Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
phantastischen Sehenswürdigkeiten erzählt hatte, wünschte sie sich, das alles einmal mit eigenen Augen zu sehen.
Sie griff nach Grahams Arm, um ihn aufzuhalten.
»Das ist unvergleichlich – so imposant und dauerhaft!«, staunte sie laut.
Graham wandte sich zu ihr um, und für einen kurzen Moment leuchtete Bewunderung in seinem sonst so verschlossenen Gesicht auf.
»Die Pyramide ist wie du: wunderschön, mysteriös und verlockend. Jeder, der sie betrachtet, ist angesichts ihrer Schönheit von Ehrfurcht erfüllt«, sagte er leise.
Sie war gerührt, weil er so poetisch wurde, aber auch ein wenig verunsichert. »So siehst du mich, Graham? Die Pyramide ist großartig, aber aus abweisendem kalten Stein. Sie lädt nicht zur Nähe ein, strahlt keine Wärme aus.« Ihr Brustkorb fühlte sich unangenehm eng an. »Sie ist als Grab gebaut worden. Bin ich das für dich, Graham?«
Er strich ihr sanft über die Wange. »Du betrachtest sie wie eine Engländerin, als ein Denkmal für einen toten König. Aber du musst sie wie die alten Ägypter sehen. Denk an ihren Zweck.«
»Einen Leichnam zu bergen.«
Er wurde ernst. »Neues Leben zu bergen. Der Tod war für die alten Ägypter nur eine Reise, ein Übergang in ein neues Leben. Diese Pyramide wurde gebaut, um dem Pharao auf seinen Weg zu ewiger Freude im Nachleben zu helfen.«
Graham stellte sich hinter sie und legte die Arme um sie. Sein warmer Atem kribbelte an ihrem Ohr, als er ihr zuflüsterte: »Sieh sie dir genau an! Das bist du für mich: eine Reise in ein neues Leben.«
Ihre Enttäuschung war geradezu schmerzhaft. Sie hatte auf etwas Tieferes, Bedeutenderes, Vielsagenderes gehofft. Aber so klug seine Worte auch gewählt waren, sie änderten nichts. Ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte, diesen Mann zu ergründen, seine Schichten zu enthüllen, eine emotionale Nähe zu ihm zu finden – sie scheiterte.
Vielleicht verlangte sie einfach zu viel.
Jillian drehte sich in seinen Armen um und lächelte. »Wollen wir nachforschen gehen?«
Für einen winzigen Augenblick verschwand die Maske, und Jillian sah eine schmerzliche Einsamkeit. Dann erwiderte er ihr Lächeln.
»Möchtest du hinaufsteigen?«, fragte er. »Das solltest du unbedingt tun, wo du doch zum ersten Mal hier bist.«
»Oh! Darf ich?«
Er begleitete sie zu den hohen Stufen und blickte auf ihre langen Röcke. Atemlos vor Aufregung, beobachtete sie, wie Graham zwei ägyptische Führer anheuerte. »Ich fürchte, du wirst Hilfe brauchen. Einige der Stufen sind anderthalb Meter hoch«, erklärte er ihr.
»Und was ist mit dir?«
»Ich komme allein zurecht.« Er sah sie an. »Macht es dir etwas aus, wenn ich vorausgehe? Ich war selbst seit einiger Zeit nicht mehr oben und kann es gar nicht erwarten, ganz oben zu sein.«
Sie lächelte. »Nur zu! Ich werde dich nicht aufhalten.«
Graham schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, bevor er mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze losging. Mit müheloser Eleganz schwang er sich Stufe um Stufe hinauf. Beim Klettern spannte sein heller Anzug sich über seinen breiten Schultern. Sein schwarzes Haar schimmerte bläulich im Sonnenlicht. Jillian bedankte sich freundlich, als ihr die beiden Ägypter die höheren Stufen hinaufhalfen. Da sie jedoch so viel wie möglich allein bewältigen wollte, kletterte sie die niedrigeren Stufen selbst.
Als sie schließlich oben ankam, sah sie Graham dort stehen wie einen Pharao, der den Horizont absuchte. Unten bewegte sich ein unendlicher Touristenstrom. Graham indessen schien wieder weit, weit weg. Etwas an seiner Haltung, stolz und distanziert, erinnerte sie unweigerlich an die antiken Könige des fremden Landes.
Dann aber kam sie näher und erschauderte. Wieder überkam sie das Gefühl, ihr Mann wäre nicht, was er nach außen schien. Und nun, da er mit verschränkten Armen dastand, mit steinerner Miene, wurde es ihr blitzartig klar:
Er ähnelte keineswegs einem zufriedenen Pharao, der sein Königreich überblickte, sondern vielmehr einem verbitterten Eroberer, der entschlossen war, das, was er vor sich sah, niederzuschlagen. Als wollte er an der Wüste für irgendetwas Vergeltung üben.
Welche Schlachten tobten in diesem Mann, Kämpfe, von denen er ihr niemals erzählen würde? Graham war eine Festung, nicht minder widerstandsfähig als die Pyramide, aus der Jillian ausgesperrt blieb. Und doch war er ebenso wenig wie das monumentale Bauwerk vor Eindringlingen geschützt. Man musste nur den verborgenen Zugang finden, genau wie
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