Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
hatten. Einer von ihnen hatte das arabische Wort für Feuer benutzt, und sie wusste, wie viel Angst sie davor gehabt hatten, sie zu vergewaltigen. Angst … Sie musste sie davon überzeugen, dass sie ein Geist war. Da kam ihr ein Gedanke.
»Geh schon, Jilly!«, sagte Graham verzweifelt. »Ich sagte, du sollst gehen. Lauf so schnell du kannst!«
»Nein«, erwiderte sie auf Englisch, »ich lasse nicht zu, dass er das macht. Schlimmstenfalls sterben wir zusammen, Graham. Erinnerst du dich daran, was du mir von deinem Peiniger erzähltest, wie du ihn besiegt hast? Wir können es genauso machen.«
Offensichtlich verstand Graham sofort.
»Zieh deine Hose aus, mein Liebster. Du wirst deine Arme und Beine brauchen«, sagte sie leise.
Er tat es. »Wenn du jetzt sagst«, stimmte Graham ihrem Plan zu und fiel auf seine Hände und Knie.
Jillian riss ihren Turban herunter, schüttelte die roten Locken und legte ihre Kleidung ab. Kurz darauf stand sie splitternackt vor den Männern und schrie das englische Wort für jetzt , bevor sie einen kreischenden Laut ausstieß, wie er den Wüstengeistern gern unterstellt wurde.
Einer der Beduinen reagierte prompt, indem er sie verängstigt ansah. »Al-Haiira!«, schrie er. »Dschinn!«
Alle drei starrten sie an.
In Blitzgeschwindigkeit trat Graham zu und erwischte einen der Männer rechts in der Wade, worauf dieser vornüberfiel. Dann sprang er auf und griff sich den Säbel des Mannes. Mit einem gezielten Hieb hatte er ihn niedergestreckt. Das Blut sprudelte aus seinem Hals in den Wüstensand. Ohne Zeit zu verschwenden, tötete er als Nächstes den Beduinen zu seiner Linken.
Nun war der Scheich allein und blickte zornerfüllt Jillians nackten Mann an. Graham erwiderte seinen Blick mit einer unheimlichen Blutrünstigkeit, und vor lauter Angst beging der Scheich einen fatalen Fehler.
Er zog hastig seine Hose hoch, drehte sich um und rannte los. Graham setzte ihm nach. Binnen nicht einmal einer Minute hatte er ihn eingeholt.
Für einen kurzen Moment blitzte Grahams Säbel in der Sonne, bevor er den gellenden Schrei des Scheichs verstummen ließ. Wilde, wütende Laute entfuhren Jillians Mann, und sie schrie auf, als er nicht innehalten wollte und immer weiter auf den Toten einhieb, dessen dunkelrotes Blut schon den Sand durchtränkte.
»Graham, hör auf! Hör auf! Er ist tot!«
Keuchend senkte Graham seinen Säbel. Blut benetzte seinen Körper. Er ließ den Säbel fallen.
»Es ist vorbei, Liebster«, sagte Jillian leise. »Er kann dir nichts mehr tun. Niemand kann es, nie wieder. Komm zu mir!«
Sie breitete die Arme aus, und er stürzte sich regelrecht in ihre Umarmung. Da tropfte ihr etwas Warmes auf die Schulter.
»Du blutest!«
Sie lief zu ihrem Rucksack, zerrte ein Handtuch hervor und rannte zurück. Mit zitternden Fingern legte sie das Tuch auf Grahams Wunde.
»Wir haben Kamele verloren«, sagte er. »Und ich weiß nicht, wie schwer Salomon verletzt ist. Wir müssen ihn finden.« Er verzog das Gesicht, als sie seine Wunde abtupfte.
Sie sah sich den Schnitt genauer an. »Die Blutung lässt nach, aber ich muss die Wunde reinigen.«
»Wir sollten uns vorher etwas überziehen«, sagte er und betrachtete sie dabei recht unverhohlen.
Verlegen wandte sie das Gesicht zur Seite und fühlte sich schrecklich zittrig. »Ach, Graham, er hätte … Wir hätten zugelassen, dass er …«
Er wurde sehr ernst, sah an sich hinab und lächelte unvermittelt. »Ich würde davon abraten, nackt durch die Wüste zu wandern. Es gibt Teile von mir, die das direkte Sonnenlicht gar nicht gut aufnehmen.«
Jillian überkam eine solch unglaubliche Liebe zu ihrem Mann, dass sie sprachlos war. Er scherzte, obwohl er gerade bereit gewesen war, für sie seinen schlimmsten Alptraum zu durchleben. Nur für sie.
Und in diesem Augenblick erkannte sie, welch tiefe innere Kraft der Mann besaß, den sie geheiratet hatte. Ja, er liebte sie wirklich – genug jedenfalls, um sich für sie zu opfern.
Jillian fand keine Worte, wenngleich ihre Lippen sich sinnlos bewegten. Zum Glück strich Graham ihr liebevoll über die Wange.
»Sag nichts! Ich verlange nicht mehr von dir als eine zweite Chance, Jilly. Ich liebe dich. Ich würde für dich sterben.«
»Oder Schlimmeres«, flüsterte sie.
Er nickte lächelnd. »Oder Schlimmeres.«
Dann wurde er sehr ernst. »Danke, Jillian. Danke, dass du mich gerettet hast – und das mehr als ein Mal. Erinnerst du dich, wie wir die Pyramide von Gizeh gesehen haben?«
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