers betrachtet. Die sonnengoldenen Augen haben nichts von ihrer Stärke verloren, an die sich Lorn nur zu gut erinnert.
    »Ich sagte bereits,

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