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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Lilien und rosa Rosen hereingekommen wäre. Er blieb abrupt stehen, erstaunt, sie hier ganz allein vorzufinden. Mit besorgter Miene erkundigte er sich: »Madam? Ist etwas nicht in Ordnung? Kann ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein?«
    Isabel schüttelte den Kopf und lächelte ausdruckslos. »Nein, nein. Alles ist in bester Ordnung. Mr Sherbrook ist gerade erst gegangen.« Immer noch nicht ganz sie selbst suchte sie verzweifelt nach Worten, bis sie schließlich herausbrachte: »Er hat gesagt, Sie würden mir meine Zimmer zeigen.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, erwiderte der Butler, stellte die Kristallvase auf den Marmortisch und drehte sich wieder zu ihr um. »Wenn Sie so freundlich wären, mir zu folgen, Madam?«

    Marcus erfuhr nichts Neues von George und Daniel, als er sie kurze Zeit später in seinem Arbeitszimmer in den Ställen befragte. Nachdem die beiden jungen Burschen wieder zu ihren Pflichten zurückgekehrt waren, schaute er eine Weile aus dem Fenster und ging im Geiste die Unterhaltung noch einmal durch. Er war geneigt, sich der Erklärung anzuschließen, die er vorhin Thompson gegeben hatte: Mit George und Daniel war die Phantasie durchgegangen. Die Burschen waren beide noch jung, nicht älter als fünfzehn, und selbst wenn sie breite Schultern hatten und hochgewachsen waren, waren sie dennoch nicht mehr als Kinder. Er bezweifelte nicht, dass sie etwas gehört hatten, aber das konnte alles Mögliche gewesen sein. Vom Rütteln des Windes an einer Tür bis zu dem Kratzen von Ästen an Fenstern. Erleichtert, die Sache so weit geklärt zu haben, wandte er sich dem von Whitley begangenen Einbruch zu. Das Gefühl, verletzt worden zu sein, erfasste ihn erneut, und er ballte seine Hand unwillkürlich zur Faust. Was auch immer am Ende über das Memorandum und Whitley herauskam, bevor Whitley viel älter wurde, würde Marcus ein Wort unter vier Augen mit dem Major reden, das stand für ihn fest. Whitley war nicht nur in sein Heim eingedrungen, er hatte es zudem gewagt, Isabel zu drohen, und Marcus stellte fest, dass er beides nicht einfach so hinnehmen konnte. Ein grimmiges Lächeln glitt über seine attraktiven Züge. Ja. Er würde sich Whitley vorknöpfen, ehe das hier vorüber war. Und der Major würde dieses Zusammentreffen lange nicht vergessen, dafür würde Marcus sorgen.

    Ob aus Zufall oder Absicht ließ sich nicht sagen, aber es wurde Abend, ehe Marcus und Isabel sich wieder trafen. Beide waren ausnehmend höflich zueinander, während sie im Freien, in dem wunderschönen Garten, der das Haus umgab, ihr Abendessen einnahmen, wenngleich sie dabei nicht viel sprachen. Es war ein ausgezeichnet zubereitetes Essen, das sie allerdings beide nicht angemessen würdigten; danach schlenderten sie in Richtung des Sees. Die Wasserfläche schimmerte im Licht des Vollmondes silbrig, der Duft von Flieder und Rosen lag in der Luft, und eine laue Brise ließ die Blätter der verschiedenen Bäume und Büsche rascheln, während sie einem der gewundenen Wege folgten. Ab und zu wehten Wolkenfetzen über den sternenübersäten Himmel und kündeten von der Möglichkeit eines warmen Mairegens.
    Trotz ihrer äußerlichen Gelassenheit herrschte in Isabels Innerem ein Gefühlschaos. Heute Nacht würde sie Marcus Frau werden - mehr als nur dem Namen nach. Sie empfand sowohl Vorfreude angesichts der Aussicht als auch Entsetzen. Sie riskierte einen flüchtigen Blick in sein Gesicht und fragte sich, was er wohl denken mochte. Freute er sich darauf, sie zu lieben? Oder langweilte ihn die Aussicht? Ein Knäuel Wärme regte sich in ihrem Bauch. Was auch immer, aber Langeweile empfand er sicher nicht. Die leidenschaftliche Umarmung heute Nachmittag sprach eine klare Sprache. Aber wenn er sie dann endlich liebte, wäre sie da nur eine weitere Frau in einer langen Reihe für ihn? Würde er mehr für sie empfinden als für die zahllosen anderen Frauen, die er zweifellos in seinem Leben in sein Bett genommen hatte? Er war kein Lebemann, aber er war mit Sicherheit auch kein Mönch.
    Isabel wusste eine Menge über Marcus Sherbrook; sie kannte ihn als ihren Vormund, als Nachbarn und selbst - auf merkwürdige Weise - als Freund. Er war immer so beherrscht gewesen, unberührt sogar, hatte der Welt stets ein ruhiges, nüchternes Gesicht gezeigt, aber kürzlich hatte sie entdeckt, dass hinter dem ruhigen, nüchternen Gesicht ein ganz anderer Mann lebte. Hinter der kühlen Maske lauerte ein Mann, der küssen konnte, dass ihr schwindelig wurde

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