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Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)

Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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Spaten. Sie grub ein Loch in den Sand, steckte die Gerte hinein und markierte die Stelle, auf die der Schatten fiel, mit einem Streichholz. Das war Westen.
    Als Nächstes nahm sie ein Haarband aus ihrem Rucksack, band es unten um die Gerte und zeichnete mit Grahams Dolch einen Kreis, der exakt dem Radius des Gertenschattens entsprach. Mit einem weiteren Streichholz markierte sie die Spitze des Schattens auf der Kreislinie. Nun sah sie auf ihre kleine Uhr und wartete fünfzehn Minuten ab.
    Danach markierte sie die neue Schattenposition und zeichnete eine gerade Linie zwischen die beiden Punkte. Nun hatte sie Osten und Westen ermittelt. Westen war zu ihrer Linken, mithin musste Norden geradeaus sein. Sie suchte den Horizont nach Orientierungspunkten ab und erkannte eine kleine Felsgruppe im Nordosten. Natürlich – das war ihr Weg!
    Zögernd blickte sie zu dem Kamel. Salomon war durch den Blutverlust so geschwächt, dass er sterben könnte, wenn sie ihn mitnahm. Falls sie ihn hierließ, als letzte Rettung für Graham, als Überlebenshilfe … Der Gedanke war so unerträglich, dass ihr die Tränen kamen.
    Sie schluckte, klopfte dem Kamel liebevoll den Hals und ging zu ihrem Rucksack. Dann schrieb sie eine kurze Nachricht auf die Rückseite der Kartenskizze und schob sie unter den schlafenden Graham. Als sie wieder aus dem kleinen Behelfszelt kam, blinzelte sie in die Sonne und wickelte sich den grünen Schal so um den Kopf, dass nur noch ein schmaler Spalt für ihre Augen freiblieb. Sie füllte sich ein Viertel des Wassers ab, den Rest ließ sie für Graham da. Dann küsste sie ihn auf die Wange und bestieg das letzte Beduinenkamel.

    Ramses hatte ihr gesagt, dass ein Mensch wochenlang ohne Nahrung auskommen konnte, aber nur drei Tage ohne Wasser. Mit verbissener Entschlossenheit zwang sie sich, möglichst wenig zu trinken. Ihre Füße schmerzten, ihr Hals war ausgetrocknet und brannte, aber sie rationierte ihren Wasservorrat, indem sie nur alle paar Stunden winzige Schlucke nahm. Tagsüber richtete sie sich nach dem Sonnenstand, nachts nach den Sternen, wie Jabari es ihr beigebracht hatte.
    Am Abend des zweiten Tages erkannte sie deutliche Kamelspuren im Sand, die in westöstliche Richtung wiesen: die Karawanenroute. Sie stieg von ihrem Kamel, leckte sich die trockenen Lippen und begann, kleine Steine aufzuhäufen, die sie zu einem Pfeil formte, der in die Richtung zeigte, aus der sie gekommen war. Sämtliche Knochen taten ihr weh, und ihre Kehle schrie nach Wasser. Als sie fertig war, überkam sie eine tiefe Verzweiflung. Woher sollten die Männer wissen, dass sie es waren? Sie brauchte eine deutlichere Kennzeichnung. Ihr Schal!
    Jillian riss sich das smaragdgrüne Tuch herunter. Es flatterte wie eine Fahne in ihrer Hand.
    Den Schal hatte Graham ihr in Kairo gekauft. »Grün wie das ruhige Gras einer Oase, wie die erfrischenden Ruhepole des müden Wüstenwanderers.« Dazu hatte er gegrinst, wie immer, wenn seine poetische Ader durchkam. Er sagte ihr, sie sollte stets Edelsteinfarben tragen, weil sie zu ihrem Wesen passten. »Du bist nicht grau, Jilly. Du bist eine Flamme, du hast die Energie eines lodernden Feuers, bist wie das grüne Gras, wie der tiefblaue Ozean. Aber du bist nicht mehr das Grau der Stille.«
    Bei der Erinnerung an seine Worte wurde ihr zum Heulen. Sie befestigte den Schal an den Steinen und betete, dass die Khamsin ihn fanden, ehe der Wüstenwind ihn mit sich forttrug und nur noch ihre Knochen übrig wären, ausgeblichen von der unbarmherzigen Sonne. Der Wind schlug den dünnen Stoff wie eine Beduinenfrau, die einen Teppich ausklopfte. Ob in einem Monat noch letzte Fäden übrig waren, falls niemand kam und Graham und sie hier draußen starben?
    Der Gedanke war zu entsetzlich. Jillian wischte sich energisch die Tränen von den Wangen, für die sie den Wind und die Sonne verantwortlich machte. Dann ging sie zu Graham zurück. Als das Beduinenkamel zusammenbrach, ging sie zu Fuß weiter, müde und erschöpft, während die gleißende Sonne auf sie niederbrannte.

    Krank vor Sorge suchte Graham den Horizont ab. Die Nachricht, die Jillian ihm dagelassen hatte, steigerte seine Angst nur noch. Während er schlief, hatte sie sich aufgemacht, die Karawanenroute zu suchen, um dort eine Markierung anzubringen.
    Er sattelte Salomon und folgte ihren Spuren. Am liebsten wäre er so schnell wie möglich geritten, doch das war unvernünftig. Salomon war viel zu schwach und lahmte. Außerdem war es streckenweise

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