Sturm der Herzen
hereinsteckte, herrschte zwischen den beiden bestes Einvernehmen.
Beim Eintritt seiner Tante stellte Jack sein leeres Glas ab und erhob sich. Mit einem Lächeln zu Mutter und Sohn erklärte er: »Ich bin sicher, ihr beide habt einiges miteinander zu besprechen. Wenn ihr mich entschuldigen wollt, würde ich mich gerne auf mein Zimmer zurückziehen und euch Gelegenheit für eine Unterhaltung unter vier Augen geben.«
Nachdem Jack in Begleitung von Thompson den Raum verlassen hatte, nahm Barbara auf einem bequemen Polstersessel Platz, schaute ihren Sohn an und verlangte: »Erzähl es mir. Alles.«
Lügen war nicht Marcus’ Stärke, aber er hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, und hatte sich darauf vorbereitet. Er schaute seiner Mutter nicht direkt in die Augen und sagte: »Ehe du nach London aufgebrochen bist, hast du keinen Zweifel daran gelassen, dass ich in meinem Leben etwas ändern müsse. Ich fand, dass eine Ehe ein Weg sei. Und ich mag Isabel, daher habe ich ihr einen Antrag gemacht. Sie hat ihn angenommen.«
Barbara starrte ihren attraktiven Sohn bestürzt an, und ihr sank das Herz. Statt der Liebesheirat, von der sie geträumt hatte, hatte sich Marcus offensichtlich in seiner gewohnten kühl überlegenden Art zu einer Vernunftehe entschlossen, dachte sie verärgert. Sie runzelte die Stirn. Sie konnte Marcus’ Beweggründe verstehen, aber was war mit Isabel?
Nachdenklich musterte Barbara ihren Sohn. Marcus’ Vorgehen fand zwar nicht ihre Billigung, aber sie konnte ihn verstehen, Isabels Reaktion jedoch verwirrte sie. Es war ihr nicht entgangen, dass Marcus und Isabel sich etwas zu offenkundig und betont aus dem Weg gingen. Sie hegte schon länger den Verdacht, dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlten, aber beide waren zu stur und zu stolz, entsprechend zu handeln - oder es sich wenigstens einzugestehen. Vielleicht hatte Isabel erkannt, dass sie Marcus gar nicht wirklich ablehnte? Sondern dass es sich genau andersherum verhielt?
Barbara seufzte. Was auch immer Isabels Gründe waren, die ihres Sohns bereiteten ihr Sorgen. Sie hatte sich so gewünscht, dass Marcus sich Hals über Kopf verliebte, dass es ihr egal war, wer die Frau war; solange Marcus sie liebte, würde Barbara selbst ein Milchmädchen mit offenen Armen in der Familie willkommen heißen. Aber wenn sie eine Frau für ihren Sohn hätte aussuchen sollen, hätte Isabel ganz oben auf der Liste gestanden. Sie hatte sich nie gewünscht, dass Marcus einfach nur heiratete, sie hatte sich gewünscht, dass er sich rettungslos und bis über beide Ohren in die Frau verliebte, die er dann heiraten würde - was offensichtlich nicht der Fall war.
Nun, das hier mochte keine Liebesheirat sein, gestand sie sich resigniert ein, aber sie hatte Hoffnung für die Zukunft. Wenn sie erst einmal verheiratet waren, würden sie viel Zeit miteinander verbringen, und solche Nähe konnte ja bekannterweise Wunder bewirken.
Sie zwang sich zu einem Lächeln und schaute Marcus an, dann fragte sie: »Gut. Und wann soll die Hochzeit stattfinden?«
6
B einahe hätte Marcus laut gestöhnt. Man konnte sich auf seine Mutter wirklich verlassen, sie stellte die eine Frage, auf die er keine Antwort hatte! Zögernd sagte er: »Wir haben noch keinen genauen Tag festgelegt, aber wir sind uns einig, dass die Hochzeit irgendwann zwischen Ende Juli und Anfang August sein wird.«
Barbara schaute auf ihre im Schoß verschränkten Hände. Nun, das klang vielversprechend. Wenigstens schien keine lange Verlobung geplant zu sein, damit hatte sie halb gerechnet. Außerdem, dachte sie erfreut weiter, Marcus schien nicht glücklich darüber, dass noch kein Hochzeitsdatum festgesetzt war. Vielleicht waren seine Gefühle stärker beteiligt, als sie bemerkt hatte? Hatte sie einen Anflug von Ungeduld in seiner Stimme gehört?
Sie schaute auf und sah, dass er sie verwirrt studierte. »Was ist?«, fragte sie. »Warum siehst du mich so an?«
»Wenn du keine Wahrsagerin bist«, erklärte er mit einem schwachen Lächeln, »dann hast du, als du nach London aufgebrochen bist, nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung gehabt, dass ich vorhatte zu heiraten, und ich wette, dass Isabel Manning die Letzte gewesen wäre, von der du angenommen hättest, dass ich ihr einen Antrag mache. Aber trotzdem scheinst du nicht im Mindesten überrascht.«
Barbara zuckte die Achseln und antwortete: »Du bist mein einziges Kind, und ich habe mir große Mühe gegeben, keine Mutter zu werden,
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