Sturm der Herzen
die sich in alles einmischt. Ich habe dich zur Selbstständigkeit erzogen, und du bist alt genug, deine eigenen Entscheidungen zu treffen - und das übrigens schon seit Jahren. Ich bin schon lange der Ansicht, dass es höchste Zeit für dich ist, zu heiraten und eine Familie zu gründen, aber ich bin davon ausgegangen, dass du damit anfangen würdest, wenn du dazu bereit bist. Offenbar ist dieser Zeitpunkt jetzt gekommen.« Sie lächelte. »Was Isabel angeht und die Tatsache, dass sie die Frau ist, die du dir ausgesucht hast … warum nicht? Sie ist eine in jeder Hinsicht passende, reiche und hübsche junge Frau aus einer angesehenen Familie. Ihr kennt einander euer ganzes Leben lang, ihr habt eine ähnliche Herkunft, und ihr habt sogar gemeinsame Interessen - mir fallen da beispielsweise Pferde ein -, und du magst sogar ihren Sohn, also warum solltet ihr da nicht heiraten? Eure Ehe scheint mir zur rechten Zeit zu kommen und zudem praktisch zu sein.«
Die Worte seiner Mutter störten ihn irgendwie. In dem, was sie sagte, war nichts falsch, aber zu hören, wie sie all die logisch nachvollziehbaren Gründe für seine Ehe aufzählte, ärgerte ihn. Wenn er an seine Hochzeit mit Isabel dachte - und er hatte seit der Verlobung an wenig anderes gedacht -, dann tat er das nicht in Begriffen wie Eignung oder gemeinsame Interessen. Nein, seine Gedanken um Isabel hatten nichts Prosaisches. Wenn er nicht daran dachte, sie zu erwürgen, war er sich einer gewissen Leere in sich bewusst, die ihn zu verschlingen drohte, oder er stellte sich ihr Lächeln vor, ihr Lachen; aber meistens, gestand er sich ein, dachte er daran, wie sehr er sie in seinen Armen halten und in seinem Bett haben wollte.
Mit gerunzelter Stirn sagte Marcus: »Also hast du gegen die Heirat keine Einwände?«
»Gütiger Himmel! Warum sollte ich? Ich habe Isabel und Edmund beide sehr gerne.« Sie lächelte breit und sagte wahrheitsgetreu: »Ich bin begeistert, dass du Isabel heiraten willst. Sie wird dir guttun.«
»Das klingt, als ginge es um ein Senffußbad«, bemerkte er trocken.
Barbara lachte. »Sie wird sicherlich wie ein belebendes Tonikum auf dich wirken. Aber jetzt sag, was hältst du davon, am Freitag ein Abendessen zu geben, um Jack allen vorzustellen? Da so viele unserer Freunde in London sind, wird es keine größere Angelegenheit werden, aber ich denke, ich kann doch eine nette Tischgesellschaft zusammenstellen. Natürlich werden wir auch Isabel und Lord Manning einladen sowie mehrere andere wie beispielsweise Clara Appleton, die ja dieses Jahr auf die Saison in London verzichtet.« Sie lächelte listig. »Vielleicht habt ihr beide, Isabel und du, euch bis dahin ja auf einen Tag geeinigt, sodass die Hochzeit angekündigt werden kann.«
Marcus bezweifelte Letzteres, aber er war mit den Plänen seiner Mutter einverstanden, Jack mit ihren Freunden und Nachbarn hier bekannt zu machen. Sie sprachen noch ein wenig darüber, ehe Marcus sich nach der Reise seiner Mutter nach London erkundigte und Barbara im Gegenzug danach, was in ihrer Abwesenheit in der Gegend passiert war.
Mit einem Lächeln in den Augen fragte Marcus: »Haben meine Neuigkeiten deine Pläne in London arg gestört?«
Sie lachte. »Nein, um bei der Wahrheit zu bleiben, muss ich zugeben, dass London ohnehin grässlich ermüdend war. Ich merke mehr und mehr, wie wichtig es mir ist, in meiner vertrauten Umgebung zu sein und meine gewohnten Sachen um mich zu haben, dieselbe Routine.«
»Hm, es scheint mir, als hättest du mich mehr als einmal gescholten, weil ich dasselbe gesagt habe.«
»Pst!«, machte sie amüsiert. »Als respektvoller und pflichtbewusster Sohn musst du darüber hinwegsehen.« Sie beugte sich vor und wollte wissen: »Und jetzt verrat mir mal: Was hältst du von Jack?«
Marcus zuckte die Achseln. »Nach unserer kurzen Bekanntschaft scheint er mir ein anständiger Kerl zu sein. Ich denke, er ist sehr nett, sodass seine Gesellschaft angenehm sein wird.«
»Ganz genau meine Meinung! Er war ein ganz reizender und aufmerksamer Begleiter auf der Fahrt von London hierher. Und wenn auch nur die Hälfte von dem, was ich höre, stimmt, hat er ein höchst aufregendes Leben geführt. Welche Abenteuer er schon erlebt hat, dabei ist er noch nicht einmal fünfunddreißig!«
Von dem wehmütigen, beinahe neidischen Unterton in der Stimme seiner Mutter leicht verstimmt, erwiderte Marcus: »Tante Maria hat sich inzwischen sicher daran gewöhnt, Hiobsbotschaften von
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