Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Männer buchstäblich geschrumpft. Und jeder ehescheue Junggeselle nahm sich nach seinem schockierenden Geständnis und seiner gewagten Absichtserklärung geradezu rückgratlos aus.
Plötzlich bemerkte Jillian, wie alle jungen heiratsfähigen Damen im Saal Graham unverhohlen interessiert beäugten. Mit seinem Geständnis hatte er sozusagen den Einsatz erhöht und sich von einem distanzierten Exoten in einen äußerst reizvollen Verführer gewandelt. Nicht nur zahlreiche der jungen Damen, sondern sogar einige der prüden Anstandsdamen stießen wehmütige Seufzer aus, worauf aus mehreren Herrenmündern gemurmelte Zurechtweisungen vernehmbar wurden.
Graham lächelte frostig. »Ich denke, wir sollten uns besser in einen anderen Raum zurückziehen, um alles zu besprechen. Zunächst aber bitte ich um ein Wort mit Ihrer Tochter, Lord Stranton.« Und ohne auf eine Antwort ihres Vaters zu warten, fasste Graham sie beim Ellbogen und schickte sich an, Jillian aus dem Saal zu führen.
»Sie sollten nicht allein sein! Das ist unanständig!«, plusterte Bernard sich auf.
Jillian hörte, wie Lord Huntly darauf zynisch erwiderte: »Ich denke, es ist ein wenig spät, um sich darum zu sorgen.«
Kapitel 5
J illians Gedanken überschlugen sich, als Graham sie in die große Bibliothek brachte und die Doppeltüren hinter ihnen schloss. Er drehte sogar den Messingschlüssel um und schloss sie beide ein – oder vielmehr ihren Vater aus.
Dann betätigte er den Lichtschalter, so dass der Raum hell erleuchtet war, und lehnte sich von innen gegen die Tür. Mit vor der Brust verschränkten Armen sah er Jillian an.
»Ihr habt mich unmöglich gemacht!«, sagte sie.
Er lächelte. »Ich habe Sie gerettet, Lady Jillian – vor dem unerträglichen Geck, der entschlossen war, Sie zur Frau zu nehmen. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Aber ich hielt diese Lösung für die beste für uns beide.«
Zornesröte stieg ihr ins Gesicht, und sie ballte die Hände so fest, dass sie durch den Seidenhandschuh spürte, wie ihre Fingernägel sich in ihre Handflächen bohrten.
»Warum? Warum? «
»Ich brauche eine Frau. Sie wollten weglaufen. Folglich heißt die Lösung: Sie heiraten mich.«
»Ich denke nicht, dass das eine Lösung ist. Und falls Ihr, Sir, auf der Suche nach einer passablen Gattin sein solltet, könnt Ihr gewiss eine bereitwillige Kandidatin auf dem Heiratsmarkt finden, ohne gleich einen Skandal zu verursachen!«
»Vielleicht fände ich eine Braut unter diesen kichernden blassen Küken, die sich bei Anlässen wie dem heutigen tummeln, aber ich will Sie.«
»Ich bin mittellos, und Ihr kennt mich überhaupt nicht!«
»Wir hatten einen glücklicheren Auftakt als viele andere Ehen. Immerhin wissen wir schon, was dem anderen gefällt.«
»Ihr müsst von Sinnen sein!«, konterte sie empört. »Wir haben eine Nacht gemeinsam verbracht, nach der Ihr erklärtet, dass Ihr mich nie wiedersehen wolltet. Und nun bietet Ihr mir Euren Namen an?«
»Ich habe meine Meinung geändert.«
»Ich die meine nicht. Ich werde Euch nicht heiraten!«
»Ihnen dürfte kaum eine Wahl bleiben«, entgegnete er.
Es war der reine Irrsinn. Sie fühlte sich, als wäre sie von einer unaufhaltsamen Macht gefangen. »Ihr zwingt mich also in die Ehe mit Euch, indem Ihr der feinen Gesellschaft erklärt, dass ich keine Jungfrau mehr bin? Damit habt Ihr den guten Namen meines Vaters ruiniert.«
Schlagartig wechselte der Ausdruck des Herzogs. Sein Gesicht war auf einmal wie versteinert, und in seinen Augen schien es zu lodern. Jillian beobachtete ihn ängstlich und fasziniert zugleich, und ein Schauer durchfuhr sie, als sie an die gebündelte Kraft dachte, die sie für einen kurzen Moment im Bordell entfesselt erlebt hatte.
»Ruiniert? Das glaube ich nicht – ganz im Gegenteil: Er gewinnt einen Herzog als Schwiegersohn. Und vergessen wir nicht die finanziellen Vorteile, auf die Ihr Vater doch vornehmlich bedacht ist. Er erwartet, mit Ihrer Verheiratung Geld zu machen, und ich biete ihm dieselbe Regelung, die mit Mr. Augustine vereinbart war.«
Jillian war den Tränen nahe. »Und die Vorteile für Euch, Sir, wenn mein Vater erst bezahlt ist? Ich vermag nicht zu erkennen, was Ihr davon habt.«
Ein Klopfen erklang von der Tür, dann die Stimme ihres Vaters: »Jillian? Euer Gnaden?«
Der Herzog ignorierte es und sah Jillian weiter an, die sich die Hand vor den Mund hielt. Sie wollte nur weg von hier. Nervös blickte sie zu den Glasflügeltüren an der
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