Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
dunklen Augen gaben nichts von dem preis, was in ihm vorgehen mochte.
Der fließend geschmeidige Gang, mit dem er auf sie zukam, hatte etwas von einer Raubkatze. Jillian musste unwillkürlich an einen Leoparden denken, einen schwarzen Leoparden, der sich erbarmungslos anschlich. Und sie war seine Beute.
Sie wappnete sich und lächelte tapfer.
Eine erstaunliche Verwandlung ging unter den Matronen vor sich, als er näherkam. Sie kicherten leise, verneigten sich und schienen geradezu von innen heraus zu leuchten. Als er stumm vor Jillian stehen blieb, blickte sie zu ihrer Tante. Tante Marys strenger Blick wurde sichtlich weicher, bevor sie sich elegant vor dem Herzog verneigte.
»Euer Gnaden. Wie schön, Euch wiederzusehen! Es hat mich sehr gefreut, Euch bei der Gesellschaft der Knightsbridges kennenzulernen.«
Graham nickte, ohne die Augen von Jillian abzuwenden. »Mrs. Huntington, wären Sie so freundlich, mich der jungen Dame in Ihrer Obhut vorzustellen?«
Seine Stimme klang sanft und voll zugleich, wie guter Whiskey, der eine ausgetrocknete Kehle hinunterrinnt. Oder wie das Brennen eines Backenbarts auf zarter Haut, so heiß wie seine Küsse …
Bei dem Gedanken daran griff Jillian sich unwillkürlich mit einer Hand an den errötenden Hals. Ihre Tante sah sie an. »Euer Gnaden, Lady Jillian Stranton, Tochter des Earl of Stranton, meine Nichte. Lady Jillian, Seine Gnaden, der Duke of Caldwell.«
Jillian verneigte sich tief. Ihre Knie drohten jederzeit nachzugeben, und sie staunte, dass sie nicht direkt vor ihm zu Boden sank. Graham nickte zu ihrer Tanzkarte mit dem kleinen Stift daran.
»Dürfte ich um das Vergnügen des nächsten Walzers bitten?«, fragte er.
Ihre Lippen bewegten sich. Bernard hatte bereits um den Tanz angehalten. »Ich … ich fürchte, der nächste Tanz ist schon vergeben, Euer Gnaden.«
»Dann werde ich mit dem Tanz vorliebnehmen müssen, den Sie noch frei haben.«
Graham nahm ihre Tanzkarte und trug seinen Namen ein. Gleich darauf begegneten ihre Blicke sich aufs Neue. Er ließ die Tanzkarte los und streifte ihr Handgelenk ganz sachte. Sogleich schien sie eine Hitzewelle zu überfluten. Der kleine Stift baumelte an ihrer zitternden Hand.
»Bis dann«, murmelte er.
Jillian sah auf ihre Karte. Bis dann.
Den Walzer mit Bernard brachte Jillian in einer Mischung aus Vorfreude und fürchterlicher Angst hinter sich. Der Duke of Caldwell war ihr Liebhaber gewesen. Der Duke of Caldwell. Der mysteriöse Herzog mit den dunklen Augen, der im ganzen Ballsaal ein eifriges Flüstern und Tuscheln ausgelöst hatte. Der begehrenswerte, wohlhabende und rätselhafte Herzog.
Ihr Blick fiel auf die breite Stirn ihres Tanzpartners, die kräftigen Wangenmuskeln und den dicken gewachsten Schnauzbart über den dünnen geschürzten Lippen. Beim Tanzen neigte er sich ein wenig zu sehr nach rechts, was wie ein Humpeln anmutete. Und er dünstete eine Wolke von kräftigem Eau de Cologne aus, die jedoch kaum den Gestank seines säuerlichen Schweißes zu übertönen vermochte. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen, obwohl der Walzer eben erst begonnen hatte, und wieder vollführte Bernard eine ungeschickte Drehung, bei der Jillian beinahe stolperte. Sie fing sich ab, versuchte, sich zu konzentrieren – und trat ihm auf den Fuß.
»Jillian, meine Teure, achten Sie auf Ihre Füße!«, ermahnte er sie.
Sie murmelte eine Entschuldigung und achtete besonders sorgfältig auf ihre Schritte. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Herzog, der sich mit einigen der Matronen unterhielt. Er blickte auf und sah ihr geradewegs in die Augen, worauf ihr entsetzlich heiß wurde. Hastig wandte sie den Blick wieder ab.
»Bernard, was wissen Sie über den Duke of Caldwell? Ich habe ihn nie zuvor bei einer Gesellschaft oder einem Ball gesehen.«
»Jillian, es ist unhöflich, über andere zu klatschen.«
»Er bat mich um den nächsten Tanz. Wenn ich mich mit ihm unterhalten soll, möchte ich keine unverzeihlichen Fehler machen.«
Bernard nickte wohlwollend. »Nun dann, der Herzog verwaiste mit sechs Jahren, als seine Familie Ägypten bereiste und eine Horde wilder Araber ihre Karawane überfiel. Die Heiden metzelten alle nieder. Er versteckte sich hinter einem Felsen und sah alles mit an.«
»Guter Gott, der arme Junge!«, sagte sie, entsetzt bei der Vorstellung eines jungen Grahams, der gezwungen war, die brutale Ermordung seiner Eltern zu bezeugen.
»Alle glaubten ihn und seinen jüngeren Bruder Kenneth, den
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