Sturm der Herzen
an ihr Geld zu kommen, hätte er seinen Widerwillen herunterschlucken können. Die Hochzeit mit Isabel war nie eine sichere Sache gewesen, und so stur, wie sie sich jetzt weigerte, ihm sein Schweigen zu zahlen, erschien ihm das Vorhaben, sie vor den Altar zu zwingen, doch recht gewagt zu sein. Dennoch ärgerte es ihn, dass ihm jemand zuvorgekommen war.
Er ging im Geiste noch einmal die Begegnung mit Sherbrook durch und runzelte die Stirn. Er hatte eine Nase für Skandale und Gerüchte, und er würde eine prall gefüllte Börse darauf verwetten, dass an der Verlobung etwas faul war. Die beiden hatten nicht nach Mai und Orangenblüten gerochen, und je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass, wenn Isabel und Sherbrook wirklich verlobt waren, etwas dabei nicht stimmte. Etwas, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte?
Nachdem er die Sache von allen Seiten betrachtet hatte, gab er schließlich auf. Er konnte nicht erkennen, wenigstens zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht, wie er aus der Verlobung einen Vorteil ziehen konnte, aber er hatte fest vor, dem nachzugehen und ein wenig herumzuschnüffeln.
Er kehrte mit seinem leeren Krug zur Schanktheke zurück und ließ ihn sich erneut füllen. Er lehnte sich gegen den Tresen und hob den Krug langsam zum Mund, unterhielt sich unterdessen freundlich mit Keating, suchte nach einem Aufhänger, um sich nach Sherbrook zu erkundigen.
Ein paar Minuten später wurden sie dabei gestört, weil zwei Jungen hereinkamen. Sie rauften freundschaftlich miteinander, wie Jungen es gerne tun, während sie zum Tresen kamen. Beide Gesichter waren schmutzig, zeigten aber ein übermütiges Grinsen, während sie nach einer Limonade verlangten.
Lächelnd servierte Keating sie den beiden. Den einen Burschen mit dem glatten schwarzen Haar und dem runden, freundlichen Gesicht konnte Whitley sogleich als Teil von Keatings zahlreicher Nachkommenschaft identifizieren. Der andere war blond, größer und schlanker, allerdings befanden sich seine Kleider in einem ähnlich beklagenswerten Zustand wie die seines Gefährten, auch wenn sie erkennbar von besserer Qualität waren. Whitleys Blick wurde schärfer, während er den Neuankömmling musterte. Die Ähnlichkeit mit Hugh Manning war verblüffend. Das war also Hughs Sohn. Ein glücklicher Umstand, in der Tat.
Nachdem er seine jungen Kunden bedient hatte, begann Keating ein Glas mit einem weißen Tuch abzutrocknen und fragte: »Und was habt ihr beiden Lausebengel heute wieder getrieben? Wenn ich raten darf, dann würde ich sagen, es sieht so aus, als hättet ihr im Schlamm gerauft.« Er blickte den größeren der beiden Jungen an und bemerkte spöttisch: »Ich wette, als Lord Manning und deine Mutter sich damit einverstanden erklärt haben, dass du ein Semester in Eton auslässt, nachdem du dir Weihnachten das Bein gebrochen hattest, hatten sie dabei nicht im Sinn, dass du jede freie Minute mit diesem jungen Unruhestifter Unfug treibst. Was habt ihr getan, dass ihr so ausseht?«
Beide Jungen begannen zu lachen, und der braunhaarige erklärte: »Bauer Fosters Sau hat gestern Nacht Ferkel geworfen, Pa, und die Hälfte davon sind in den Koben daneben gelangt. Er hat jedem von uns einen Penny versprochen, wenn wir die Ferkel einfangen und dahin zurückbringen, wo sie hingehören. Puh. Das war eine schmutzige Arbeit. Quiekende Ferkel überall und alle glitschig von dem Schlamm … Und die alte Sau erst … Wir hatten schon Angst, dass sie aus ihrem Koben ausbricht und uns frisst.«
Keatings Nase zuckte. »Es riecht, als hättet ihr den halben Bauernhof von Foster mitgebracht.« Mit einem Blick zu dem größeren der beiden sagte er: »Während ich von Sam nichts anderes erwarte, als völlig zerrissen heimzukommen, wette ich, Master Edmund, dass deine Mutter nicht entzückt sein wird, wenn sie dich so sieht.«
Edmund grinste, und seine blauen Augen funkelten übermütig. »Mutter sagt immer, dass Jungen schmutzig sein müssen, und wenn ich erwachsen bin, habe ich noch genug Zeit, ein ordentlicher Gentleman zu sein. Alles, was sie verlangt, ist, dass ich nicht voller Matsch zum Essen erscheine oder Eidechsen in meinem Zimmer halte.«
Whitley räusperte sich und fragte: »Habe ich den Namen Manning gehört? Könnte da eine Verwandtschaft zu Mrs Hugh Manning bestehen?«
Edmund schaute ihn an und antwortete höflich. »Ja, Sir. Mrs Manning ist meine Mutter.«
Whitley setzte ein einnehmendes Lächeln auf. »Was für ein Zufall! Ich habe
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