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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vor Lorn.
    »Nach Euch«, sagt Lorn mit einem Lächeln. »Ich muss noch meine vielen Sachen unter dem Sitz hervorholen.«
    »Sehr freundlich.« Der Händler nickt ein zweites Mal und steigt aus.
    Lorn nimmt seinen Säbel und schnallt ihn an den Gürtel, bevor er die zwei Taschen herauszieht, in denen seine Sachen verstaut sind. Dann steht er an der Haltestelle unter den Granitsäulen; tief atmet er die Seeluft ein, die viel feuchter ist als die, die er in den letzten drei Jahren atmen durfte. Er geht zur nächsten Säule und stellt seine Taschen ab, wartet, bis die anderen den Säulengang verlassen haben; er beobachtet den Magier aus der Provinz und dessen Tochter, die in die erste der wartenden Kutschen einsteigen, der Major nimmt die zweite. Der Händler spricht mit einem weißhaarigen Buchhalter, beide stehen neben einem Wagen, der auf der anderen Seite der Haltestelle wartet – wahrscheinlich auf Waren, die aus dem mittleren Abteil des Feuerwagens ausgeladen werden.
    Lorn nimmt seine Taschen und überquert den schmalen Weg zu den wartenden Kutschen, wo er den ersten Kutscher in der Reihe anspricht. »Zur Straße des Fortwährenden Lichts, Kreuzung Zehnter Weg.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn öffnet die Kutschentür und stellt sein Gepäck auf den Boden, dann fügt er noch hinzu: »Den Dritten Hafenweg gerade hinunter und dann hinauf.« Er grinst. »Das ist der schnellere Weg.«
    »Ja, Ser. Wie Ihr wollt, Ser.« Der Fahrer nickt bei jedem Wort nervös mit dem Kopf.
    Lorn setzt sich in die offene Kutsche, schließt die halbe Tür und macht es sich in den gepolsterten Sitzen bequem. Dabei atmet er die feuchte Luft Cyads tief ein. Für einen Augenblick bleibt sein Blick an den dünnen weißen Wolken hängen, die bewegungslos am Himmel zu stehen scheinen.
    Die zwei Pferde ziehen die Kutsche südwärts und Lorn betrachtet den Hafen, die weißen Granitpiere, an denen etwa zehn Schiffe festgemacht haben. Mindestens zwei Drittel davon sind hochseetüchtige Schoner mit Heckflaggen aus Hamor oder Nordla. Nur ein einziges weißes Feuerschiff und zwei blaue Handelsschiffe von cyadorischen Handelshäusern kann er ausmachen, und er fragt sich, ob eines davon vielleicht zu den Schiffen gehört, an denen Ryalor Anteile hält. Er lacht und muss sich daran erinnern, dass er schließlich keinerlei Ansprüche stellen kann an das Handelshaus Ryalor oder dessen Vermögen. Nicht die geringsten.
    Außer … Er schüttelt den Kopf.
    Die Kälte, die von der Beobachtung durch ein Chaos-Glas herrührt, überkommt ihn, so wie es von Zeit zu Zeit auch in Isahl der Fall war, doch diesmal kommt es ihm etwas wärmer vor. Sein Vater? Es fühlt sich so an. Lorn schüttelt den Kopf. Es muss gelingen – irgendwie muss er seinen Vater dazu bringen, sich mit Ryalth abzufinden.
    Aber kann es mit Ryalth überhaupt etwas werden? Ohne dass sie unter den Verstößen, die er während seiner Schülerzeit beging, zu leiden hat? Wird sie es überhaupt in Erwägung ziehen? Und was ist mit Myryan? Kann er etwas dazu beitragen, dass sie sich irgendwann mit der Vermählung mit Ciesrt abfinden wird? Oder hatte er nur eine Gelegenheit, bei der er kläglich versagte?
    Seine Augen sehen die Stadt des Lichts gar nicht, als die Kutsche aus dem Hafen und dann Richtung Osten am Palast des Lichts vorbei fährt, denn er ringt mit all den Fragen, die sich hinter dem gelassenen Gesichtsausdruck überschlagen.
    »Ser? Diese Ecke?«, fragt der Kutscher. »Wollt Ihr hier aussteigen?«
    Lorn richtet sich auf, wirft einen Blick auf das dreistöckige Haus, in dem er aufgewachsen ist. Das Haus ist größer, als er es in Erinnerung hat, ein Haus, das in Syadtar mindestens ein Händlerpalast wäre. »Ja.«
    »Drei Kupferlinge, Ser. Ich musste durch die halbe Stadt fahren.«
    Lorn gibt ihm vier Kupferstücke und öffnet die Tür. Er schnappt sich die zwei Taschen und es gelingt ihm sogar, dass der Säbel beim Aussteigen nichts beschädigt. Kaum hat er sein Gepäck zur vorderen, offiziellen Eingangstür des Hauses geschleppt, steht Jerial schon auf der unteren Stufe der Treppe, weit vor dem grünen Wandschirm aus Keramik, der den Haupteingang verdeckt, welcher zur Straße des Fortwährenden Lichts hinausführt.
    Lorn lacht übers ganze Gesicht.
    Als seine Stiefel die Stufen hinter dem Tor berühren, schüttelt Jerial den Kopf.
    »Ich habe gespürt, dass du kommst. Dann bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher gewesen. Du siehst so … anders aus, so soldatenhaft – ich hätte dich fast nicht

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