Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
ausgeklügelten Pläne zu Staub zerfallen. Nichts interessierte sie mehr, nicht einmal Radcliffe.
Die Spannung verflog in dem Augenblick, in dem Bernard neben ihnen auftauchte. Tante Mary murmelte eine kurze Entschuldigung und entfernte sich. Jillian fühlte, wie sie wieder in die alte Haltung zurückfiel. Höflich stammelnd machte sie die beiden Herren bekannt, wobei sie sich allerdings versprach. »Graham, der Duke of Caldwell.«
Sie hatte ihn beim Vornamen genannt! Erschrocken verstummte sie.
Bernard schüttelte milde und überlegen belustigt den Kopf. »Vergebt Lady Jillian, Euer Gnaden! Sie ist sonst nicht so linkisch.«
Der Herzog erwiderte sein Lächeln nicht, sondern wurde eisig. »Ich würde meinen, sie hat mich vollkommen korrekt vorgestellt. Graham ist mein Name – und manche Menschen bitte ich, mich so zu nennen.«
Bernards teigiges Gesicht verlor den letzten Rest an Farbe. »Ich bitte um Verzeihung. Mir war nicht bewusst, dass Lady Jillian gut genug mit Euch bekannt ist, um Euch beim Vornamen zu nennen.«
»Wir haben ganz vorzüglich miteinander getanzt. Ich würde meinen, das macht uns vertraut genug«, antwortete er mit Blick auf Jillian.
»Nun, dann hoffe ich, sie trat Euch nicht auf die Zehen wie mir«, sagte Bernard grinsend. Jillian wollte im Boden versinken.
»Ganz im Gegenteil: Ich stellte fest, dass Lady Jillian eine ausgezeichnete Tänzerin ist. Wir haben es beide sehr genossen.«
Jillian warf ihm einen warnenden Blick zu, den Graham aber leider ignorierte.
»Tanzen Sie oft, Mr. Augustine?«, fragte er.
»Ich fürchte, ich bin nicht so begnadet wie manch anderer«, gestand Bernard. »Mir bereitet es gewöhnlich wenig Vergnügen.«
»Aha?« Der Herzog sah ihn fragend an.
»Tanzen ist eine notwendige gesellschaftliche Übung, ohne Frage, aber es kann doch recht eintönig sein«, fuhr Bernard fort, ohne die Doppeldeutigkeit zu bemerken. Graham indessen war offensichtlich entschlossen, ihn weiter zu provozieren.
»Da würde ich Ihnen zu widersprechen wagen, Mr. Augustine. Mit der richtigen Partnerin – wie etwa Lady Jillian – hält es die exquisitesten Genüsse bereit.« Seine sinnlichen Lippen formten ein verhaltenes Lächeln, und Jillian wurde sekündlich röter.
Graham konnte nicht umhin, leise zu lachen. Jillian war zweifellos eine recht willensstarke und vor allem kluge Frau. Er spürte, wie es unter ihrer ruhigen Oberfläche brodelte, hinter der Fassade ihrer Erziehung. Das schlichte graue Kleid, das sie trug, verlieh ihr das Aussehen einer strengen Gouvernante, und zugleich konnte es ihre Reize nicht gänzlich verbergen. Er malte sich aus, wie er es ihr langsam auszog und die Alabasterhaut darunter entblößte, wie er es letzte Nacht getan hatte. Er würde jeden Flecken ihrer samtigen Haut küssen, um ihr diese allerliebsten kleinen Schreie zu entlocken.
Welche Leidenschaft hatte sie letzte Nacht bewiesen … und gewiss brannte sie nach wie vor in ihr. Er unterdrückte sein Lächeln und gab sich damit zufrieden, Lady Jillian im Geiste zu entkleiden, mit ihr auf einer Matratze Walzer zu tanzen und die rothaarige Frau mit den grünen Augen vor Verlangen erblühen zu sehen … er sah vor seinem geistigen Auge, wie sie ihn in der Wüste auslachte, während sie ihn dort gefangen hielt …
Abrupt endete seine Phantasie, und mit ihr erstarb sein Lächeln. Er musste ihre Liaison geheimhalten und schwören, sie nie mehr wiederzusehen. Jede Faser seines Seins warnte ihn, dass sie gefährlich war. Selbst ihre unschuldige Frage war gefährlich gewesen: Warum seid Ihr nicht weggegangen?
Es war unerheblich. Nach heute Abend, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, war alles unwichtig – sogar die eine süße Nacht in ihren Armen. Leidenschaft und Hitze. Sie würden als Erinnerungen mit ihm am Galgen sterben.
Und dennoch bröckelte seine eiserne Entschlossenheit. Sie nie wieder kosten zu dürfen, nie wieder jene Wonnen zu erleben, die sie gemeinsam genossen hatten …
Dieser selbstgefällige Dummkopf, der sich Bernard nannte, sagte etwas. Graham rang sich ein Lächeln ab und neigte den Kopf.
»Lady Jillian und ich planen, unsere Flitterwochen in Bath zu verbringen, Euer Gnaden. Habt Ihr schon einmal von dem Wasser dort gekostet?«
Wie bitte? Jillian sollte diesen teiggesichtigen Geck heiraten? Graham war schockiert, ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern antwortete etwas Nichtssagendes, während er Jillian anstarrte. Ihre Wangen waren gerötet, und sie wandte den
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