Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Morgen, nachdem sie die Umrisse kopiert hatten, fertigte Graham ein Duplikat.
»Ich wusste gar nicht, dass sie schon Schlösser hatten«, gestand Jillian verwundert.
»Die alten Ägypter waren eine sehr fortgeschrittene Kultur. Man geht davon aus, dass sie die ersten Schlösser erfanden.«
»Machen wir uns jetzt auf die Suche nach dem Schatz?«
»Nein, wir müssen erst einen Stamm besuchen, den ich kenne. Die Khamsin, bei denen mein Bruder aufwuchs, leben im Süden. Aber vorher kaufen wir ein paar Vorräte für die Reise ein. Und ich dachte, du hast vielleicht Lust, dir Kairo ein bisschen anzusehen.«
Kairo mit seinen Türmen, den Minaretten und der islamischen Architektur versetzte Jillian in Erstaunen. Graham verwöhnte sie mit einem Einkaufsbummel auf dem Basar und bewunderte ihre weiblichen Kurven, als sie sich vorbeugte, um eine Goldschale zu betrachten, die ihr ein eifriger Händler anbot. Das schillernde, lebendige Smaragdgrün ihres Kleides mit den elfenbeinfarbenen Spitzenapplikationen betonte ihren cremeweißen Teint und ihr leuchtend rotes Haar aufs Trefflichste. Nie wieder würde er zulassen, dass sie sich in hässliches, bedrückendes Grau hüllte! Ihr Vater hatte sie in diese abscheulichen Kleider gezwungen wie in eine Stahlrüstung. Aber langsam gelang es Graham, ihr wahres Wesen hervorzulocken. Er wusste, dass sie sich unbeachtet, geringgeschätzt und ungeliebt fühlte, und all das wollte er dringend ändern.
Doch er wollte sie nicht bei sich haben, während er Khufus Schatz suchte. Vielmehr plante er, sie in der Obhut seiner Freunde im Khamsin-Lager zu lassen und allein in die Wüste zu reiten.
Dort nämlich würde er seinem Peiniger gegenübertreten. Dessen war er sich so sicher, weil er heute Nachmittag in Kairo noch einen anderen Rotschopf entdeckt hatte, der sich sogleich wieder in der Menge versteckte. Ein kurzer Blick jedoch hatte genügt. Das Gesicht war unverwechselbar. Graham kannte es viel zu gut.
Am folgenden Tag brachen sie zum Khamsin-Lager auf. Graham überraschte Jillian, indem er eine Dahabiya mietete, mit der sie den Nil hinunterfuhren. Nun saßen sie gemeinsam auf einem großen Diwan an Deck, während der Kapitän das Hausboot lenkte. Der Wind streichelte Jillians Wange und spielte mit den Locken, die sich aus den Haarnadeln gestohlen hatten. Fasziniert blickte sie sich um und atmete den Geruch des Flusses ein. Am Ufer trotteten Esel, die Gemüsekarren zogen. Kinder standen da und beäugten Graham und Jillian neugierig.
»Ich komme mir vor wie eine rothaarige Kleopatra, die in eine andere Zeit versetzt wurde«, flüsterte sie, als sie den Kindern zuwinkte.
Graham lächelte. »Warte, bis du die Khamsin kennenlernst, den Stamm, der meinen Bruder großzog. Die Khamsin sind anders als andere Wüstenstämme. Ihre Zelte sind nicht nach Geschlechtern getrennt. Männer und Frauen speisen gemeinsam, und die Männer haben nur eine Ehefrau.«
»Ein progressiver Stamm, der sich modernen Sitten anpasst?«
Er lachte. »Ein uralter Stamm, dessen Vorfahren bis in die Zeit von Pharao Achenaten zurückreichen. Trotzdem gehen sie mit der Zeit. Elizabeth, die Frau des Scheichs, tat allerdings das ihre dazu.«
»Ein seltsamer Name für die Frau eines Scheichs.«
»Sie ist Amerikanerin, sehr temperamentvoll, modern und unsagbar in ihren Mann verliebt. Sie ist eine Suffragette und hat fast dem ganzen Stamm, Männern wie Frauen, das Lesen beigebracht.«
Jillian verbarg ihre Überraschung und Vorfreude nach Kräften. »Hat sie?«
»Elizabeth liebt es, mit Traditionen zu brechen. Ihr und Jabari geht es vorrangig darum, die Khamsin auf die moderne Gesellschaft zuzuführen und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu wahren. Ich bin sicher, dass sie sich gern von dir beraten lassen werden.«
»Erzähl mir mehr von dem Stamm!«, bat Jillian ihn.
Graham erklärte ihr, dass die Khamsin weit im Innern der Wüste lebten. »Der Scheich hat einen Leibwächter, der sich Wächter der Ewigkeit nennt und Jabari mit seinem eigenen Leben schützt. Ich habe mich sehr gut mit Jabari und Ramses, seinem Wächter, angefreundet. Ramses ist mit Katherine verheiratet, deren Vater ein englischer Lord ist.«
Noch mehr Überraschungen. »Dann mag Ramses die Engländer?«
Wieder lachte Graham. »Einst verabscheute er sie. Aber er liebt seine Frau innig, und inzwischen ist er bereit, die Engländer zu respektieren. Jedenfalls bezeichnet er sie nicht mehr als weißbäuchige Samak – Fische.«
»Gut für dich, dass
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