Sturm der Barbaren
Haus hätte ich nicht finden können.« Sie befeuchtet ihre Lippen. »Ich muss beim Kochen helfen, Ser …«
Lorn lacht fröhlich. »Geh nur.«
Er wartet, bis sie sich umdreht; gleich darauf vernimmt er die schweren Schritte seines Vaters auf der Treppe.
Der Magier, dessen Haarfarbe in den vergangenen fast vier Jahren von schimmerndem Silber zu einem schmeichelnden Weiß gewechselt hat, nickt seinem Sohn zu. »Du bist immer noch der Erste am Tisch.« Er sieht sich um. »Ist Jerial hier? Du hast mit jemandem gesprochen.«
»Mit dem neuen Dienstmädchen – Sylirya.«
»Sie ist nicht mehr neu, Lorn. Schon fast drei Jahre ist sie nun bei uns und Kysia auch, und Quyal – die neue Köchin – schon über ein Jahr.«
»Was ist mit Elthya geschehen?«
»Ihre Mutter ist krank geworden und so ist sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt – den Namen habe ich vergessen. Ein Witwer, den sie schon seit Kindertagen kennt, hat um ihre Hand angehalten.« Kien presst die Hände aneinander. »Also mussten wir eine neue Köchin einstellen. Quyal kocht genauso gut wie Elthya, nur etwas anders, mehr … westlich, würde ich sagen. Schärfer.«
Die zwei Männer schlendern durch die Eingangshalle und den Flur entlang zum Speisesaal, wo sie an der Tür stehen bleiben, um auf die anderen zu warten.
»Zu scharf?«, fragt Lorn.
»Ich musste immerhin um etwas mildere Speisen bitten«, gibt sein Vater zu.
Sie drehen sich um, denn Jerial stößt zu ihnen.
»Lorn war zuerst hier, da wette ich«, ruft Jerial.
»Vor mir«, bestätigt der Vater.
»Vernt wird nicht mehr lange auf sich warten lassen«, meint Jerial. »Ich habe ihn kommen hören, aber er wird auf Mutter warten wollen.«
Während seine Schwester noch spricht, hört Lorn Schritte, und Vernt und seine Mutter erscheinen auch schon auf der Treppe. Wie sein Vater trägt Vernt das weiße Schimmertuch der Magi’i-Adepten, aber ohne die Blitze auf der Brust. Er hat sich auch einen kurzen Bart wachsen lassen, sandfarben wie sein Haar.
»Der Lanzenkämpfer ist zurückgekehrt«, ruft der junge Magier. »Willkommen zu Hause.«
»Danke.« Lorn verneigt den Kopf. »Schön, euch alle wieder zu sehen.«
»Können wir nun endlich essen?« Kien’elth rollt mit den Augen.
»Natürlich, mein Lieber«, antwortet Nyryah. »Warum geht ihr nicht hinein und setzt euch einfach?«
Lorn folgt seinem Vater. Kien setzt sich ans Ende des Tisches mit dem Rücken zum Fenster und Lorn nimmt rechts von seinem Vater Platz. Jerial sitzt neben Lorn und Nyryah lässt sich gegenüber von ihrem Gemahl nieder. Vernt nimmt auf der gegenüberliegenden Seite von Jerial und Lorn Platz.
Sylirya stellt einen großen irdenen Topf vor Kien auf den Tisch und legt eine Schöpfkelle daneben. Eine andere Frau bringt zwei Körbe mit Brot herein – Sonnennussbrot und ein dunkles Roggenbrot.
»Danke, Quyal.« Nyryah nickt der Köchin zu.
»Was …«, will Kien wissen.
»Es gibt Rindfleischeintopf. Quyal wusste nicht, dass Lorn heute nach Hause kommt«, unterbricht Nyryah ihn schnell.
»Keiner von uns wusste, wann er kommt«, fügt Jerial hinzu.
Lorn zuckt nur die Schultern.
»Bedien dich einfach, Liebster«, schlägt Lorns Mutter vor.
»Das werde ich auch.« Der ältere Magier schüttelt den Kopf.
Vernt reicht seiner Mutter den Korb mit Nussbrot, dann nimmt er selbst zwei Scheiben und legt sie auf seinen Teller, bevor er den Korb an Jerial weitergibt.
»Du siehst gut aus.« Vernt lächelt zuerst Lorn erfreut an und anschließend den Brotkorb, den Jerial in Händen hält. »Ich weiß noch gut, wie du dir immer ein paar Extrascheiben von dem Sonnennussbrot erschlichen hast. Du hast den Korb erst weitergegeben und dann später drei Scheiben auf einmal genommen.«
Lorn grinst. »Warum auch nicht? Du hast immer versucht, gleich zu Anfang zwei zu nehmen, und immer haben wir dich dabei erwischt. Jetzt kannst du es tun und keiner verliert ein Wort darüber.«
»Dass euch das nach all den Jahren noch immer beschäftigt?«, brummt Kien gut gelaunt.
Jerial lacht. »Sie sind Brüder. Hast du erwartet, dass sich das ändert?«
»Ich werde älter. Hoffen kann man ja zumindest.« Kien schiebt den Topf zu Lorn, der zuerst Jerial daraus bedient und dann sich selbst, bevor er ihn weiterreicht.
Vernt schöpft zuerst für Nyryah eine Portion heraus und dann für sich, während Lorn allen von dem dunklen Rotwein einschenkt.
»Gib Acht mit dem Fhynyco«, meint Kien zu Lorn. »Der schmeckt besser als Byrdyn.«
»So gut wie
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