Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Viscount Arndale, tot. Ein englisches Paar, das zufällig vorbeikam, rettete den Herzog und nahm ihn auf. Sie waren schon älter, recht exzentrisch und reisten gern in Arabien. Kenneth wurde von einem heidnischen ägyptischen Stamm aufgezogen. Sein Großvater fand ihn in Ägypten und brachte ihn nach England zurück, um ihn zu seinem Erben zu erziehen. Letztes Jahr bekam Kenneth den Titel, nachdem sein Großvater gestorben war. Und als er nach Ägypten reiste, um bei einer Ausgrabung dabei zu sein, fand er heraus, dass sein älterer Bruder in Kairo lebte!«
»Er fand ihn wieder, nach Jahren, in denen er ihn verloren geglaubt hatte?«
»Wie es scheint, erlitt der Herzog einen Gedächtnisverlust, als er mitansah, wie seine Eltern ermordet wurden. Seine Erinnerung kehrte erst zurück, als er seinem Bruder begegnete. Kenneth trat den Titel an ihn ab, was auch gut so ist, denn der Viscount heiratete eine heidnische Araberin, eine schmutzige Eingeborene ohne gesellschaftlichen Rang, deren uneheliche Tochter er adoptierte. Wie dem auch sei, die Tristans sind wohlhabend, und der alte Herzog genoss hohes Ansehen.«
»Sie wissen offenbar einiges über sie.«
»Ich lege Wert darauf, über jede reiche und mächtige Familie Bescheid zu wissen. Es ist politisch hilfreich.«
Jillian erinnerte sich an den gehetzten Blick in Grahams dunklen Augen. »Mir scheint er eine tragische Gestalt zu sein.«
»Zweifellos. Obwohl er von diesem englischen Paar erzogen wurde, fügten sie ihm doch einigen Schaden zu, indem sie ihn zwangen, in Arabien zu leben, unter diesen widerwärtigen schmutzigen Heiden.«
Jillian vermutete, dass jener Ausdruck, den sie in Grahams Augen bemerkt hatte, nicht seinem Leben unter heidnischen Arabern geschuldet war. Vielmehr spürte sie, dass er ein schreckliches Geheimnis hütete. Oh ja, sie wusste sehr wohl, was es hieß, Geheimnisse zu haben.
Der Walzer endete, und Bernard eskortierte sie von der Tanzfläche zu ihrer Tante zurück. Dabei schaute er sich im Ballsaal nach dem Herzog um.
»Seine Gnaden könnte mir im Parlament recht nützlich sein. Seien Sie also bitte witzig und charmant, und versuchen Sie auf keinen Fall, sich mit ihm über Intellektuelles zu unterhalten.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn. »Kein albernes Geschwätz über den jammervollen Zustand der englischen Wirtschaft!«
Sie wurde wütend. »Nein? Ist er denn nicht bejammernswert?«
Bernard lachte. »Jillian, überlassen Sie intellektuelle Gespräche den Männern! Ihr Verstand reicht dafür nicht aus.«
Woher wollte er das wissen? In Sachen Verstand dürfte Bernard wohl kaum fachkundig sein, denn würde man seinen Schädel öffnen, fände sich darunter bestenfalls noch mehr von dem Macassar-Öl, das er sich so großzügig ins Haar schmierte.
»Ja, natürlich, Bernard«, sagte sie.
Er entschuldigte sich, um wieder zu ihrem Vater und dem Whist-Spiel zurückzukehren. Jillians Herz pochte vor Aufregung und Sorge, als der Herzog sich näherte.
Schweigend hielt er ihr seine Hand hin, die sie ebenso schweigend nahm. Er führte sie auf die Tanzfläche zurück und legte die andere Hand an ihre Taille. Selbst durch die Stoffschichten ihrer Kleidung spürte sie noch deutlich seine Hitze. Jillian schluckte, und sie begannen, sich im Walzer zu wiegen.
Ein zweites Mal lag sie in seinen Armen, diesmal vor der versammelten feinen Gesellschaft Londons. Sie umfasste seine seidenverhüllte Schulter fester, während sie sich daran erinnerte, wie sie sich an seinem breiten Rücken festgehalten hatte, als er in sie eindrang …
Wenngleich sie furchtbar nervös war, fiel ihr das Tanzen mit ihm doch um ein Vielfaches leichter als mit Bernard. Er führte sie so sicher, dass sie gleichsam übers Parkett schwebte. Verwundert blickte sie zu ihm auf.
»Ihr habt ausdrücklich gesagt, wir dürften uns nie wiedersehen. Warum der Tanz?«, fragte sie ohne Umschweife.
»Vielleicht, damit wir sprechen können, ohne dass uns sämtliche Klatschmäuler belauschen.«
»Nun gut. Reden wir also.«
Er lachte leise. »Sie sind ziemlich direkt.«
Nur bei dir, dachte sie. Bei jedem anderen war sie ein stilles rothaariges Mäuschen, ein bloßer Schatten ihrer selbst.
Er führte sie in eine sanfte Drehung, der sie mühelos folgen konnte. Ja, im Tanz passten sie ebenso gut zusammen wie letzte Nacht. Bei dem Gedanken errötete sie prompt und hoffte inständig, dass er es nicht bemerkte.
»Es steht Ihnen, wenn Sie erröten«, sagte er lächelnd.
Jillian bedachte
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