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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Städte sehr, die ich bisher gesehen habe. Draußen im Grasland mit den Hütten der Hirten verhält es sich natürlich anders.«
    »Ich glaube nicht, dass mir das gefallen würde«, bemerkt Jerial.
    Lorn spürt, dass er beobachtet wird, aber als er unauffällig aufblickt, schaut niemand der anderen in seine Richtung. Es fühlt sich auch nicht so an, als würde ihn jemand mit dem Glas beobachten, wie er es schon bei seinem Vater gespürt hat oder bei anderen Gelegenheiten – wie vorhin beim Essen. Wird er jetzt sogar im Haus seiner Eltern überwacht? Wenn andere Magi’i ihn mit einem Glas beobachten, kann er das verstehen. Aber wer sonst könnte sich für ihn interessieren?
    Er nimmt sich einen Birnapfel und das Lächeln weicht nicht von seinen Lippen.

 
XLV
     
    E in rauer Winterwind peitscht vom Westmeer herüber auf die Stadt Cyad und führt eine Kälte mit sich, die die helle Vormittagssonne Lügen straft, welche arglos am wolkenlosen grünblauen Himmel steht. Lorn trägt die weiße Winteruniform mit den grünen Tressen und weiße Lederhandschuhe, den Säbel hat er zu Hause gelassen. So schreitet er hastig auf dem Gehweg der Straße des Fortwährenden Lichts gen Osten und kreuzt den Weg der Ersten Zwanzig. Die Tragetasche in seiner linken Hand ist grau – sie kann also einem Lanzenkämpfer, einem Händler oder genauso gut einem Kaufmann gehören. Darin befindet sich die blaue Schimmertuchkleidung eines Buchhalters.
    Das Haus, das Jerial ihm beschrieben hat, liegt noch weiter im Osten, fast außerhalb der Stadt. Lorn beeilt sich, denn er möchte noch am Vormittag ankommen – während Ciesrt seinen Aufgaben im Viertel der Magi’i nachgeht.
    Als er den Dreiundzwanzigsten Weg erreicht, bleibt er stehen und rückt sich die weiße Offizierskappe zurecht, während er im Geiste die Beschreibung wiederholt, die ihm Jerial gegeben hat. Er vergleicht diese mit den Häusern zu seiner Rechten. Das zweistöckige Haus ist aus grünen glasierten Ziegeln gebaut und hat ein blaues Ziegeldach. Es steht zwischen zwei größeren Gebäuden, wodurch es teilweise von der kühlen Meeresbrise abgeschirmt wird. Der Wandschirm vor dem Eingang ist mit blauen und grünen Fliesen verschönert und mit einer mittlerweile verblassten, goldenen Lilie in der Mitte verziert.
    Lorn geht hinauf zur linken Seite des Wandschirms und zieht an der grünen Seidenkordel, um die Glocke zu läuten.
    Nach einigen langen Augenblicken hört er Schritte und der Sichtschlitz klappert.
    »Lorn!« Myryan springt mit einem Satz aus der Tür und um den Wandschirm herum. Sie umarmt ihren Bruder fest und vergräbt den Kopf an seiner Brust. »Du bist da! Du bist gekommen!«
    Lorn muss erst die Tragetasche fallen lassen, um die Umarmung erwidern zu können.
    Nach dem ersten Aufschrei und der Umarmung löst sich Myryan genauso schnell wieder und blickt zu Boden. »Ich glaube, verheiratete Heilerinnen sollten so etwas nicht tun.« Ihr Lächeln wirkt verlegen und so anders als früher, dass Lorn es gar nicht mit Worten beschreiben kann. »Aber du warst so weit weg und hast gegen die Barbaren gekämpft und jetzt bist du zurückgekommen. Schließlich bist du mein Bruder.«
    Lorn bemerkt sofort, wie dünn und zerbrechlich Myryan trotz ihrer Größe und selbst in der weiten, grünen Heilerkleidung wirkt. Er fühlt kein Chaos in ihr oder um sie herum, keine Krankheit … doch irgendetwas stimmt nicht. Ein Duft von Trilia und Erhenblumen umgibt sie, eine Mischung, die viel lieblicher riecht als Erhenblume allein und nicht so übermächtig süß wie Trilia an sich.
    »Du musst hereinkommen.« Sie bückt sich, als wollte sie seine Tasche aufheben.
    »Hab sie schon.« Lorn ist schneller und hält die Tasche bereits in Händen, bevor sie sich auch nur halb hinunterbeugen kann.
    »Immer noch der gleiche Lorn. Lässt du jemals irgendjemand anderen etwas für dich tun?«
    »Manchmal.«
    »Ha! Das würde ich gern sehen.« Myryan wartet die Antwort darauf nicht ab, sondern geht um den Keramikwandschirm herum und durch die noch offen stehende Vordertür.
    Lorn folgt ihr mit der Tasche in der Hand.
    Gleich hinter der Eingangstür befindet sich ein kleiner gefliester Flur, etwa vier Ellen im Quadrat, mit Torbögen, die in drei Richtungen führen. Myryan winkt Lorn durch den linken Torbogen in einen Raum, der etwa zehn Ellen lang ist und sechs breit. Die Wände wurden erst kürzlich neu verputzt und in einem Grünton gestrichen, der Fliesenboden wurde neu verfugt.
    Drei kleine,

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